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Heißes Thema Windkraft

Sauerlach · Normalerweise freuen sich die Sauerlacher, wenn sich ein neuer Gewerbetreibender in der Gemeinde niederlassen will. Handelt es sich bei dem Interessenten aber um den Betreiber einer potenziellen Windkraftanlage, macht sich eine gewisse Ratlosigkeit breit. Denn auch wenn man im Sauerlacher Gemeinderat die Energieerzeugung durch Windkraft eigentlich für eine gute Idee hält: Die Frage ist, wo ist der beste Standort für die großen Rotoren und vor allem - gibt es überhaupt genügend Wind?

Planungen sind schwierig und vor allem kostspielig

Jetzt will die Gemeinde die ersten Investoren einladen ihre Pläne vorzustellen und Windmessungen durchzuführen. Denn »ich würde gerne planerisches Geld nur ausgeben, wenn wir wissen, ob wir einen Wind haben«, erklärte Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) bei der Sitzung und unterstrich damit noch mal ihr bei der Bürgerversammlung geleistetes Versprechen: »In Sauerlach werden nur Windräder stehen, wenn sie sich drehen.« Aber aussagekräftige Windmessungen sind für die Gemeinde selbst zu teuer: Über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren müssten dazu auf einem rund 100 Meter hohem Masten Winddaten aufgezeichnet werden. Kostenpunkt rund 100.000 Euro. »Vielleicht könnte man das mit den umliegenden Gemeinden zusammen machen, oder es als Einlage der Gemeinde in eine Bürgerwindkraftanlage sehen«, schlug Bogner vor. Aber: »Wir waren uns doch einig, dass der messen soll, der auch investieren will«, widersprach dem Gemeinderat Klaus Zimmermann (UBV). Abgesehen vom Wind muss sich die Gemeinde auch noch über die möglichen Aufstellflächen klar werden. Schon zu Beginn des Jahres sollte ein Standortgutachten geeignete Flächen für den Bau von Windrädern identifizieren.

Nur wenige Flächen sind in Sauerlach geeignet

Heraus kam: Nur 42 Hektar und damit weniger als ein Prozent der Gemeindefläche sind für die Stromerzeugung durch Windkraft besonders gut geeignet. Deshalb müssen wir »in nächster Zeit noch mal über unsere Potenzialflächen reden« erinnerte Bogner im Hinblick auf die Verpflichtung der Gemeinden 10 Prozent der Gemeindefläche als potenzielle Aufstellorte für Windräder auszuweisen. »Wenn das schon bei uns so schwierig ist«, wie mag es dann wohl bei den kleineren Nachbargemeinden aussehen, fragte sich wohl nicht nur Wolfgang Büsch (Die Grünen) nach der Präsentation des Gutachtens durch zwei Mitarbeiter des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München (PV). Denn immerhin ist Sauerlach die flächengrößte Gemeinde des südöstlichen Münchner Landkreises. In akribischer Kleinarbeit hatten Sebastian Neudecker und Manfred Dörr Karte um Karte übereinander gelegt, um geeignete Flächen zu finden.

Angesichts der regionalen Windverhältnisse müssten sehr hohe Windräder gebaut werden, um eine effektive Auslastung zu erreichen, so ihr Fazit. Doch die Region liegt inmitten einer Nacht-Tiefflugzone der Bundeswehr, die sich wie ein Gürtel von über 18 Kilometern Breite von Weilheim bis nach Ebersberg erstreckt. Derzeit dürfen die Militärmaschinen diesen Bereich bis zu 330 Meter tief überfliegen. Abzüglich des notwendigen Sicherheitsabstandes und angesichts der unterschiedlichen Höhenlage des Sauerlacher Gemeindegebietes, haben die Gutachter für Windräder im Norden der Gemeinde eine maximale Höhe von 227 Metern berechnet, im Süden dürften die Anlagen dagegen nur 140 Meter über Grund in die Höhe ragen. Zum Vergleich: eine ausgewachsene Fichte bringt es auf rund 40 Meter Höhe, Münchens erstes Windrad auf dem Fröttmaninger Müllberg streckt seine Rotorflügel 100 Meter hoch, der Münchner Olympiaturm hat stolze 291 Meter Gesamthöhe.

Das Landschaftsbild muss in Betracht gezogen werden

Angesicht solcher Ausmaße warnt Gutachter Dörr vor einer »sehr hohen negativen Auswirkung der Windkraft auf das Landschaftsbild«. Als sinnvoller erachtet er deshalb die Ausweisung der Konzentrationsflächen in Richtung Autobahn. Als besonders geeignet wurden eine kleinere Fläche auf der südöstlichen Seite der Autobahnausfahrt »Hofoldinger Forst« und ein größerer Streifen westlich der Autobahn auf Höhe der Ortsteile Lochhofen und Arget identifiziert. Angesichts der großen Waldfläche sei dort auch durch den Bau der Windräder für die jeweils Flächen von etwa 100 x 100 Metern Wald gerodet werden müssten, keine Beeinträchtigung des Lärmschutzes zu befürchten. Auch Naturschutz- und Artenschutzbelange wären in der dortigen Fichtenmonokultur nicht berührt.

Pietsch

Artikel vom 14.10.2012
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