Es tut sich was bei der Seniorenarbeit im Landkreis

Ebersberg · Konzepte fürs Alter

In Vaterstetten traf sich der Arbeitskreis Senioren mit Gemeinderatsmitgliedern, um die Satzung des geplanten Seniorenbeirates zu beschließen. 	Foto: sf

In Vaterstetten traf sich der Arbeitskreis Senioren mit Gemeinderatsmitgliedern, um die Satzung des geplanten Seniorenbeirates zu beschließen. Foto: sf

Ebersberg/Vaterstetten · Schätzungen des Landratsamtes Ebersberg zufolge werden im Jahr 2050 etwa 60 Prozent der Einwohner des Landkreises Ebersberg über 60 Jahre alt sein, heute sind es etwa 30 Prozent.

Im Juli 2010 hatte der Kreistag ein Seniorenpolitisches Gesamtkonzept verabschiedet mit dem Ziel, die Seniorenarbeit im Landkreis zu unterstützen und besser miteinander zu vernetzen. Ein Teil dieses Konzeptes besteht darin, Seniorenbeiräte einzurichten. Derzeit sind die Gemeinden damit beschäftigt, entsprechende Gremien zu bilden oder haben es bereits getan. Eine der ersten Kommunen, die dies getan hat, ist Anzing. Der achtköpfige Seniorenbeirat wurde im August dieses Jahres gegründet, die Mitglieder kommen aus verschiedenen Organisationen, die sich mit Seniorenarbeit beschäftigen: AWO, Seniorengemeinschaft der Pfarrei, VdK, Nachbarschaftshilfe. Außerdem sind die beiden Seniorensprecher des Gemeinderates dabei sowie der Vorsitzende des Agenda Arbeitskreises Senioren, Ulrich Fröde, und Günther Gruber, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Seniorenbüros, den das Gremium zum Sprecher wählte. „Unsere Aufgabe ist es, die Anliegen der Senioren gebündelt an den Gemeinderat weiterzugeben und zu schauen, wo Handlungsbedarf besteht?“, sagt Gruber.

An erster Stelle steht hier das Thema Wohnen für Senioren, insbesondere das begleitete Wohnen im Alters- oder Pflegeheim. 2012 waren 685 Einwohner Anzings über 65 Jahre alt, bis 2022 werden es voraussichtlich 900 sein. Momentan ist die Gemeinde laut Fröde noch in der glücklichen Lage, mehr Einwohner zwischen ein und 25 Jahren zu haben (rund 1.000).

Aber was im Gesamtkonzept zum Beispiel nicht berücksichtigt sei, ist die Tatsache, dass es einen überproportional hohen Anstieg der über 80-Jährigen geben wird – und das sei das Klientel für Pflegeeinrichtungen. Statistisch gesehen bestehe derzeit ein Bedarf an 17 stationären Pflegeplätzen, 2022 könnten es schon 30 sein. Aufgrund der Dringlichkeit ­beschloss die Gemeinde Anfang des Jahres auf eigene Kosten eine Pflegeeinrichtung zu bauen. Sechs Millionen Euro sind für das Projekt an der Högerstraße veranschlagt.

Der Abriss des bestehenden Gebäudes auf dem Grundstück wurde bei der Novembersitzung beschlossen und soll voraussichtlich im Februar oder März 2013 stattfinden. An die Pflegeeinrichtung, die 28 Plätze für die Pflegestufen eins bis drei bieten wird, wird laut Anzings Bürgermeister Franz Finauer über einen überdachten Gehweg ein Gemeindehaus mit Cafeteria und Blumenladen angebunden.

Hier sollen verschiedene Vereine und Organisationen einziehen, wie die AWO oder der TSV Anzing. Somit entstehe mit dem benachbarten Kirchenwirt neben dem Rathaus und dem Dorfplatz eine schöne neue Ortsmitte, sagt der Rathauschef. „Diese Chance müssen wir wahrnehmen.“ Aus dem Verkaufserlös der zehn Eigentumswohnungen, die außerdem in dem Gemeindehaus geplant sind, soll das Projekt finanziert werden.

Ein „weiteres Brennpunktthema“ ist für Günther Gruber vom Seniorenbüro die Verkehrssicherheit für Senioren. Einen neuralgischen Punkt gebe es etwa an der Staatsstraße in der Ortsmitte, zwischen Gasthof Alte Post und VR-Bank. „Hier ist der Gehweg so schmal, dass man ihn nicht mit einem Rollator befahren kann“. Derzeit liefen Grundstücksverhandlungen und die baurechtliche Prüfung für eine Verbreiterung.

In Markt Schwaben wird es ebenfalls bald einen Seniorenbeirat geben, den Beschluss dazu fasste der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Der Aktivkreis Senioren, der bereits mit einigen Organisationen aus der Seniorenarbeit kooperiert, wurde beauftragt, ein Konzept zu erstellen. In der östlichen Landkreisgemeinde herrscht eine besondere Situation: Die Kapazität an Wohnraum erschöpft sich langsam. Markt Schwaben kann nur maximal 16.000 Einwohner haben. „Dann haben wir kein Bauland mehr“, sagt Bürgermeister Georg Hohmann. Das bedeutet, dass nur wenige neue Bewohner hinzukommen. „In 15 Jahren haben wir wahrscheinlich mehr Einwohner über 60 Jahre als Jugendliche unter 20“, so Hohmann. Dennoch würde er lieber einen „Inklusionsbeirat“ gründen. Denn beim Thema Senioren gehe es genauso um Integration ins gesellschaftliche Leben wie bei behinderten Menschen. Bei den Vorgaben zum Seniorenbeirat habe der Bund zu kurz gedacht. Ein weiterer Aspekt, den der Gemeindechef in seine Planungen miteinbezieht: eine flexible Bauweise bei Kindertagesstätten. Sie könnten später als Seniorentagesstätte, kurz Senta, dienen, beispielsweise die Haydn-Villa, die als Kindergarten angemietet ist. Doch noch seien dafür keine Fördermittel vorgesehen.

In Vaterstetten traf sich am Mittwoch der Arbeitskreis (AK) Senioren mit Vertretern aller Fraktionen im Rathaus, um die Satzung und Wahlordnung für den geplanten Seniorenbeirat zu beschließen, beziehungsweise den „Beirat der älteren Bürger in der Gemeinde“, wie er getauft wurde. Beides wird nun dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt. Es wird eine Delegiertenversammlung mit jeweils einem Vertreter aller Organisationen, die sich mit Seniorenarbeit beschäftigen, geben. Die wählt dann den Beirat. Günther Koch, Mitglied des AK, vermutet, dass das im Frühjahr 2013 sein wird. Die künftige Aufgabe des Gremiums sieht er nicht nur in der Koordination und Moderation von Veranstaltungen sowie in der Unterstützung älterer Mitbürger. Die Senioren sollten seiner Ansicht nach auch Aufgaben übernehmen. Schließlich seien die Erfahrungen und Ressourcen älterer Mitbürger sehr wertvoll. Von Sybille Föll

Artikel vom 29.11.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...