Beteiligungsprojekt: Von Klein auf Schwabing gestalten

Schwabing · Kinder reden mit

Engagieren sich für ein Mitspracherecht der Kinder: Enrica Rosini, Jana Frädrich und Christl Feiler (v. l.).	Foto: scy

Engagieren sich für ein Mitspracherecht der Kinder: Enrica Rosini, Jana Frädrich und Christl Feiler (v. l.). Foto: scy

Schwabing · Würde etwa im Luitpoldpark ein Schlaraffenland entstehen, würde wohl kaum ein Kind dagegen protestieren. Aber ob die Stadt München da wirklich mitmachen würde? Wohl leider nein. Trotzdem, Kinder dürfen sich ihren Stadtteil gerne schöner träumen.

Ihre Ideen sind gefragt und gesucht. In Schwabing-West sind alle Mädchen und Jungen bis 14 Jahre aufgerufen, bei einem so genannten Stadtteil-Beteilungsprojekt mitzumachen. Bevor jedoch die Kinder mitreden dürfen, trafen sich zunächst 45 pädagogische Fachkräfte am vergangenen Mittwoch in der Kindertagesstätte »Drei Eichen« am Ackermannbogen zu einer Informationsveranstaltung. Hier bekamen sie einen ersten Einblick in das Projekt, für das sie die Kinder und Jugendlichen in ihren Einrichtungen motivieren und begeistern wollen.

Für die Kinder geht es los ab Ende Februar. Dann heißt es Augen und Ohren auf – und Schwabing-West mal ganz genau auf den Zahn gefühlt. Was läuft hier gut? Was lässt sich verbessern? Was muss unbedingt anders werden? Bei ihrer Recherche und mit ihren Entdeckungen werden die Kinder nicht alleine gelassen. Die Erwachsenen hören zu und helfen bei der Umsetzung von Ideen. »Das soll kein halbherziger Versuch sein, wir meinen es ernst, wir setzen uns wirklich mit den Anliegen der Kinder auseinander und suchen zeitnah Lösungen und Verbesserungen – wenn´es sein muss, auch auf unkonventionellen Wegen«, erklärt Jana Frädrich, Kinderbeauftragte der Stadt München. Sie arbeitet für dieses Projekt unter anderem mit dem Kreisjugendring München Stadt und dem Referat für Bildung und Sport zusammen. Auch das Münchner Kinder- und Jugendforum ist Partner. Mitarbeiterin Marion Schäfer mag den Partizipationsgedanken, weil er den gesellschaftlichen Veränderungen entspricht. »Kinder wollen heutzutage nicht nur still sitzen. Sie wollen sich beteiligen«, so Schäfer. »Es ist wichtig, ihnen die Möglichkeit zu geben, Experte in ihren eigenen Angelegenheiten zu werden.«

Das sahen auch die Fachkräfte so bei der Infoveranstaltung. »Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Kinder Lust dazu haben«, sagt Enrica Rosini, Leiterin der Kindertagesstätte an der Angererstraße. Mitreden sollen also auch schon die Jüngsten. »Kinder unter sechs Jahren pädagogisch sinnvoll an der Gestaltung ihres Umfelds zu beteiligen, ist eine echte Herausforderung und noch zu wenig erprobt«, räumt Frädrich ein. Ein so genanntes Praxisset für Münchner Kitas solle hier Pionierarbeit leisten. Es enthält praxistaugliche Methoden und wurde von erfahrenen Fachkräften bereits in einem ersten Schritt erarbeitet. In Schwabing-West wird es dann in seine Pilotphase gehen.

Schulkinder ab sechs Jahren bekommen ein anderes ­Methodenset an die Hand, den »Kinder-Aktions-Koffer«. Fünf davon sind ausleihbar. Darin sind unter anderem Kameras, Mikrofone und Aufnahmegeräte enthalten, beispielsweise für eventuelle Umfragen. Frädrich sagt, sie hoffe, noch mehr Lehrer für die Aktion begeistern zu können: »Es ist erfahrungsgemäß sehr schwierig, Schulen für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Über Nachfrage freuen wir uns also immer.« Frädrich und ihre Kolleginnen bieten unter anderem auch an, für zwei Schulstunden in die Klassen zu kommen, um alle wichtigen Fragen zu klären und in das Projekt einzuführen. Was Erwachsene gewöhnt sind: Dass die Umsetzung einer Idee, insbesondere wenn sie mit Bauarbeiten verbunden ist, lange dauern kann – oft länger als einem lieb ist.

Den Kindern zeigen, dass sie etwas bewirken

»Doch jahrelang zu warten, diese Geduld haben Kinder nicht. Wir müssen uns also darum kümmern, dass die Verwirklichung möglichst bald geschieht, am besten innerhalb eines Zeitraums von einem Jahr«, führt Frädrich weiter aus. »Uns ist wichtig, dass die Kinder mitbekommen, dass ihr Einmischen Folgen hat, dass sich etwas tut.« Und sie sollen die Chance bekommen, mit Entscheidungsträgern ins Gespräch zu kommen. Für alle Schulkinder ist deshalb im Juli 2013 ein Kinder-Stadtteil-Forum geplant, bei dem sie mit Stadtteilpolitikern und Vertretern der Stadtverwaltung über ihre Ideen diskutieren und gemeinsam Lösungen entwickeln können.

»Mit all diesen Schritten wollen wir das Recht der Kinder auf Partizipation mit Leben füllen«, so Frädrich. »Wir hoffen, dass wir noch weitere Anhänger in dieser Sache finden.« Ansprechpartnerin für Interessierte ist Jana Frädrich, Tel. 23 32 01 99 und per E-Mail unter der Adresse kinderbeauftragte.soz@muenchen.de. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 20.11.2012
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