Neue Trendsportart Speedminton beim TSV Poing

Poing · Wie Glühwürmchen

Die Poingerin Barbara Grell schminkt ihren Sohn Martin für die Blackminton- Variante dieser dynamischen Sportart, die eine Mischung ist aus Badminton, Squash und Tennis. Oben rechts: Spieler in Aktion.	 Fotos: cs,  Speedminton GmbH

Die Poingerin Barbara Grell schminkt ihren Sohn Martin für die Blackminton- Variante dieser dynamischen Sportart, die eine Mischung ist aus Badminton, Squash und Tennis. Oben rechts: Spieler in Aktion. Fotos: cs, Speedminton GmbH

Poing · Das Poinger Sportzentrum an der Plieninger Straße stand am vergangenen Wochenende ganz im Zeichen einer neuen und rasanten Trendsportart: Speed Badminton oder kurz Speedminton.

Diese Sportart vereint viele Elemente von Tennis, Squash und Badminton – wird aber sehr viel schneller gespielt. Der TSV-Vorsitzende Robert Rieger sieht dafür eine Zukunft beim TSV Poing. Er lädt vom 2. November an jeden Freitag um 20 Uhr Interessierte zu einem Schnuppertraining in die neue Turnhalle der Poinger Realschule. Wie Glühwürmchen mit Düsenantrieb sausen die leuchtenden Federbälle durch die nachtdunkle Sporthalle, hin und her geschlagen von einer Art Badminton-Schläger, der in gelbgrüner Neonfarbe leuchtet. Dazu schallt Techno-Musik durch die Halle. Die Ballspieler tragen fluoreszierende Trikots und haben sich die Gesichter mit grellen Farben bemalt, die in der Dunkelheit leuchten: Geisterstunde in der Turnhalle. Der Aufschlag in der Finsternis ist jedoch keineswegs die stromsparende Antwort auf die Energiewende, sondern nennt sich Blackminton, eine Spielart von Speedminton. Damit zeigt sich, wie vielseitig und anpassungsfähig die trendige Rückschlag-Sportart ist: Gespeedet werden kann überall, wo ein paar Quadratmeter ebener Fläche zur Verfügung stehen: auf der Straße, auf einer Wiese, im Park, im Sand, auf Kies oder sogar im Schnee. Man braucht kein Netz, sondern nur ein paar lange Bänder, um die Spielfläche abzustecken, einen Schläger, den Ball mit Federkleid, Speeder genannt, und natürlich einen Mitspieler.

In der Poinger Sporthalle traten am Samstagabend acht Teilnehmer zu einem Probespiel auf vier Spielfeldern gegeneinander an, deren Können und Erfahrung unterschiedlicher nicht sein könnten. Während die meisten zum ersten Mal in ihrem Leben einen Speedminton-Schläger in der Hand hielten, ist ihr Trainer Daniel Gossen einer der besten der Welt: Weltmeister, Europameister, Deutscher Meister. Der 29-jährige Leistungssportler ist jedoch nicht nach Poing gekommen, um aus mehr oder weniger sportlichen Figuren im Schnellkurs Superspieler zu machen. Der zweitägige Workshop sollte Interessierte vielmehr zu Übungsleitern ausbilden oder einfach mit dem kommenden Trendsport vertraut machen. Nachdem die Teilnehmer am ersten Tag vorwiegend die Theorie wie Spielregeln und Taktiken pauken mussten, sollten sie am Abend in der Praxis ein Gefühl für den kleinen schnellen Ball und den zierlichen birnenförmigen Schläger bekommen. Speedminton ist nicht nur jung in seiner Geschichte, sondern auch besonders für junge Leute geeignet. Das ist der Grund, warum sich Barbara Grell aus Poing für den Kurs angemeldet hat. Die Übungsleiterin für Kinderturnen beim TSV ist mit ihrem 14-jährigen Sohn Martin gekommen und schwingt zum ersten Mal in ihrem Leben und mit »riesigem Spaß« das Racket. Sie kann sich gut vorstellen, das mit ihren Schützlingen künftig öfter zu tun. Mit einer ganz anderen Motivation ist der 35-jährige Thomas Rummelsberger aus Greifenberg nach Poing angereist: Er betreibt in Wörishofen den Sport Campus Allgäu, in dem bislang hauptsächlich Hallenfußball gespielt wird. Künftig sollen junge und jung gebliebene Leute bei ihm Speed Badminton trainieren. Er hält die Trendsportart für ideal, den Nachwuchs vom Computer wegzulocken.

