Pilotprojekt »Arche Noah« in Höhenkirchen-Siegertsbrun

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · Richtfest für Plusenergiehaus gefeiert

Der Kälte trotzten Arche-Noah-Kinder, Joachim Daubenmerkel (Architekt, rote Jacke), nach rechts Michaela Hoppe (Fraunhofer Institut, rote Mütze), Bürgermeisterin Ursula Mayer, Bernhard Asböck (Architekt), Gerhard Heinrich u. Hannelore Windisch. F: aha

Der Kälte trotzten Arche-Noah-Kinder, Joachim Daubenmerkel (Architekt, rote Jacke), nach rechts Michaela Hoppe (Fraunhofer Institut, rote Mütze), Bürgermeisterin Ursula Mayer, Bernhard Asböck (Architekt), Gerhard Heinrich u. Hannelore Windisch. F: aha

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · »Am Anfang stand die Idee«, sagt Höhenkirchen-Siegertsbrunns Bürgermeisterin Ursula Mayer. Die Idee »das nächste Haus, das wir als Gemeinde bauen, muss energieeffizient sein«.

Vom Arbeitskreis Energie und Umwelt und vielen Fachkräften weiter ausgearbeitet, entstand das Projekt »Plusenergie-Kinderhaus« als neuer Hort für den evangelischen Kindergarten »Arche Noah«. Dank der Zuschüsse des Bundes in Höhe von 1,3 Millionen Euro ging es in die Ausführung. Letzten Freitag wurde nun endlich Richtfest gefeiert. Bürgermeisterin Ursula Mayer betonte, dass das Projekt voll im Zeit- und Kostenplan liege.

Das Haus könne nächstes Jahr im September öffnen, für zwei Krippengruppen à 12 Kinder, je zwei Kindergarten- und Hortgruppen à 25 Kinder sowie 20 Kinder in der Mittagsbetreuung. Dann stehen den Kindern sechs flexibel nutzbare Gruppenräume zur Verfügung, die sich auf drei Geschosse verteilen. Zu ihnen gelangt man von der zentralen Eingangshalle aus, die »zu einer großen Kommunikationsplattform werden wird«, wie Architekt Bernhard Asböck bei der Führung durch den Rohbau erklärte. Um im Gebäude den Energiebedarf radikal senken und den Restenergiebedarf nachhaltig und effektiv decken zu können wurde ein immens gedämmten Baukörper geschaffen, der luftdicht und wärmebrückenfrei konstruiert wurde. Durch den Einsatz eines hybriden Lüftungssystems, welches im Sommer passive Kühlung und Lüftung des Gebäudes ohne Stromaufwand ermöglicht, kann der Energiebedarf für Heizen, Kühlen und Belüften deutlich verringert werden. Computer steuern die gesamte Temperatur- und Frischluftregelung der neuen »Arche Noah« vollautomatisch. Nur Fensteröffnen bleibt den rund 25 Erzieherinnen, die noch umfangreich in die neuartige Energietechnik eingewiesen werden.

»Für uns bleibt da kaum was zu tun«, ist sich die neue Leiterin des Kindertagesstättenverbundes, Patricia Lang-Kniesner, sicher. Auch einige Neuerfindungen wurden bei der Kontruktion des Hauses gemacht, wie beispielsweise das Lehmregal in den großen Gruppenräumen. Dessen weißes Holzgestell steht bereits. Es wird mit Lehm verfüllt, so dass einerseits nutzbare Regalflächen entstehen, andererseits der Lehm als Feuchtigkeits- und Wärmespeicher für Behaglichkeit sorgt. Ein Niedrigenergie-Heizsystem reduziert durch Wärmerückgewinnung die Wärme-Energieverluste des Gebäudes. Solarkollektoren dienen der Warmwassergewinnung. Benötigte Energie wird mit einer Photovoltaik-Anlage und zwei hocheffizienten Grundwasser-Wärmepumpen erzeugt. Wohlgemerkt: Im Jahresdurchschnitt wird laut Berechnungen mehr Energie erzeugt, als im Kinderhaus benötigt wird.

Ob und wie weit das tatsächlich alles eintritt, wird in den ersten zwei Jahren geprüft. Die an mehreren Messpunkten im Gebäude erhobenen Messdaten werten die Fachhochschule Rosenheim und das Fraunhofer Institut für Bauphysik aus. Für Interessierte sollen sie im Gebäude präsentiert werden.

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie BMWi für seine hohe Architekturqualität und Energieoptimierung mit dem Preis »Architektur mit Energie« ausgezeichnete Kinderhaus ist ein Pilotprojekt, das »sicher viele Besucher anlockt«, erwartet Höhenkirchens Rathauschefin. Die Gemeinde hat die 4,1 Millionen Euro Eigenbeitrag gestemmt, ohne die Bundesförderung wäre aber das beispielgebende Projekt nicht möglich gewesen, betont Mayer. Angela Boschert

Artikel vom 30.10.2012
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