Grüne wollen in Bayern schnell das Ruder übernehmen

Erding · „Echte Mitmachpartei“

Prominente Schützenhilfe für den Sprung in den Landtag erhielt Helga Stieglmeier (Mitte) von Landesvorsitzendem Dieter Janecek und Fraktionsvorsitzender Margarete Bause. 	Foto: bb

Prominente Schützenhilfe für den Sprung in den Landtag erhielt Helga Stieglmeier (Mitte) von Landesvorsitzendem Dieter Janecek und Fraktionsvorsitzender Margarete Bause. Foto: bb

Erding · „Wenn die CSU sich mit ihrem Partner FDP nicht mehr einigen kann und tatsächlich Neuwahlen möchte – wir stehen bereit!“, so peitschte die Erdinger Landtagskandidatin Helga Stieglmeier ihre Anhänger in der vollbesetzten „Schiaß’n“ auf.

Zum offiziellen Wahlkampfauftakt der Partei waren nicht nur alle Granden der bayerischen Öko-Partei gekommen, es wurde auch die große Helga Stieglmeier-Show eröffnet: Homepage, Twitter, Facebook, Zwei-Minuten-Film, Erding-Kabarett und das Logo „Stieglmeier!“ hatten nichts mehr mit den strickenden Vollbärten, Sonnenblumen und Säusel-Klängen früherer Jahre zu tun. „Ich möchte in den Landtag, wir wollen die CSU ablösen – nach Weihnachten geht’s dann so richtig los!“, verkündete die Kandidatin ihren jubelnden Parteifreunden.

Unterstützt wurde Stieglmeier dabei von prominenten bayerischen Grünen: dem Landesvorsitzenden Dieter Janecek, der Fraktionsvorsitzenden Margarete Bause, dem Freisinger Landtagsabgeordneten Christian Magerl, fast allen Kreis- und Ortsvorsitzenden aus der Region, dazu den beiden Bundestagsabgeordneten aus Berlin, Beate Walter-Rosenheimer und Toni Hofreiter. Die beinahe schon legendären „Grün“-Donnerstag-Kabarettisten Johannes Becher und Toni Wollschläger hatten ihr sogar ein eigenes Stück auf den Leib geschrieben: Der „Martel“ (Bayerstorfer) und der Alex (Dobrindt) warnten sich gegenseitig vor der grünen Gefahr, die da aus „Zwerding“ nach München schwappen könnte. „Die Mutter aller Schlachten beginnt in Zwerding – da braucht’s schon mehr als ein paar Kugelschreiber und Gscheidhaferl“, war die viel umjubelte Bilanz.

Zuvor hatte Dieter Janecek betont, dass die Grünen mit der Ur-Wahl für die beiden Bundestags-Spitzenkandidaten eindeutig gezeigt hätten, dass sie bereit seien, Kontrolle und Macht dem Volk zurückzugeben: „Wir sind die echte Mitmachpartei! Wir sind das Gegenbeispiel zur CSU!“ Das Hauptthema der nächsten Wahlen werde eindeutig die Energiewende sein. „Das wird noch viel harte Arbeit, aber wir schaffen es. Und wenn wir die Wende in Deutschland schaffen, sind wir ein weltweites Vorbild. Wir haben nur noch zehn Monate bis zur Wahl – beginnen wir heute!“

Margarete Bause wird die bayerische Spitzenkandidatin und damit Gegnerin von Ministerpräsident Horst Seehofer sein. Sie entsprach mit ihrer Rede dem Berufspolitiker, der unentwegt den politischen Gegner attackiert: „Dass die Erdinger Grünen den Wahlkampfauftakt auf den Faschingsbeginn legten, passt perfekt zu der karnevalesken schwarz-gelben Politik in Berlin und München – beide sind absolut am Ende und handlungsunfähig. In Berlin führen sie das schwachsinnige Betreuungsgeld ein, das wir als erstes wieder kippen werden nach der nächsten Wahl. Und in München ist plötzlich der ‚Herr Drehofer‘ gegen die Studiengebühren, die er selbst eingeführt hat, dafür will die FDP sie beibehalten, die eigentlich dagegen war. Wir müssen die CSU und die FDP am 15. September 2013 von der Regierungsbank fegen – und dann wird es deutlich mehr Mitsprache für die Bürger geben.“

Nach dem Stieglmeier-Kabarett und der Präsentation des eigenen Werbefilms trat die Erdinger und Ebersberger Kandidatin für den Landtag dann selbst ans Mikrofon: „Ich wiederhole heute nicht meine Nominierungsrede, sondern sage konkret, für was ich persönlich stehe! Es gibt im Landkreis boomende Städte und Gemeinden, aber auch solche, denen es nicht gut geht, und die Schulen schließen müssen. Die CSU aber geht immer nur mit Gutsherrenart weiter, mit einer falschen Verkehrspolitik legt sie die Isental-Autobahn brachial in eine Trasse, hält an der dritten Startbahn am Flughafen fest, will die Nordumfahrung von Erding durchpeitschen und die Flughafen-Tangente ausbauen. Der Bürgerwille wird dabei immer wieder missachtet!“

Landrat Bayerstorfer führe einen Kreuzzug gegen München, anstatt die Politik der Planungsregion 14 für die Bürger transparenter zu machen und gemeinsam mit den anderen Kommunen zu agieren. „Die CSU macht immer noch Politik nach dem Motto „Mia san mia!“ – ohne jegliche Bügerbeteiligung. Aber Bayern kann mehr und auch Erding kann mehr – mit uns Grünen", insistierte Stieglmeier. Sie wolle daher raus aus den Hinterzimmern, raus auf die Straße. „Ich werde versuchen, mit so vielen Menschen wie möglich zu sprechen und ihnen zuzuhören. Daher werde ich auf viele Arten zu erreichen sein: per E-Mail, Twitter und Facebook – aber ich habe auch ein Telefon und einen Briefkasten und freue mich über jede Anfrage! Dabei will ich immer ehrlich sowie authentisch sein und ohne den sonst üblichen ‚Politsprech‘ auskommen.“ Ihre neue Homepage, auf der sie sich viele Kommentare und Diskussionen wünscht, werde „im Gegensatz zu Herrn Schwimmers Seite nicht ohne Inhalte sein“, gab es auch noch einen Seitenhieb auf CSU-Konkurrenten Jakob Schwimmer. Nach Weihnachten werden die ersten konkreten Aktionen starten, so Stieglmeier, „die Startbahn muss endlich dauerhaft verhindert und die generelle Verkehrspolitik dringend geändert werden!“ bb

Artikel vom 15.11.2012
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