Böllern bleibt in Erding vorerst erlaubt

Erding · Krach an Silvester

Auch künftig bleiben Böller und Raketen in der Erdinger Innenstadt an Silvester erlaubt.	Foto: bb

Auch künftig bleiben Böller und Raketen in der Erdinger Innenstadt an Silvester erlaubt. Foto: bb

Erding · „Einige feiern an Silvester normal, es gibt aber eine zunehmende Anzahl von Personen, die am Jahreswechsel förmlich ausrastet. Das hat mit Feiern nichts zu tun“, so Bürgermeister Max Gotz (CSU).

„Und bei diesen Personen handelt es sich nicht wie oft kolportiert nur um Jugendliche, sondern das Problem ist generationsübergreifend.“ Seit Wochen schon bewege ihn das Thema, wie man das unkontrollierte Böllern in der Erdinger Innenstadt eindämmen und verhindern könne. Nach Gesprächen mit der Polizei kam Gotz aber zu dem Schluss, dass ein Verbot von Feuerwerkskörpern keine Abhilfe schaffe, da ein derartiges Verbot nicht durchsetzbar sei.

Ein Vorfall am vergangenen Jahreswechsel, als Rettungskräfte des BRK mit Feuerwerkskörpern bei einem Hilfseinsatz beschossen wurden, löste die Debatte im Stadtrat aus. „Was geht nur in den Köpfen der Menschen vor, die Einsatzkräfte beschießen?“ fragte Hans Schmidmayer (SPD) und stellte fest, dass die Enthemmung durch Alkoholeinfluss immer stärker zunehme. Auch Petra Bauernfeind (UWE) war an Silvester zum Feiern in der Innenstadt, „da kann einem Angst und Bange‘ werden, was da abgeht“, berichtete sie. Quer durch die Fraktionen gab es den gemeinsamen Wunsch, ein Böllerverbot, wie es nach Paragraf 24 des Sprengstoffgesetzes möglich wäre, die beste Lösung darstelle. „Ein Verbot ist aber nur sinnvoll, wenn auch durchsetzbar“, musste Gotz ernüchtert feststellen. Anton Altmann, Leiter der Polizeidienststelle Erding, pflichtete dem bei: „Allein zu Silvester haben wir mit vier Besatzungen, das sind acht Mann, 25 Einsätze gefahren. Das reicht von häuslichen Streitigkeiten, Suizid-Androhungen bis hin zu Verkehrsunfällen. Ich kann mit meinem Personal ein Abschuss-Verbot von Raketen einfach nicht überwachen.“ Selbst mit verfügbaren Fremdkräften von bis zu sechs Mann sehe er sich dazu nicht in der Lage. Er setzte vielmehr auf eine deeskalierende Präsenz in Gruppenstärke, „ich muss auch meine Mitarbeiter schützen, daher treten diese mindestens zu viert auf“, so Altmann.

Um das Zünden von Krachern zu verhindern, kämen alleine Zugangskontrollen infrage, das sei allerdings in Erding nicht durchführbar, denn viele Leute kommen ja auch aus den Lokalen und Gaststätten. „Schon alleine daher ist das einfach nicht möglich“, so Altmann. Jakob Mittermeier (CSU) fügte zudem an, dass bei einem lokalen Verbot die Gefahr der Verdrängung bestehe, „dann wandern sie eben vom Schrannenplatz in die Lange Zeile oder auf den Grünen Markt ab.“ Statt eines Verbotes setzt die Stadt nun verstärkt auf Aufklärung und Präventionsarbeit, über konkrete Inhalte und Details wird noch diskutiert. Gotz allerdings will es nicht dabei belassen, „in Baden-Württemberg etwa liegt die polizeiliche Hoheit bei den Kommunen. Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen, eine Stadtpolizei hatten wir ja schon mal, und so verkehrt war das nicht“, so Gotz. Zudem will er sich an den Landtag wenden. „Wenn man ein Rauchverbot durchsetzen kann, dann kann man wohl auch ein Verkaufsverbot von Feuerwerken durchsetzten. Da geben wir hier in Erding halt mal den Startschuss.“ bb

Artikel vom 11.11.2012
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