Poing informiert über die Gründung einer Städtefreundschaft

Poing · Hallo Porec!

Etwa 50 Poinger zeigten sich bei der Informationsveranstaltung sehr interessiert an einer Annäherung der Gemeinden.	Fotos: Generalkonsulat Rep. Kroatien, cs

Etwa 50 Poinger zeigten sich bei der Informationsveranstaltung sehr interessiert an einer Annäherung der Gemeinden. Fotos: Generalkonsulat Rep. Kroatien, cs

Poing · Das Interesse ist groß an einer Städtefreundschaft Poings mit dem hübschen kroatischen Städtchen Poreč. Am 13. Dezember will der Gemeinderat die Weichen für eine »Verlobung« mit der etwa gleich großen Kommune auf der istrischen Halbinsel stellen.

Etwa 50 Poinger drängten sich auf den Zuschauerplätzen im Sitzungssaal des Rathauses bei einer Informationsveranstaltung zum Thema Städtefreundschaft. Auch alle Vereine, die Kirchen, Schulen, das Wirtschaftsforum und die Gemeinderäte und nicht zuletzt der kroatische Generalkonsul bekundeten ihr Interesse an Poings erster Gemeindepartnerschaft. Denn während in vielen Gemeinden schon am Ortseingang die Wappen zahlreicher Partnerstädte die Weltoffenheit der Bürger bezeugen, hat sich Poing in puncto Internationalität bislang zurückgehalten. Das soll nun anders werden. Dass der Blick bei der Brautschau auf Kroatien fiel, ist kein Zufall. Schließlich leben in Poing 170 Kroaten und stellen damit die größte ausländische Bevölkerungsgruppe. »Eine Partnerstadt muss gut erreichbar sein«, das ist für Bürgermeister Albert Hingerl eines der Kriterien für eine funktionierende Beziehung. Mit sechs bis sieben Stunden Fahrzeit sind die 570 Kilometer Entfernung bis zur Adria zwar kein Katzensprung, aber immerhin auch für Jugendliche machbar. Noch wichtiger für Hingerl: Auch wenn der Gemeinderat die Weichen stellt, getragen werden muss die Völkerfreundschaft von den Bürgern. Dafür scheint es in Poing gute Voraussetzungen zu geben: Viele der Anwesenden meldeten sich gleich am Informationsabend als Mitglieder eines noch zu gründenden Partnerschaftskomitees. Hildegard Petschik von der Volkshochschule kündigte entsprechende Sprachkurse an, Inge Schmidt vom Kunstnetzwerk freute sich schon auf gegenseitige Ausstellungen: »Dort gibt es eine kleine Galerie in einem wunderbaren Palast«, schwärmte sie.

Zuvor ist allerdings noch eine Menge zu tun. »Es geht um mehr als einen Urlaubsort«, mahnte Bürgermeister Hingerl. Und eine Gemeindefreundschaft ist nur der erste Schritt zu einer späteren offiziellen Partnerschaft. Zwölf bayerische Gemeinden unterhalten derartige Beziehungen in Kroatien. Die Poinger brauchen gar nicht weit zu blicken, um ein gutes Beispiel dafür zu finden: Die Nachbargemeinde Vaterstetten ist seit drei Jahren mit Trogir verbandelt, das noch 400 Straßenkilometer weiter südlich liegt. Warum es dennoch hervorragend funktioniert, das berichtete die stellvertretende Vorsitzende des Vaterstettener Partnerschaftsvereins, Slavica Tavra, den Poingern. 150 Mitglieder zählt ihr Verein, darunter nur vier Kroaten. Und das Interesse nehme ständig zu. »Wir müssen dort nicht mühsam nach Quartieren suchen«, erzählte sie. Wenn die bis zu 70-köpfige kroatische Delegation im Frühjahr in Vaterstetten anreise, dann gebe es immer genügend private Betten für die neuen Freunde. Zu den eifrigsten Trägern der Partnerschaft zählen die Feuerwehr, der Trachtenverein, aber auch die Sportler und die Jugendlichen. »Die Kroaten sind sehr interessiert an unserer Kultur und Tradition«, berichtete sie. Da sei man schon mal aufgefordert worden: »Bringt doch einen Maibaum mit!« Beim bevorstehenden einwöchigen Gegenbesuch organisiert der Verein Ausflüge, Besichtigungen und Museumsbesuche. »Auch bei einer Maibaumwache wollen sie dabei sein.« Wer noch nicht in Trogir war, kann auf dem Christkindlmarkt Produkte aus der Region wie Weine, Olivenöl oder hausgemachte Ravioli erstehen und sich damit auf die mediterrane Atmosphäre einstimmen. Es habe einfach alles gepasst mit den Kroaten, resümierte Slavica Tavra. Man verstehe sich blendend, auch dann, wenn es mit den Sprachkenntnissen hapere. Gesprochen werde Deutsch und Englisch und ein paar Brocken Kroatisch aus dem Volkshochschulkurs. »Vergesst die Jugend nicht«, riet sie den Poinger Partnerschafts-Neulingen. Die Vaterstettener Pfadfinder und die Volleyballer unterhielten einen regen Kontakt, eine Schulgruppe plant ihre Abschlussfahrt auf den Balkan. Der Mitgliedsbeitrag im Partnerschaftsverein beträgt zehn Euro pro Jahr, für Familien sind es 40 Euro.

