Ab Sonntag gibt es einen Skulpturenpfad im Ebersberger Forst

Ebersberg/Landkreis · Kunst im Wald

Franz Ferdinand Wörle ist einer der ausstellenden Künstler des Skulpturenweges St. Hubertus.	Foto: privat

Franz Ferdinand Wörle ist einer der ausstellenden Künstler des Skulpturenweges St. Hubertus. Foto: privat

Ebersberg · In einer gemeinsamen Aktion haben die Bayerischen Staatsforsten und die Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst einen Skulpturenweg entlang des Waldpfades beim Forsthaus Hubertus erstellt. Am Sonntag, 21. Oktober, wird er um 11 Uhr eröffnet.

Die Werke von Johannes Gottwald, Paul Havermann, Christian Heiß, Hubert Maier, Ingrid Wieder-Kill und Franz Ferdinand Wörle werden an diesem Tag von den Künstlern selbst vorgestellt. Franz Ferdinand Wörle ist Mitorganisator des Skulpturenpfades und feierte in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Der in Straußdorf lebende Künstler wurde 1952 in München geboren, ging dort zur Schule, absolvierte eine Holzbildhauer-Lehre und besuchte schließlich die Akademie der bildenden Künste, während er parallel dazu Kunstgeschichte studierte. Heute ist der Bildhauer international bekannt und prägte auch die Kulturszene im Landkreis Ebersberg. 1989 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Ebersberg. »Mein größter Wunschtraum als junger Mann war Goldschmied zu werden«, erzählt Wörle. Doch der Vater hatte kein Verständnis dafür, wollte den Sohn lieber in einem wissenschaftlichen Beruf sehen. Dann hat er in Schwabing – Wörle war damals noch Schüler – einen Keramiker kennengelernt, der ihn in die Kunstszene eingeführt hat. »Da war für mich klar: Hier bin ich richtig.«

In den ersten Jahren nach dem Kunst-Diplom beschäftigte er sich mit Felszeichnungen, was ihn nach Marokko führte – erneut ein prägendes Erlebnis. Die Bauformen, die Landschaft, die Kultur haben ihn so fasziniert, dass er immer wieder hingefahren ist. »Insgesamt habe ich inzwischen bestimmt 25 Jahre in diesem Land verbracht, mit vielen Unterbrechungen«, so Wörle. Auch Irland, wo er mit seiner Frau und seinem 17-jährigen Sohn einen zweiten Wohnsitz hat, beeinflusste mit seinen Megalithen seine späteren Arbeiten.

Mit Felszeichnungen beschäftigte er sich jedoch nur kurz, fuhr stattdessen mit seiner Bildhauerei fort. Aber weder Stein noch Holz waren Materialien, mit denen er wirklich arbeiten wollte, auch von Glas verabschiedete er sich nach einer kurzen Experimentierphase wieder. Eisen – das war es, was ihn reizte, und mit dem er erfolgreich wurde. Und es musste verwittert sein, den Eindruck erwecken, dass der Zahn der Zeit an ihm genagt hat. Er entwickelte ein eigenes Verfahren, mit dem er das glatte Metall in rostige Oberflächen verwandelt, die in den Stunden vor der beschleunigten Korrosion in bunten Farben schillern – ein Schauspiel, das er nur auf Fotos festhalten kann. Viele »Stelen«, »Tore« und »Seelenhäuser«, wie er seine Eisenskulpturen bezeichnet, hat er seitdem geschaffen. Die Geschichte dieser ­Gebilde hat ungefähr 1995 begonnen. Denn als Kind haben Wörle immer die Bieraufzüge fasziniert: Der Boden tut sich auf und es kommt etwas heraus. Aus dieser Erinnerung sind seine Tore und Bodentore entstanden. Seine geometrischen Arbeiten sind allerdings nicht realistisch, sondern abstrakt und fordern die Fähigkeit zur Assoziation des Betrachters heraus. Die »Seelenhäuser« sind für ihn Rückzugsräume, architektonische Gebilde, aber im Sinne von behütetem Leben.

Es sind die Gegensätze in Wörles Arbeiten, die den Betrachter fesseln: Stabilität und Verletzlichkeit, Dauer und Vergänglichkeit durch den fortschreitenden Korrodierungs-Prozess, Geometrie und der Bezug zum Naturhaften.

Eine Serie der »Seelenhäuser« hatte er für einen Skulpturenweg der Klinik Rosenheim geschaffen, der von 1999 bis 2000 ein Jahr lang bestand. Es war das erste Mal, dass er sie in der Öffentlichkeit präsentierte. Daraus entstand ein »Seelenhaus« für Ebersberg, das die Klinik Ebersberg kaufte, als der Neubau errichtet wurde. Bis heute steht es im Innenhof zur Kantine. Im Landkreis Ebersberg sind noch andere Werke des Künstlers zu besichtigen: In Sonnenhausen bei Glonn steht eine Stele, der Brunnen der Comeniusschule in Grafing stammt von Wörle. Die meisten Werke sind jedoch in Privatbesitz.

Bereits 2010 war ein Exponat des Künstlers, das »Seelenhaus« am Marienplatz, Teile eines Skulpturenpfades, den damals der Kunstverein Ebersberg veranstaltete. Der Skulpturenweg St. Hubertus wird ein Jahr lang, bis Oktober 2013, bestehen bleiben. Treffpunkt am Sonntag zur Eröffnung ist am Forsthaus St. Hubertus in Ebersberg, erreichbar von Ebersberg kommend über die Straße Richtung München, am Kreisel beim Autohaus Ebersberg die zweite Abfahrt Richtung TÜV. Sybille Föll

Artikel vom 16.10.2012
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