Das hat sich auch der Unterföhringer Diplom-Sportwissenschaftler Daniel Schneider vorgenommen, der den Workshop nach Poing geholt hat. Er hat alle Modesportarten während seines Studiums an der Bundeswehr-Uni in Neubiberg kennengelernt und beschlossen, Speedminton in Süddeutschland bekannt zu machen. Damit stieß er bei Robert Rieger vom TSV Poing auf offene Ohren. Dieser ist stets für Neues zu haben und auf der Suche nach Attraktionen, um vor allem die Jugend für den Sportverein zu gewinnen und dort zu halten. Rieger kann sich eine neue Abteilung Speedminton durchaus vorstellen. Zunächst lädt der TSV ab 2. November jeden Freitag um 20 Uhr zu einem kostenlosen Schnuppertraining in die Realschul-Turnhalle. Mitbringen muss man lediglich ein paar hallentaugliche Sportschuhe und etwas zum Trinken. Auch an der Schule soll der schnelle Racketsport bekannt gemacht werden. Er sei im Gespräch mit der Poinger Volksschul-Rektorin Simone Fleischmann wegen eines entsprechenden Projekttages, erzählt Schneider. Die Schüler sollen dabei nicht nur den Schläger schwingen, sondern auch das Drumherum wie das Zusammenstellen der Mannschaften oder das Organisieren von Sponsoren, etwa für eine Brotzeit, lernen und einüben. Denn daran fehlt es dem aufstrebenden Trendsport heute noch: an Trainern, Übungsleitern, Ausbildern. Es gebe in Deutschland 2.000 Turnierteilnehmer, erzählt Weltmeister Gossen. Davon sind übrigens zwei Drittel Männer.

Der erfolgreiche Tennis- und Badmintonspieler hat die schnelle Variante vor etwa zehn Jahren in Berlin, wo sie auch erfunden wurde, mit seiner Firma weiter entwickelt. Grundidee war, dass überall und bei fast allen Wetterbedingungen gespielt werden kann. Speedminton wird in 40 Ländern der Erde ausgeübt. Inzwischen gibt es bundesweit etwa 60 registrierte Vereine und Abteilungen und über 100 Institutionen, die diesen Sport betreiben. Von der mageren Beteiligung beim Poinger Workshop ist der quirlige Berliner zwar etwas enttäuscht. Aber er ist ganz sicher, dass sich der superschnelle Ballwechsel auch in Poing durchsetzen wird. Claudia Schmohl

Die Speedminton-Spielregeln

Für Speedminton werden zwei quadratische Felder von je fünfeinhalb Metern Seitenlänge mit einem Abstand von 12,5 Metern abgesteckt. Wenn notwendig geht es auch eine Nummer kleiner, beispielsweise bei Jugendlichen unter 14 Jahren. Ein Netz fehlt. Der Untergrund muss nicht unbedingt eine Turnhalle oder ein Tennisplatz sein; gespielt werden kann auch auf Asphalt, Gras, Sand, Kies oder Schnee. Die Rackets fallen etwas birnenförmiger als beim Squash aus. Die Bälle, Speeder genannt, sind schwerer und durch das verkürzte Flugkleid windstabiler als beim Badminton. Sie können durch ihren geringeren Luftwiderstand bis zu 290 Stundenkilometer erreichen und bei bis zu Windstärke 4 eingesetzt werden. Beim Blackminton in der Nacht oder in der dunklen Halle werden die Bälle, so genannte Night Speeder, mit UV-Lampen kenntlich gemacht. Wer den Speeder im gegnerischen Feld platziert, bekommt einen Punkt, mit 16 Punkten endet ein Spielsatz. Man kann aber auch nur versuchen, den Ball möglichst lange hin und her zu schlagen. Das nennt sich dann »Funplay«.

Artikel vom 16.10.2012
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