Kronthaler Weiher: Schwerlastverkehr soll aus Siedlung

Erding · Kein Seezugang mehr?

Würde die Straße „In den Hacken“ auf Höhe des Kieswerks gesperrt, gäbe es nach Norden nur noch für Fußgänger und Radler eine Verbindung nach Langengeisling.	Foto: bb

Würde die Straße „In den Hacken“ auf Höhe des Kieswerks gesperrt, gäbe es nach Norden nur noch für Fußgänger und Radler eine Verbindung nach Langengeisling. Foto: bb

Erding · „Seit Jahrzehnten schwelt die Problematik rund um das Naherholungsgebiet Kronthaler Weiher. Staub, Dreck und Lärm sind eine enorme Belastung für die Freisinger Siedlung – doch jetzt gibt es eine realistische Chance, dies grundlegend zu ändern“, eröffnete Bürgermeister Max Gotz die Sitzung des Erdinger Planungs- und Umweltausschusses.

Sein Ziel sei es, den Schwerlastverkehr komplett aus der Siedlung und dem Freizeitbereich zu verbannen, so Gotz. „Dazu wird die Straße ‚In den Hacken‘ abgeschnitten, wir müssen jetzt nur noch klären, wo. Bei den Surfern, am Kieswerk oder woanders?“ Dazu wurde vom Planer Helmuth Ammerl eine neue Verkehrs-Prognose bis 2025 vorgestellt. Was für die Bewohner von Siglfing Ruhe bedeuten würde, wäre für die Langengeislinger das Abschneiden von einem direkten Seezugang mit dem Auto. Vor einer endgültigen Entscheidung soll es im Februar 2013 eine Bürgerversammlung geben.

Helmuth Ammerl vom Münchner Planungsbüro Obermeyer hatte den Verkehr in den betroffenen Straßen zählen lassen, nun erneuerte er, basierend auf den neuen Entwicklungen mit Fliegerhorst und S-Bahn-Trasse, seine Prognose. „Wir sind bisher auf der Straße ‚In den Hacken‘ von 1.800 Fahrzeugen in 24 Stunden ausgegangen, davon 140 Lkws über 2,8 Tonnen. Nun rechnen wir bis 2025 mit 1.900 Fahrzeugen insgesamt, davon 180 Lkws“, so Ammerl. Nur die Hälfte der Lastwagen resultiere allerdings aus dem Kieswerk, die andere Hälfte kürze ganz einfach die Strecke Langengeisling – Erding (und umgekehrt) ab. „Da wir die Lenker befragt haben, warum sie da hinten fuhren, haben wir recht genaue Zahlen: Nur zwölf Prozent wohnen in der Freisinger Siedlung, sind also absolut berechtigt, und nur etwa zehn Prozent wollten zum See. Allerdings führten wir die Befragung an einem Werktag durch, daher dürften es am Wochenende deutlich mehr mit dem Ziel Weiher sein, dafür weniger Lastwagen. Alle anderen, also fast 80 Prozent, benutzen die Strecke Johann-Sebastian-Bach-Straße über ‚An der Melkstatt‘ bis ‚In den Hacken‘ nur als Abkürzung. Die können wir mit einer Sperrung ebenso eliminieren wie den Lastverkehr“, versprach Ammerl. Er stellte zwei unterschiedliche Möglichkeiten der „Sperrung“ vor: Entweder kann man dann „In den Hacken“ nur noch bis zum Kieswerk mit Autos und Lkws befahren, weiter nach Norden geht es nur mit Rad oder zu Fuß. Die restliche Straße „In den Hacken“ fällt dann weg, dann wäre kein Durchgangsverkehr von Langengeisling Richtung Erding mehr möglich.

Die zweite Alternative wäre ebenfalls eine Sperre auf Höhe des Kieswerks, „In den Hacken“ schwenkt dann auf Höhe der Fehlbachstraße entweder nach Westen zur ED 19 (Straße von Erding nach Eitting), diese mündet in die neue Nordumfahrung ED 99. Oder „In den Hacken“ wird nach Norden direkt bis zur neuen ED 99 nordwestlich von Langengeisling verlängert. Zuvor unterquert die Straße am Nordostufer des Weihers die neue S-Bahn-Trasse zum Flughafen, „eine Überquerung wäre nur in neun Metern Höhe möglich, diese Brücke würde sich aber nur sehr schwer in die Landschaft einfügen“, erläuterte Ammerl. Langengeisling wäre bei beiden Alternativen zwar „abgehängt“ von der direkten Zufahrt zum Weiher – aber auch verkehrsberuhigt. „Dafür wird der Verkehr auf der neuen Umfahrung ED 99, den wir einmal mit 7.000 Fahrzeugen täglich kalkuliert haben, nach unserer neuen Berechnung auf bis zu 15.000 Fahrzeuge am Tag wachsen. Diese Straße ist also dringend notwendig!“

Bürgermeister Gotz rief die Fraktionen des Stadtrates dazu auf, die beiden Vorschläge zu diskutieren, „dann machen wir im Februar eine Bürgerversammlung und hören uns an, was die Langengeislinger und Erdinger zu sagen haben. Denn da gibt es doch ganz unterschiedliche Positionen von totaler Verkehrsberuhigung bis zur freien Durchfahrt zum See – und dann entscheiden wir!“ ­Jakob Mittermeier (CSU) war sich nicht sicher, ob ein totales Abhängen von Langengeisling von der Durchfahrt die richtige Lösung sei. „Der Schwerlastverkehr muss raus – aber alle Fahrzeuge? Was wäre dann mit den landwirtschaftlichen? Wie kommen die Bauern auf die Westseite der neuen S-Bahn-Trasse?“ Stadtbaumeister Sebastian Henrich wusste darauf auch keine Antwort, „aber das würde mich auch interessieren.“

Gotz meinte, die Bahn als Verursacher des Problems müsste da einen guten Vorschlag machen, wie man die Strecke queren kann. Planer Ammerl hingegen meinte, man könne die Sperre ja mit Schildern so gestalten, dass Traktoren weiterhin durchfahren dürfen, „nur für Lkws und Autos wird das eben eine Sackgasse!“ Burkhard Köppen (CSU) warnte vor einem „totalen Abschneiden von Langengeisling. Da gibt es über Jahre gewachsene Strukturen, und bestimmt fahren auch viele aus der Freisinger Siedlung nach Norden über diesen Weg.“

Für den Bürgermeister ist klar, dass neben dem Schwerverkehr auch der über 80 Prozent Durchgangs- und Abkürzungsverkehr ausgesperrt werden muss. „Wir werden die Radwege im Rahmen unseres Konzeptes auch dort ausbauen, ein Parkplatz in der Mitte – ohne Durchfahrtsmöglichkeit von Nord nach Süd – wäre dann auch eine Möglichkeit. Der Kiesabbau wird in den nächsten Jahren eh beendet, dann sind diese Lkws weg und dann wäre dort Platz zum Parken – aber nicht mehr zum Durchfahren.“

Allerdings, so Planer Ammerl, auch nach einer „Entscheidung“ des Stadtrates müsse man hier mindestens vier bis fünf Jahre zur Realisierung rechnen – eine schnelle Beruhigung wird es also nicht geben. bb

Artikel vom 29.11.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...