Neues Wohngebiet auf dem Areal der ehemaligen Bayern-Kaserne in Freimann

Freimann · Jetzt wird geplant!

Michael Hardi erläuterte die Planungen für die ehemalige Bayern-Kaserne. Foto: ws

Michael Hardi erläuterte die Planungen für die ehemalige Bayern-Kaserne. Foto: ws

Freimann · 3000 Wohnungen, 7500 Bewohner, Grundschule und Gymnasium für 1200 Schüler, Kinderhäuser, Jugendtreffs und eine Feuerwache – all das könnte auf dem Gelände der ehemaligen Bayern-Kaserne in Freimann entstehen.

Wie geht es weiter mit der ehemalige Bayernkaserne?

Zur Umwandlung des Bundeswehrareals in ein Wohngebiet wird 2013 ein städtebaulicher Wettbewerb stattfinden. Dazu soll am 30. Januar im Planungsausschuss des Stadtrates der Grundsatz- und Eckdatenbeschluss fallen. Die Eckdaten dienen den Architekten als Orientierungswerte.

Das 48 Hektar große Areal erstreckt sich von der Heidemannstraße aus nach Süden und gehört inzwischen der Stadt München. Sie plant im März eine Podiumsdiskussion mit den Anwohnern und eine weitere Bürgerbeteiligung im Laufe des Jahres: und zwar, wenn aus den 35 bis 40 Architektenteams die besten vier Arbeiten ausgewählt sind. Diese will die Stadtverwaltung dann mit den Bürgern diskutieren. Danach werden die Entwürfe überarbeitet und die Empfehlungen der Bürger und des Preisgerichts berücksichtigt. Schließlich wird die Jury eine Rangfolge der Arbeiten festlegen und Preise vergeben. Dieses mehrstufige Verfahren bietet Stadtbaurätin Elisabeth Merk zufolge den Vorteil eines »kontinuierlichen Dialogs« zwischen Architekten, Bürgern und Preisgericht. Denn es geht nicht um irgendein Wohnprojekt.

Die Bayern-Kaserne sei nach Freiham die letzte große städtische Entwicklungsfläche in München, erläuterte Michael Hardi vom Planungsreferat im Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart und betonte: »Man darf dieses Potenzial nicht verschleudern.« Deshalb werde man dem Stadtrat vorschlagen, das Kasernenareal dichter zu bebauen als ursprünglich geplant. Anfangs hatte das Planungsreferat den Bau von 2500 Wohnungen für ausreichend gehalten. Doch wegen der aktuellen Wachstumsprognosen für München, die von einem Anstieg der Bevölkerung bis 2030 um rund 150.000 Personen ausgehen, strebe man nun für die Bayern-Kaserne eine dichtere Bebauung mit 3100 bis 3200 Wohnungen an, so Hardi.

Der SPD im Münchner Norden ist das aber noch nicht genug. Sie fordert den Bau von bis zu 5000 Wohnungen auf dem Kasernengelände. »Wenn man baut, dann städtisch«, argumentiert Antonie Thomsen (SPD), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart. Denn Erholungsmöglichkeiten und Parks gebe es in der Umgebung, etwa in der Fröttmaninger Heide. Thomsen schlug ironisch vor, das Quartier »Schwabing-Nord-Nord-Nord« zu nennen, »dann können wir höher bauen«. Sie hält 5000 Wohnungen grundsätzlich für realisierbar.

Werner Lederer-Piloty (SPD), der Vorsitzende im Bezirk Schwabing-Freimann, will weniger Einheiten: 3000 mit der Option »nach oben offen«. Falls es »kreative Entwürfe« wie etwa Wohntürme entlang der Heidemannstraße gebe, hält der Lokalpolitiker 4000 Wohnungen städtebaulich für verträglich. Unter einer stärkeren Bebauung dürfe aber nicht die Lebensqualität der Bewohner leiden, warnt Lederer-Piloty. Es müsse trotzdem genügend Grün- und Freiflächen auf dem Kasernengelände geben. Für Stadträtin Jutta Koller (Grüne), Mitglied im Milbertshofener Bezirksausschuss, bietet eine stärkere Bebauung zudem den Vorteil, das Quartier attraktiv zur Ansiedlung von Nahversorgern, Lebensmittelmärkten, Cafés und Restaurants zu machen. Denn immerhin werden dort einmal rund 7500 Menschen leben. »Es entsteht eine kleine Stadt«, sagte Planungsexperte Hardi, also eine Kleinstadt in der Großstadt.

Zur Erschließung will man die Tramlinie 23 nach Norden verlängern und auf dem Kasernenareal ein oder zwei Haltestellen schaffen. Wo die Tramtrasse verlaufen wird, stehe derzeit noch nicht fest. Aus Lärmschutzgründen sei sie zwar am Rand des Quartiers besser. Insgesamt sei es aber attraktiver, die Straßenbahnen ins Zentrum fahren zu lassen. Denn »wir wollen die Tram dahin, wo die Leute sind«, betonte Hardi. Das Planungsreferat schlage vor, Zwei-Richtungs-Trambahnen anzuschaffen. Damit könne eine Wendeschleife vermieden werden. Ob das auch so kommt, entscheide jedoch der Stadtrat zusammen mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Leo Meyer-Giesow (ÖDP) stellte klar, dass Straßenbahnen eine U-Bahn nicht ersetzen könnten. Hardi sieht dafür aber keine Chancen. Für eine U-Bahn-Verbindungsspange zwischen U 2 und U 6 hätten Untersuchungen nur einen sehr geringen Nutzen-Kosten-Faktor ergeben.

Auf dem Kasernengelände verläuft entlang der Heidemannstraße eine Bahnstrom-Freileitung mit vier großen Masten. »Die Strommasten der Bahn gehören unter die Erde«, forderte Erich Tomsche, CSU-Sprecher im Bezirk Milbertshofen-Am Hart. Doch die DB Energie ist nach Angaben des Planungsreferates nicht bereit, diese Masten unterirdisch zu verlegen. Sie bleiben also dauerhaft stehen. Abgerissen werden hingegen die rund 70 Gebäude auf dem Areal der Bayern-Kaserne. Einige werden derzeit zwischengenutzt: von der Regierung von Oberbayern als Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber und von der Stadt München zur Unterbringung Obdachloser.

Die Stadt benötige in den kommenden Jahren diese Gebäude, um dort Wohnungslose und Kälteopfer einzuquartieren, berichtete Hardi. Deshalb wolle man versuchen, diese Zwischennutzungen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und diesen Bereich autark überplanen zu lassen. Möglicherweise werde die Stadt auf dem Areal der Bayern-Kaserne in Freimann ein weiteres Gymnasium für den Münchner Norden bauen. Denn das geplante an der Knorrstraße im Stadtteil Am Hart, das im Herbst 2016 eröffnet werden soll, werde zur Versorgung mit Gymnasien im Münchner Norden nicht ausreichen, so Hardi.

Auf dem Kasernengelände könne eventuell auch eine neue Feuerwache für die Berufsfeuerwehr München entstehen. Der Neubau sei nahe von Ingolstädter-/Heidemannstraße geplant und solle im Brandfall den Schutz der Bürger im Münchner Norden garantieren. Der jetzige Standort der Feuerwehr an der Moosacher Straße in Milbertshofen sei »überholt« und werde in absehbarer Zeit aufgegeben, erklärte Hardi. Beschlossen hat der Stadtrat aber noch nichts: weder den Bau eines weiteren Gymnasiums noch einer Feuerwache auf dem Gelände der Bayern-Kaserne. W. Schmidt

Artikel vom 08.01.2013
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