Gedanken von Pfarrerin Elisabeth Hartenstein (Heilandskirche Unterhaching)

Unterhaching · Der Advent – Zeit des Wartens

Unterhaching · Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich ist der Advent eine Zeit, die Kindheitserinnerungen wachruft: an Lieder, Kerzenlicht, den Geruch nach Zimt und Glühwein, nach frisch gebackenen Plätzchen und Tannenzweigen.

Gerne denke ich zurück an die unbeschwerte Vorfreude, die meine Geschwister und mich während der Adventszeit erfasste.

Meine Mutter schmückte unsere Wohnung mit Tannenzweigen und Strohsternen und hängte den Adventskalender auf, von dem wir Kinder nacheinander ein Päckchen abschneiden durften. Es war eine besondere Zeit, in der wir auf das Weihnachtsfest hinlebten und uns auf die Geschenke freuten – gespannt, ob wohl unsere Wünsche in Erfüllung gehen würden.

Wie ist das aber heute für mich im Advent? Habe ich mir etwas erhalten von den Kindergefühlen? Kann ich mir die Zeit nehmen und die Adventstage genießen?

Viele Menschen klagen, dass alles immer hektischer wird, dass in dem Vorbereitungstrubel kaum Zeit dafür bleibt, gemütlich bei Tee und Kerzenschein beieinander zu sitzen und Plätzchen zu naschen.

Können wir das überhaupt noch: Ohne Hintergedanken und Zweifel uns einfach freuen an den Lichtern mitten in der dunklen Jahreszeit? Ist das nicht unrealistisch? Kein Weihnachtsmann wird uns einfach unsere Herzenswünsche erfüllen. Das Leben bleibt nicht stehen und irgendwann wird man nüchterner.

Gibt es überhaupt Advent für Erwachsene? Ich glaube schon. Denn das Warten haben wir nie verlernt. Wenn wir wirklich auf etwas warten, dann nimmt das unsere Aufmerksamkeit ganz in Anspruch. Alles andere wird nebensächlich. Und wie intensiv wir manchmal warten: Auf ein anerkennendes Kopfnicken, das uns ermutigt, weiterzugehen; auf eine ausgestreckte Hand, die über innere Abgründe hinweghilft; auf ein Wort der Versöhnung im langjährigen Streit; auf einen Besuch oder eine Geste, die uns aufrichten und neue Kraft schenken.

Artikel vom 17.12.2012
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