700. Feldkreuz im Landkreis aufgestellt

Ebersberg · Beistand von oben

Elisabeth Reis schnitzte selbst das „Südkreuz“ am Waldrand von Buch, hier mit dem Ministranten Kilian und Pater Georg bei der feierlichen Weihe. 	Foto: sf

Elisabeth Reis schnitzte selbst das „Südkreuz“ am Waldrand von Buch, hier mit dem Ministranten Kilian und Pater Georg bei der feierlichen Weihe. Foto: sf

Ebersberg/Perlach · „Gott schütze Wald und Flur“ heißt die Inschrift auf der Tafel des neuen Feldkreuzes, das vergangene Woche am Waldrand bei Buch, an der Straße nach Eglharting, aufgestellt wurde. Es soll den Kirchseeoner Süden schützen, vor „Straßen und sonstigem Unheil“.

Damit setzte die Erschafferin und Stifterin des Kreuzes, die Bio-Landwirtin Elisabeth Reis, ein Zeichen gegen die umstrittene Südumfahrung. Den tragenden Balken fertigte die gelernte Schreinerin aus Eiche, der rautenförmige Hintergrund für die Jesusfigur mit den kunstvoll geschnitzten Blätterranken besteht aus Kiefernholz. „Das Astloch oben an der Spitze habe ich bewusst gelassen, es ist wie das Auge Gottes“, erklärte die Bäuerin bei der feierlichen Weihe mit Pater Georg am vergangenen Freitag. Von der Jesusfigur ausgehend führen strahlenförmig blau ausgemalte Einkerbungen bis zum Rand, „sinnbildlich dafür, dass die ganze Kraft Jesu auf uns strahlt“, so Reis. Am Fuß des Kreuzes brachte sie ein altes Kreuz vom Bucher Friedhof an, das einst das Grab von Marie Neeb (1870 – 1945) zierte und Maria mit dem Jesuskind darstellt.

Das „Südkreuz“, wie Reis es nannte, ist das 700. Feldkreuz im Landkreis Ebersberg. „Als ich erfahren habe, dass es 699 gibt, kam mir die Idee dazu“, erklärt sie. Das war im Frühjahr dieses Jahres, nachdem der Verschönerungsverein Ebersberg im Auftrag der Stadt die ­Broschüre „Feldkreuze im Gemeindegebiet Ebersberg“ herausgebracht hatte, geschrieben von Hans Obermayr, der kurz nach der Vorstellung des Heftes im Sommer dieses Jahres verstarb. Darin beschreibt der Schulamtsdirektor a. D. die 46 Feldkreuze, die auf Ebersberger ­Gemeindegebiet stehen, „jedes mit einer Geschichte, jedes mit einem eigenen Charakter“, so der Autor. Wer diese Geschichten der Kreuze liest, erfährt auch einiges über die Geschichte der Region. „Manche Feldkreuze beispielsweise in der Mailinger und Halbinger Gegend weisen mit ihrem Namen oder ihrem Standplatz auf die mittelalterliche Salzstraße, die etwa von Steinhöring quer durch den Ebersberger Forst führte“, schreibt Obermayr in seinem Vorwort. Sie sei jetzt von Bäumen überwachsen, aber immer noch zu erkennen. „Heuweg“ heißt sie im Volksmund, was von „Halweg“ (hal: germanisch „Salz“) kommt und bereits 1050 als „Halwec“ in den Ebersberger Klosterurkunden genannt wird.

Schon seit Jahrhunderten werden Weg- oder Flurkreuze – meist in katholischen Regionen – an Straßen- und Waldrändern, auf Höfen oder Wegkreuzungen aufgestellt. Manche sind aus Stein, andere aus Holz, manche erinnern an einen Unfall oder ein schreckliches Ereignis, das dort geschehen ist, andere dienen einfach als Markierung gefährlicher Stellen und sollen den Wanderern oder Autofahrern Schutz bieten – so wie das „Südkreuz“ bei Buch. Viele Menschen unterstützten Elisabeth Reis bei ihrem Vorhaben.

So wurde die Jesusfigur von der Familie Hausler aus Perlach gestiftet, der auch der Grund gehört, auf dem das Kreuz steht, die Tafel gestaltete die Künstlerin Sabine Jahn, Handwerksbetriebe der Region stifteten das Kupferblechdach und die Schiene, mithilfe derer das Kreuz im Boden einbetoniert werden konnte. Und die Holzbank daneben, auf der man die Kraft des Kreuzes auf sich wirken lassen kann, baute Sepp Obermeier. Die Broschüre „Feldkreuze im Gemeindegebiet Ebersberg“ ist für 3 Euro im Bürgerbüro des Rathauses Ebersberg erhältlich.

Von Sybille Föll

Artikel vom 31.10.2012
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