Gerhard Bullinger bleibt Kreisbrandrat bis April 2014

Landkreis Ebersberg · Eine Art Institution

Während Gerhard Bullingers verbleibender Amtszeit passiert noch so Einiges: etwa ein sogenanntes Flash-Over-Training in Poing. 	Fotos: privat/FW-Verband

Während Gerhard Bullingers verbleibender Amtszeit passiert noch so Einiges: etwa ein sogenanntes Flash-Over-Training in Poing. Fotos: privat/FW-Verband

Ebersberg · Kreisbrandrat Gerhard Bullinger hat seine letzte Amtszeit angetreten. Am 15. April 2014 muss er sein Ehrenamt, das er seit Januar 1989 bekleidet, niederlegen, weil er dann 63 Jahre alt ist. So schreibt es das Gesetz vor.

Dass er auch für diese kurze Zeit noch einmal gewählt werden würde, war abzusehen. Schließlich ist er zu einer Art Institution im Landkreis Ebersberg geworden. Einen Nachfolger zu finden ist außerdem schwer. Die Aufgaben eines Kreisbrandrates kosten viel Zeit und erfordern Flexibilität. Fast jeden Tag steht ein Termin in seinem Kalender: Dienstversammlung der Werksfeuerwehren, Besprechung mit dem Alarmierungszweckverband Erding, Absicherung einer Photovoltaikanlage an der A94 und anderes. Hinzu kommen Noteinsätze. Bullinger hat das Glück, sein Ehrenamt gut mit seinem Job in Einklang bringen zu können. Er ist hauptberuflich Baukontrolleur im Landratsamt Ebersberg, Schwerpunkt Brandschutz. Die Hälfte seiner Arbeitszeit ist er freigestellt. Früher war er in der privaten Wirtschaft tätig, da musste er für seine Einsätze jedes Mal Sonderurlaub nehmen, erzählt er. Auch die Familie muss mitspielen. Denn an drei bis vier Abenden in der Woche ist er unterwegs. »Da braucht man eine sehr verständnisvolle Frau«, sagt der fünffache Vater lächelnd. Auch da hatte er Glück.

Gerhard Bullinger liebt Kinder, ihm macht der Umgang mit jungen Menschen Spaß. Das stellte er schon fest, als er in jungen Jahren Sportleiter bei der Luftwaffe in Neubiberg war. 1978 begann er dann in Glonn, das der gebürtige Münchner zu seiner Wahlheimat gemacht hatte, eine Jugendfeuerwehr aufzubauen und 14- bis 16-Jährige zu begeistern. Das war damals noch unüblich. Bereits zwei Jahre später gewann er mit seinem Nachwuchs zahlreiche Wettbewerbe. Der damalige Kreisbrandrat wurde auf ihn aufmerksam und bat ihn, auf Landkreisebene die gesamte Jugendarbeit zu organisieren. Zu dieser Zeit gab es gerade einmal zehn Jugendgruppen mit 125 Mitgliedern, heute sind es 26 Gruppen mit 313 Aktiven. »Wir haben insgesamt 48 Freiwillige Feuerwehren im Landkreis, das heißt, dass die Hälfte mittlerweile Jugendgruppen hat«, sagt Bullinger. Ein Zuckerschlecken ist die Arbeit nicht. »Kindern muss man immer etwas bieten«, weiß er. Daher hat er einen strukturierten Schulungsplan für den Nachwuchs erstellt.

Sein Engagement führte schließlich 1989 zu seiner Wahl als Kreisbrandrat. 1995 gründete er den Bezirksfeuerwehrverband Ebersberg, dessen Vorsitzender er bis 2007 war. Das Amt gab er auf, weil er in diesem Jahr zum stellvertretenden Landesvorsitzenden des Bayerischen Feuerwehrverbandes gewählt wurde. Und das wird er bis September 2013 auch bleiben – dann wird er, ebenfalls aus Altersgründen, ausscheiden.

Sein schlimmstes Erlebnis in all den Jahren war das Hochwasser in Glonn im Jahr 2002. Es war für ihn besonders belastend, weil er einen persönlichen Bezug zu den Menschen hatte. Einige haben ihn danach beim Bäcker angesprochen, warum bei ihnen erst nach über einer Stunde Hilfe kam. Aber, sagt Gerhard Bullinger, man hätte damals 80 Einsatzstellen und nur eine Glonner Feuerwehr gehabt, die anderen Rettungskräfte aus den umliegenden Gemeinden hätten nicht so schnell da sein können. »Und wir mussten Prioritäten setzen.« Unter einem Tanklager mit Flüssiggas hätte es zum Beispiel das Betonfundament unterspült, der Tank hing nur noch an einer Leitung, es bestand Explosionsgefahr. »Im Katastrophenfall ist man immer erstmal hilflos.«

In den kommenden 16 Monaten hat der Kreisbrandrat noch einiges vor. Im Februar ist für eine Woche ein Fahrsicherheitstrainer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Anzing. Ein Flash-Over-Training, also eine Real-Brand-Ausbildung, wird in Poing stattfinden. Ganz besonders liegt ihm die Reduzierung von Fehlalarmen am Herzen. Es seien zu viele, das führe irgendwann dazu, dass ein Alarm nicht mehr ernst genommen wird, erklärt er. Der Kreisbrandrat hat sich vorgenommen, bei jedem Fehlalarm zum Betreiber der jeweiligen Firma oder Einrichtung zu gehen, um die Ursache herauszufinden. Und seinen Nachfolger möchte er auch noch intensiv einarbeiten. Wer das sein wird, steht noch nicht fest. »Es gibt Namen, aber die dürfen wir noch nicht nennen, weil die Betroffenen erst noch mit ihren Arbeitgebern sprechen müssen«, so Bullinger. »Aber es wird jemand aus der Führungsriege sein«, verrät er. Sybille Föll

Artikel vom 08.01.2013
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