Jugendliche besprayen Unterführung der Siegertsbrunner Straße

Perlach · Buntes auf triste Wände

Da der Künstler Loomit plötzlich ausfiel, hilft Projektleiter Christoph Schmidmeier (rechts) einem Jugendlichen beim Graffiti-Malen.	Foto: aha

Da der Künstler Loomit plötzlich ausfiel, hilft Projektleiter Christoph Schmidmeier (rechts) einem Jugendlichen beim Graffiti-Malen. Foto: aha

Perlach · Sie haben vermutlich alle schon einmal gesprayt, heimlich, möglicherweise illegal. Aber sie können auch mit Bleistift auf Papier zeichnen. Das müssen sie jetzt, hier, da es ganz legal zugeht.

Die Rede ist von etwa neun jungen Männern und einer jungen Frau, die unter Anleitung des in der Sprayer-Szene weltweit bekannten Künstlers Loomit die Unterführung in der Siegertsbrunner Straße verschönern. Initiator und Organisator des Projekts ist Christian Schmidmeier vom Verein für Sozialarbeit e.V., Bereich ambulante Erziehungshilfe, der sich im Auftrag des Jugendamts München um Kinder, Jugendliche und Familien im Stadtbezirk kümmert. Von ihm betreute Jugendliche wünschten einen Graffiti-Workshop unter Anleitung eines professionellen Graffiti-Künstlers. Die erste Idee, das in der neuen Skate- und Freizeitanlage Im Gefilde zu machen, fand zwar die Zustimmung beim Landschaftsarchitekten und der Verwaltung, aber die Sicherheit der Skatesportler lässt eine Bemalung der Fahroberfläche der Anlage nicht zu. Es blieben die Außenseite des »Wall-Rides« sowie die Betonflächen des Unterstands. Diese genügen aber den Sprayer-Vorstellungen nicht. Also beginnt das Projekt, dem weitere folgen sollen, in der Unterführung der Siegertsbrunner Straße.

Sie bietet bei 40 Meter Länge insgesamt 240 Quadratmeter Fläche und durch eine kleine Auswölbung im Durchgang sogar eine Art Raum. »Dort mache ich im Grunde eine Lichtinstallation mit Tageslicht und dem Kunstlicht der runden Leuchten«, erklärt Loomit, der mit bürgerlichem Namen Mathias Köhler heißt. Dabei wird das Licht von den Metallicfarben reflektiert, »was changierende Farbtöne ergibt«, wie sie Blätter haben, so der Künstler. Loomit, der 1993 das Privatbadezimmer von Oberbürgermeister Ude ausgemalt hat, hat sich mit den Jugendlichen zwei Wochen zuvor getroffen und jeder hat seine Ideen gezeichnet. Jetzt sorgt der erfahrene Künstler dafür, dass »die ganzen Figuren der Jugendlichen unterkommen«.

Darunter die von Janis, 15, der vor Ort eine Banane und Loomits Hand abzeichnet, um beides übergroß an die Seitenwände auf der Nordseite der Unterführung zu malen. Dazwischen setzt er einen großen Gorilla. Warum er hier mitmacht? »Man kann immer etwas lernen«, sagt Janis und findet, es »ist schon eine tolle Sache.« Den anderen Jugendlichen geht es ähnlich. Sie haben sich durch Mundpropaganda zusammen gefunden und kommen nach der Schule vorbei. Denn »Schule geht vor«, betonen Schmidmeier und Loomit wie aus einem Munde, egal ob Heinrich-Heine-Gymnasium, ORI oder Albert-Schweitzer-Hauptschule.

Die Schüler malen und »wirklich alle Passanten sind begeistert«, so Loomit. Auch Jugendliche wie Ola, die sofort sagt, nächstes Mal mache sie bestimmt mit. Das könnte in den Unterführungen am Hachinger Bach oder am Peschelanger sein, plant Schmidmeier. Aber ohne tatkräftige Unterstützung, wie sie jetzt der Gartencenter Seebauer, Edeka Linzmaier und die Münchner Kindl-Stiftung gewährten, ginge es nicht, auch wenn jetzt der Verein für Sozialarbeit e.V. den Rest der Kosten übernahm. Legal malen und dafür Lob bekommen, ist für die Jugendlichen eine tolle Erfahrung. Sie hoffen, dass alle Sprayer die ungeschriebene Regel achten: »Schlechtes kann man crossen, Gutes wird in Ruhe gelassen«. aha

Artikel vom 14.11.2012
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