Kanuten mit Handicap trainieren auf der Olympia-Regattastrecke Schleißheim

Oberschleißheim · Spezielle Bootstaufe

Nach der Bootstaufe auf der Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim: die Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz (links), Kajaksportler Michi aus Feldmoching und Trainerin Christine Plenge aus Oberschleißheim.	Foto: ws

Nach der Bootstaufe auf der Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim: die Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz (links), Kajaksportler Michi aus Feldmoching und Trainerin Christine Plenge aus Oberschleißheim. Foto: ws

München/Oberschleißheim · Seit etwa einem Jahr betreiben auf der Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim auch Körperbehinderte Kanusport. Für sie gibt es spezielle Rennkajaks des Bayerischen Kanu-Verbandes.

Jedes von ihnen hat nun bei einer Bootstaufe feierlich einen Namen bekommen. Die Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz, sportpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, taufte eines der acht Rennboote auf den Namen »Speedy«. Kanuten mit Handicap fänden auf dem Wasser eine Aufgabe und Bestätigung, »Inklusion und Sport ist eines der Zukunftsthemen«, sagte Stachowitz. Und weiter: »Ich nehme gerne den politischen Auftrag mit, die Strecke zu erhalten.« Leistungszentrum und Regattastrecke liegen auf dem Gebiet der Gemeinde Oberschleißheim, der Südteil liegt in Feldmoching. Die gesamte Sportanlage gehört jedoch der Stadt München. Stachowitz forderte die bayerische Staatsregierung auf, sich an Erhalt und Sanierung der Sportstätten zu beteiligen. Die Stadt München könne auf Dauer nicht alles alleine finanzieren. Das sieht Stadträtin Christiane Hacker (SPD), die eines der Boote auf den Namen »Hecht« taufte, ebenso. Notwendig sei künftig ein »Topf« aus städtischen und staatlichen Mitteln, um die »bitternotwendige Sanierung« der Sportanlagen in Angriff nehmen zu können, forderte Stadträtin Hacker. Sie berichtete außerdem, dass »wir derzeit mit dem neuen Sportamtsleiter der Stadt München die Zukunft dieser Anlage diskutieren«.

Bei den Sportverbänden hofft man auf eine positive Lösung. »Es wäre schade, wenn die Anlage vor sich hingammelt und irgendwann verrottet«, sagte Hartmut Courvoisier, Präsident des Behindertenrehabilitationssports Bayern. Danach taufte er eines der Boote auf den Namen »Toni«: Er übergoss das Rennkajak mit einem Piccolo, bei großen Schiffen lässt der Pate hingegen eine Flasche Champagner an der Bordwand zerschellen. Ein Kanu hingegen wäre dann aber beschädigt. Michael Schmidt, Vizepräsident des Bayerischen Kanuverbandes und Landestrainer des Paracanoeing-Teams, zeigte sich erfreut, dass die Resonanz an »Kanu mit Handicap« um ein Vielfaches größer sei als erwartet. Derzeit umfasse der Bayernkader 16 Sportler. Sie sind zwischen zehn und 35 Jahre alt. Einer von ihnen ist »der Michi« aus Feldmoching, wie alle den 24-Jährigen Rollstuhlfahrer nennen. Er macht mit, weil ihm das Paddeln Spaß macht, um fit zu sein – und mit einem großen Ziel: Bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro dabei zu sein. Dort eine Medaille zu gewinnen, wäre für den jungen Feldmochinger ein Traum.

Damit das klappt, trainiert er fleißig auf der zwei Kilometer langen Olympia-Regattastrecke. Mal paddelt er »mit Vollpower« einmal hin und zurück, erzählt der junge Mann. Ein anderes Mal absolviert er die Langstrecke und paddelt die Regattastrecke zwei- bis dreimal auf und ab – alles nur zum Training. Die Wettkampfstrecke beträgt hingegen nur 200 Meter. Die »fahren unsere Jungs knapp unter einer Minute«, erzählt Christine Plenge aus Oberschleißheim, eine der Trainerinnen.

Wenn sie nicht gerade auf der Olympiaregattastrecke das Paracanoeing-Team fit macht für die Rennen, studiert sie Biochemie. Erste Erfolge sind schon da: Jeder der neun bayerischen Teilnehmer an der Deutschen Meisterschaft 2012 im Paracanoeing holte in diesem Sommer eine Medaille, insgesamt waren es drei goldene, vier silberne und zwei bronzene. »Wir hier in Bayern können bundesweit mithalten«, freute sich Vizepräsident Schmidt vom Bayerischen Kanu-Verband. Er forderte die Stadt auf, das Leistungszentrum an der Regattastrecke mit behindertengerechten WCs, Duschen und Umkleiden auszustatten. »Wir haben hier keinerlei Behinderten-Toiletten«, beklagte Schmidt. »Der Michi« und die anderen Sportler kommen regelmäßig zum Training, zu Lehrgängen und zu Wettbewerben hierher und messen sich auf dem Wasser mit ihren Rennkajaks. Endlich sind sie nun getauft. Sie heißen Speedy, Bavarian Star, Forelle, Hecht, Toni, Rita, Peter Dornier und Hofmeister und wurden auch durch Sponsorengelder finanziert. ws

Artikel vom 30.10.2012
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