Zuwachs an Schülern bringt Mittagsbetreuung an Grenzen

Trudering · Deutlicher Bedarf

Bernhard Doleschel und Stefanie Kneer, die Vorsitzende des Elternbeirats der Turnerschule.	Foto: bus

Bernhard Doleschel und Stefanie Kneer, die Vorsitzende des Elternbeirats der Turnerschule. Foto: bus

Trudering · An der Waldtruderinger Turnerschule wird es stetig voller. Die Zahl der Grundschüler steigt jährlich, außerdem laufen seit zwei Jahren die Ganztagesklassen. Das bedeutet mehr Platzbedarf für die Schüler in Gruppenräumen.

Räume, die für die jetzt 154 Kinder mit Mittagsbetreuung fehlen. Nun schlägt der Elternbeirat Alarm und fordert Überbrückungscontainer und den Bau einer Mensa. Ein aktueller Vorschlag aus der Truderinger Bürgerversammlung ist auch die Neu-Einteilung der Schulsprengel, um mehr Straßenzüge und Kinder der Markgrafenschule zuzuteilen.

2009 lernten 501 Kinder an der Grundschule an der Turnerstraße. In diesem Schuljahr sind es 548 in 21 Klassen, Tendenz steigend. Bernhard Doleschel vom Elternbeirat stellte deshalb auf der letzten Truderinger Bürgerversammlung einen Antrag für mehr Platz und Kapazitäten. »Jetzt sind 154 Schüler in der von Eltern ehrenamtlich organisierten Mittagsbetreuung versorgt«, schildert er. Das bedeutet Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung in der Schule durch bezahlte Kräfte wie ehemalige Lehrer, Mütter oder Studenten bis 15.30 Uhr. Für viele Familien, die keinen Hortplatz in den zwei zur Verfügung stehenden Einrichtungen in Trudering bekommen, ein wichtiges Angebot des privaten Vereins. Teilzeitarbeit für Mütter oder Väter wird so möglich. Aber die Bedingungen für die Kinder sind in den letzten Jahren immer schlechter geworden. »Schulleitung, Betreuer und der Vorstand der Elterninitiative bemühen sich nach Kräften. Trotzdem holt uns die Raumnot ein«, so Stefanie Kneer vom Elternbeirat, deren Tochter in die dritte Klasse geht. Für ihr Kind werde sich wahrscheinlich nichts mehr ändern, aber sie setzt sich für die kommenden Schüler für den Bau einer Mensa und für eine kurzfristige Containerlösung ein. »Durch immer mehr Kinder wird es zunehmend lauter in den Räumen. Im alten Schulhaus herrscht ohnehin eine schwierige Akustik. Die Enge macht es für die Kinder immer schwieriger, konzentriert ihre Hausaufgaben zu machen.

Auch beim Essen müssen die Mitarbeiter zaubern, um auf den gegebenen zwei normalen Einfamilien-Herden und wenigen zusätzlichen Kochplatten 154 hungrige Kinder täglich zu bekochen. Das klappt dieses Jahr gerade noch so und noch können wir sagen: das Essen schmeckt den Kindern und ist auch aus Elternsicht gesund.« Weil der Betreuungsbedarf in Trudering ständig wächst, kämpft der Elternbeirat um eine Mensa. Hier sollen auch die Schüler von Ganztagsklassen und Hort mittags versorgt werden. »Ein Pavillon dazu wäre ideal, denn was die Turnerschule mehr als genug hat, sind Freiflächen auf dem Außengelände«, erklärte Doleschel in der Bürgerversammlung.

Für das Projekt habe sich sogar schon ein Sponsor gefunden, der allerdings in der Zwischenzeit wieder abgesprungen sei, weil die Stadt nicht mitzieht. »An einer anderen Schule hat man mit so einem Pavillon schlechte Erfahrungen gemacht, nun blockieren diesen die Schulreferenten. Dabei läuft die Zeit: Schon im nächsten Schuljahr wird es voraussichtlich 27 Grundschüler mehr in Waldtrudering geben. Das bedeutet eine sechste erste Klasse, wobei nur fünf vierte Klassen die Turnerschule verlassen. Dazu kommt der Zusatzraum für eine dritte Ganztagsklasse. Als Folge wird 2013/14 nur noch Platz für 80 Kinder in der Mittagsbetreuung sein. Schon heute ist die Turnhalle rund um die Uhr belegt. Auch für AGs ist kaum Platz im Schulhaus. Weil die Differenz zwischen den jetzt 154 Kindern zu nur 80 Kindern im nächsten Schuljahr hoch ist und nur circa 40 Kinder davon die Grundschule verlassen, kann es sogar sein, dass Schüler ihren Platz in der Mittagsbetreuung verlieren. Was sollen die Eltern dann machen?

Betreuungsbedarf ein Drittel höher als das Angebot

Insgesamt beträgt die Betreuungsrate jetzt an der Turnerschule 64 Prozent, das sind weniger als die von Stadtschulrat Schweppe verkündeten 70 Prozent für München. Durch das Defizit von 74 Mittagsbetreuungsplätzen im nächsten Schuljahr stehen zukünftig 50-prozentige Betreuung dem Wunsch nach 75 Prozent gegenüber. Diese Zahl ergab eine repräsentative Umfrage unter Waldtruderinger Eltern der Turnerschule, wie der Elternbeirat angibt. Betroffen sind dann 127 Kinder und ihre Eltern, also fünf volle Schulklassen. Die Truderinger Bürgerversammlung steht hinter dem Antrag. Nicht nur die neue Mensa, auch die Aufstellung ausreichend großer Container ab dem nächsten Schuljahr zur Überbrückung der Planungs- und Bauphase findet große Zustimmung. Nun wäre die Stadt am Zug. Man investiere nicht in Neubauten für die Mittagsbetreuung, heißt es lapidar. »Wir können uns vor Ort die Ausstattung ansehen, verbessern oder ein Essenscatering organisieren«, so die Stadt.

Den Bau einer Mensa wolle man nicht mit Priorität betreiben. Zu der generellen Mittagsbetreuung kommen noch 14 Wochen Schulferien hinzu. An der Turnerschule findet die Mittagsbetreuung auch in den Schulferien statt, allerdings nur in den warmen Monaten. Im Winter wäre es kein Problem die Räume zu öffnen, aber wer zahlt die Heizkosten? Anderswo in Trudering fällt die Betreuung komplett aus. Auf Bürgerinitiative stellte der Bezirksausschuss Trudering-Riem deshalb den Antrag, geeignete Schulzimmer zu öffnen, damit ein Ferienprojekt in Trudering starten kann. Im ganzen Stadtteil werden durch Zuzug, Nachverdichtung, mehr Geburten und berufstätige Eltern die begrenzten Betreuungsangebote weiter sehr stark nachgefragt sein, so die Begründung. bus

Artikel vom 16.10.2012
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