Damit beim Geld nicht die Freundschaft aufhört, ehe sie richtig begann, hat die Gemeinde Poing im kommenden Jahr 30.000 Euro fürs Anbahnen der Beziehungen bereit gestellt. Finanziell großzügig unterstützt wird der Jugendaustausch auch von der EU, der Kroatien am 1. Juli 2013 beitreten wird. Auch da hat die Vaterstettenerin Tavra ihre Erfahrungen gesammelt. »Man kann leicht an EU-Mittel kommen, man muss sich nur richtig durch die Formulare kämpfen.« Aber Geld alleine genüge natürlich nicht. Es sei wichtig, dass die Menschen, nicht politische Organe, die Kontakte pflegten. An den Kroaten werde es jedenfalls nicht scheitern. »Unsere Delegation wird von den Grenzbeamten immer herzlich willkommen geheißen. Die haben dann gar keinen Blick mehr auf unsere geschmuggelten Bierfässer«, meinte Tavra mit einem Augenzwinkern. Claudia Schmohl

Von Kaiser Tiberius, den Dogen und den Habsburgern

Poings Erster Bürgermeister Albert Hingerl ist schon ein großer Fan des historischen Küstenstädtchens Poreč. Er hat seinen Italienurlaub im Sommer zu einem Abstecher in die mögliche Partnergemeinde genutzt und war sofort begeistert: »Es hat mir sehr gut gefallen.« Kein Wunder: Die 19.000-Einwohner-Stadt am Meer ist ein Mekka für Segler, Surfer und Sonnenanbeter ebenso, wie für historisch Interessierte und besitzt mit der Euphrasius-Basilika aus der Zeit des frühen Christentums sogar ein Weltkulturerbe.

Die Gegend ist seit der Bronzezeit besiedelt. Unter der Herrschaft der Römer entstand hier zunächst ein befestigtes Lager, schließlich unter Kaiser Tiberius eine Kolonie. Das Forum ist in seinen Grundzügen bis heute erhalten. Nicht zu übersehen ist der italienische Einfluss. Die venezianischen Dogen herrschten hier 500 Jahre lang bis 1797. Viele Bauten zeugen bis heute von dieser Zeit, auch wenn Bomben im Zweiten Weltkrieg manches zerstörten. Auf die Dogen folgten die österreichischen Habsburger, von 1918 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte die Hafenstadt wieder zu Italien, ehe es 1946 Jugoslawien und damit der Teilrepublik Kroatien zugeschlagen wurde. Die wechselhafte Geschichte hat ihre Spuren auch in der Küche hinterlassen.

Sportler aus Poing können sich auf die mit allen Schikanen ausgestattete Sporthalle freuen, die 2009 anlässlich der Handball-Weltmeisterschaft der Herren gebaut wurde. Freilich ist die Hafenstadt in erster Linie ein Dorado für Wassersportler. Was bestimmt nicht nur junge Leute begeistern dürfte. C. Schmohl

Artikel vom 20.11.2012
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