Geplantes Großprojekt im Mittelpunkt der Bürgerversammlung

Kirchheim · Kirchheims Zukunft

Schöne Pflicht: Bürgermeister Heinz Hilger (links) ehrte im Beisein von Landrätin Johanna Rumschöttel (rechts) Margarethe Elfrath, Helga Backes, Manfred Engl, Karola Sell und Angela Scheidtmann (von links).	Foto: cs

Schöne Pflicht: Bürgermeister Heinz Hilger (links) ehrte im Beisein von Landrätin Johanna Rumschöttel (rechts) Margarethe Elfrath, Helga Backes, Manfred Engl, Karola Sell und Angela Scheidtmann (von links). Foto: cs

Kirchheim · Das Thema Ortsentwicklung stand im Mittelpunkt der Kirchheimer Bürgerversammlung im Dezember. Den üblichen Jahresrückblick sparte sich Bürgermeister Heinz Hilger dieses Mal. Die Zahlen und Fakten über die Gemeinde konnten die knapp 150 Besucher in der Turnhalle der Grund- und Mittelschule stattdessen als Broschüre schwarz auf weiß nach Hause tragen. So sollte mehr Zeit für die Wünsche und Anträge der Bürger bleiben.

Nicht nur die Landrätin staunte über die etwas unkonventionelle Veranstaltung. »Jede Bürgerversammlung ist anders«, sagte Johanna Rumschöttel, die zum ersten Mal in Kirchheim dabei war. »Stilvoll«, fand sie den Auftakt, bei dem Hilger traditionsgemäß Ehrenamtliche für ihr Engagement auszeichnete. Dieses Mal waren das Helga Backes, Margarethe Elfrath, Manfred Engl, Karola Sell und Angela Scheidtmann. Helga Backes würdigte er als »guten Engel«. Sie habe sich bei der Essensausgabe im Collegium und bei der täglichen Arbeit in der Kinderkrippe Regenbogen verdient gemacht. Ebenfalls im Collegium engagiert sich Margarethe Elf-rath ehrenamtlich. Sie kümmert sich dort um den Andachtsraum. Als Mit-Begründerin des Fördervereins habe sie die Grundlagen für viele Senioren-Veranstaltungen gelegt, sagte Hilger. Mit seiner »sozialen Ader und hartnäckigem Engagement« macht sich Manfred Engl um die Nachbarschaftshilfe verdient.

Als langjährige »Treffmanagerin« des Schulfördervereins und Schulweghelferin zeichnete der Bürgermeister Karola Sell für ihre »unermüdliche Hilfsbereitschaft« aus. Dasselbe gelte für Angela Scheidtmann, die »Chefin der Bastlerinnen« von St. Andreas, deren Rundum-Bereitschaft für Veranstaltungen, Feste und regelmäßige Gruppenstunden in der Kirche von ihm gewürdigt wurde. Nach diesen Ehrungen schonte Bürgermeister Hilger seine Stimme und überließ zum Thema Ortsentwicklung das Podium dem Rechtsanwalt der Gemeinde, Paul Fronhöfer. Im Rahmen eines Wettbewerbs waren bereits im vergangenen Jahr die städtebaulichen Ziele und konkreten Nutzungen von dem Münchner Architekturbüro »Zwischenräume« festgelegt worden. Eine sogenannte »Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme« war dann im März 2012 eingeleitet worden.

Das ist ein besonderes, vom Baugesetzbuch festgelegtes öffentlich-rechtliches Instrument. »Zurzeit laufen sogenannte vorbereitende Untersuchungen«, sagte Fronhöfer, dessen Juristendeutsch für die Zuhörer zum Teil schwer verständlich war. Im Augenblick werde an mehreren Gutachten über die generelle Durchführbarkeit der Planungen für das 100 Hektar große Areal gearbeitet. Zum Beispiel, ob der Bedarf an Wohnstätten für 3.500 Neubürger sowie an zusätzlicher Gewerbefläche überhaupt gegeben sei. Auch die Grundstückswerte würden analysiert. Und schließlich gehe es um die Beteiligung der Betroffenen – dabei handelt es sich um mehr als 300 Eigentümer – und der Öffentlichkeit. »Wir werden sehr kooperativ mit den Eignern sprechen und auch die Bevölkerung mitnehmen«, versprach der gemeindliche Anwalt. Von »Enteignung« könne keine Rede sein. Man werde versuchen, die Pläne mit anderen Methoden als mit Zwang umzusetzen. Die geschätzten Kosten von 120 Millionen Euro für das Projekt nannte Fronhöfer »mächtig viel Holz«. Deshalb werde untersucht, »ob wir uns die Planung überhaupt leisten können«.

Diese Arbeit wird von der Gemeindeverwaltung sowie von einer Lenkungsgruppe geleistet, die sich aus dem Bürgermeister, dem Projektleiter, Anwalt Fronhöfer sowie verschiedenen Planungsbüros zusammensetzt. Das Ergebnis soll bis zum Ende des kommenden Sommers in einem Bericht zusammengefasst werden. Insgesamt wird es 15 Jahre dauern, bis die Ortsentwicklung umgesetzt ist. Die soll, so das erklärte Ziel, die Orte Kirchheim und Heim-stetten zusammenwachsen lassen und der Gemeinde wichtige Einrichtungen wie ein dringend benötigtes neues Rathaus bescheren. Heinrich Kröninger, der sich bei der anschließenden Bürgerfragestunde zu Wort meldete, bezweifelte allerdings den gesteckten Zeitrahmen. Bei dem vorgelegten Tempo könnte es in Kirchheim auch 40 Jahre dauern. Er mahnte – unter Beifall – eine vierteljährliche Offenlegung des Planungsfortschrittes in den Ortsnachrichten an, die er bereits vor einem Jahr gefordert habe.

Rechtsanwalt Fronhöfer beteuerte, man wolle nicht intransparent arbeiten, aber »Sie müssen uns noch etwas Luft lassen«. Dazu war Kröninger, der auch Mitglied im Wirtschaftsbeirat ist, offenbar nicht bereit: »Wenn man so in der Industrie arbeiten würde, wäre man bald mit Schimpf und Schande entlassen.« Mehr Lärmschutz an der A99 forderte Roman Hummitzsch in einem schriftlichen Antrag, dem sich die Mehrheit der Versammlung anschloss. Einzig wirksame Maßnahme sei eine Geschwindigkeitsbegrenzung, meinte er. Auch seine Anträge auf eine Verlängerung des Fuß- und Radweges entlang des Heimstettner Mooswegs sowie die sichere Überquerung der Staatsstraße für Radler und Fußgänger stießen auf die Zustimmung der Anwesenden. Eine Abfuhr holte sich dagegen Tierfreund Helmut Schäfer. Trotz seines Lobliedes auf die vierbeinigen Begleiter wollen die Kirchheimer Bürger Hunde künftig lieber vorsorglich an der Leine sehen.

Claudia Schmohl

Artikel vom 28.12.2012
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