Ernährungscoach am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn

Neufahrn · Stets g’scheid gegessen

Stephanie Brich (Verpflegungsbeauftragte), Brigitte Hepting, Koch Thomas Svoboda und Kristin Mayr (v. l.).	Foto: bb

Stephanie Brich (Verpflegungsbeauftragte), Brigitte Hepting, Koch Thomas Svoboda und Kristin Mayr (v. l.). Foto: bb

Neufahrn · Seit der Einführung des achtstufigen Gymnasiums (G 8) sprießen Mensen in Bayern wie Pilze aus dem Boden. Mit Beginn des neuen Schuljahres hat auch das Neufahrner Oskar-Maria-Graf-Gymnasium (OMG) eine »Schulküche« bekommen.

Ausgelegt auf 120 Essen pro Tag gehen nun im Schnitt 250 Essen täglich über die Theke, die Kochkünste von Koch Thomas Svoboda sind bei Lehrern und Schülern voll akzeptiert. Damit diese hohe Akzeptanz so bleibt, hat sich das OMG beim Bayerischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten um einen Ernährungscoach beworben. Mit Erfolg, seit September ist Diplom-Ökotrophologin Brigitte Hepting tätig.

Mittlerweile läuft das Coachingprojekt »Schulverpflegung« im vierten Jahr mit dem Ziel, eine gesundheitsförderliche, akzeptierte und wirtschaftliche Mittagsverpflegung zu implementieren. Es sind 56 Schulen in Bayern jeglicher Schulart am Projekt beteiligt. In jedem Regierungsbezirk gibt es eine Vernetzungsstelle, für Oberbayern Ost ist Kristin Mayr zuständig. »Das OMG wurde von uns ausgewählt, weil wir hier eine sehr hohe Motivation der Schulfamilie gespürt haben«, so Mayr. »Und in Brigitte Hepting haben wir einen Coach gefunden, die die Schule aufgrund ihrer eigenen Kinder sehr gut kennt. Zudem hat sie als freiberufliche Ernährungsberaterin hier schon viele Seminare und Kurse im Zuge etwa der Ernährungswochen abgehalten. Sie ist die optimale Besetzung«. Vor kurzem trafen sich die Ernährungscoaches zu einer Weiterbildung und Erfahrungsaustausch, denn in jeder Schule treten andere Probleme auf: den Einen schmeckt das Essen nicht, manchmal ist es ist zu teuer oder die Räumlichkeiten sind unpassend. »Bei mir geht es weniger ums Speiseplancoaching, denn am OMG wurde bereits bei der Auswahl des Caterers auf Aspekte wie Nachhaltigkeit, Ausgewogenheit und Frische geachtet. Das ist hier also nicht das Problem.« Wie aus den hohen Essenszahlen ersichtlich, ist der von Koch Svoboda aufgestellte Speiseplan voll angenommen.

Bei Hepting geht es momentan eher um die gesamte Schulsituation, »ich kümmere mich derzeit um die Raumgestaltung, die Optimierung des Bestellsystems und die Verkürzung der Wartezeiten bei der Essensausgabe. Denn auch dies ist entscheidend, ob die Schüler weiterhin das Angebot der Mensa annehmen«. Insgesamt stehen ihr 50 Stunden pro Jahr zur Verfügung, für die sie auch vom Ministerium bezahlt wird, »der Job des Ernährungscoaches ist kein Job zum Reichwerden«, lacht Hepting. Trotzdem sei sie mit ganzem Herzblut dabei. Da sie in Neufahrn wohnt, bekommt sie viele Dinge auch mal so nebenbei beim Einkaufen mit. »Da habe ich schnell erkannt, wo es noch was zu ändern gibt«, berichtet Hepting. Ein großes Problem war zu Anfang, dass die Schüler die Mensa regelrecht überrannt haben. »Ein Spitzentag waren 408 Essen, da gab es Dampfnudeln. Da kam die Küchencrew mit der Essensausgabe einfach nicht mit und die Schüler standen meterlang Schlange und mussten auch sehr lange warten.« Damit das den Schülern nicht öfters passiert und damit die Gefahr besteht, dass die Schüler irgendwo eine Wurstsemmel essen, hat Hepting gemeinsam mit dem Elternbeirat und der Schulleitung nach einer Lösung gesucht und auch gefunden.

»Das Drei-Schichtsystem wurde nun in vier Schichten verändert und die Mittagspause verlängert. Angedacht ist ab kommenden Schuljahr, den Stundenplan zu ändern und nicht alles auf Dienstag und Donnerstag zu konzentrieren, sondern auch den Montag mit einzubeziehen.« Da auch die Sitzplätze in der Mensa nicht ausreichen – schließlich wurde für maximal 120 Schüler bestuhlt, will man zumindest im Sommer den Außenbereich nutzen und weitere Stühle und Tische anschaffen. »Nicht einmal der Koch hat ein eigenes Büro. Er baut jeden Vormittag auf einem kleinen Speisewagen seinen Computer auf, an dem er kontrolliert, wie viele und welche Essen gebucht wurden«, fügt Hepting an. »Auch können die Kinder an einem Terminal bis morgens um acht Uhr ihre bereits übers Internet gebuchten Essen stornieren. Das ist für die Planung des Kochs, der gar kein Lager hat, ein absolutes Unding und muss unbedingt geändert werden.« Hepting muss aber nicht alles alleine leisten, in Stephanie Brich hat sie in der Verpflegungsbeauftragen der Schule eine wichtige Unterstützung. Sozialpädagogin Brich ist für die offene Ganztagesbetreuung (GTB) zuständig und begleitet ihre 90 GTB-Schüler zum Mittagessen. »Gerade die Jüngeren, die alleine zu Hause übers Internet buchen, haben dann schon vier Mal die Nachspeise auf dem Tablett und kein Mittagessen. Da sage ich dann schon mal was«, lacht Brich. Freitags um 10 Uhr haben Brich und Hepting immer Telefonkonferenz und tauschen sich aus. »Ich habe mein Ohr ja sehr nah an den Schülern und bin jeden Tag mit ihnen zusammen, so weiß der Coach auch ganz genau und sehr schnell, wenn etwas schief laufen sollte.«

So haben sich die Schüler auch von Anfang an gewünscht, dass sie nicht nur von grauen Betonwänden umgeben sind. »Der Architekt hat das Aufhängen von Bildern oder Kunst bisher verweigert. Nun bin ich immerhin soweit gekommen, dass wir Schienen an den Wänden anbringen können, an denen dann Bilder angebracht werden dürfen. Auch auf der Fläche über der Essensausgabe wird bald ein von den Schüler selbst gestaltetes Kunstwerk die Mensa optisch auflockern. Das ist schon ein Erfolg«, lacht Hepting. Sie ist froh, dass sie von Seiten der Schulleitung Unterstützung erhält, da die Mensa durchaus das »Kind« von Schulleiter Franz Vogl ist und er sich für dessen Bau jahrelang eingesetzt hat, ist für ihn das Thema nicht abgeschlossen. »Ich möchte, dass die Mensa auch weiterhin von Allen akzeptiert wird. Dass es Änderungen gibt, ist klar. Diese sinnvoll umzusetzen ist unsere gemeinsame Aufgabe«, betont Vogl. bb

Artikel vom 27.11.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...