»Grüne Hausportale«: Die Stadt unterstützt die Aktion

Schwabing · »Noch mehr Bunt«

Jutta, Sarah, Michael, Wolfgang Heidenreich und Manfred Drum (v. l.) freuen sich über mehr Grün rund um Schwabinger Haustüren.	Foto: scy

Jutta, Sarah, Michael, Wolfgang Heidenreich und Manfred Drum (v. l.) freuen sich über mehr Grün rund um Schwabinger Haustüren. Foto: scy

Schwabing · Der legendäre Friedensreich Hundertwasser hat sich mit seiner farbenprächtigen Architektur nicht flächendeckend durchgesetzt. Schon gar nicht in München. Viel zu oft ist immer noch, auch in Schwabing, tristes Grau zu sehen. Was nicht unbedingt gute Laune macht. Mit einer Art »grüner Revolution« soll das nun Schritt für Schritt anders werden. Gerade ist beispielsweise die Aktion »Grüne Hausportale« angelaufen, initiiert vom Verein Urbanes Wohnen.

Laut Projektleiter Manfred Drum will der Verein die Bewohner anregen, selbst aktiv und kreativ zu werden und mehr Grün in die Straßen zu bringen. Von dieser Idee hat sich unter anderem die Eigentümergemeinschaft an der Clemensstraße 99 begeistern lassen. Die eintönige, sehr schlichte Fassade hat seit Juni einen erfrischenden Farbtupfer: Links neben der Eingangstür bahnt sich eine Kletterhortensie langsam ihren Weg nach oben.

»Das macht gleich eine ganz andere, eine viel schönere Atmosphäre«, freut sich Anwohnerin Sarah, die ihren Nachnamen nicht nennen will, ebenso wie Michael und Jutta. »Auch Besuchern fällt die Veränderung sofort positiv auf«, berichtet Michael, ebenfalls Anwohner. Jutta, die den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht hat, wünscht sich allerdings »noch mehr Bunt« und »noch mehr Blüten«. Sie weiß, das wird nicht so leicht zu realisieren sein – die Eingangsseite liegt im Norden. Die Gartenbaufirma, die beauftragt wurde, hat deshalb besonders zur Kletterhortensie, die für ihre Robustheit bekannt ist, geraten. Sich einen Fachmann an die Seite zu holen, ist nicht das Schlechteste.

Bei allem Faible für mehr Grün: Erlaubt ist nicht immer, was gefällt. Was, wenn die Pflanzen in den öffentlichen Raum hineinragen? Was, wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht? Was, wenn Haftwurzeln möglicherweise den Putz ruinieren? – Guter Rat ist teuer. Doch wer soll die Experten bezahlen? »Die Stadt übernimmt 100 Prozent der Kosten, wenn vorher ein Antrag gestellt wird«, erklärt Drum das Prozedere. Voraussetzung: Der Hauseingang muss sich im öffentlichen Straßenraum befinden – und folgende Unterlagen werden eingereicht, und zwar vor Baubeginn: ein Lageplan 1:1.000, ein Gestaltungsplan 1:100 in zweifacher Ausführung, ein Kostenvoranschlag, ein Grundbuchauszug und eine Vertretungsvollmacht, falls der Grundstückseigentümer den Antrag nicht persönlich stellt. Das hört sich zunächst nach viel Bürokratie an.

Doch bei Bedarf gibt es bei Urbanes Wohnen Unterstützung. »Wir helfen gerne, diese ganzen technologischen und bürokratischen Hürden zu nehmen«, sagt Drum. »Uns liegt besonders am Herzen, deutliche Natursignale entlang der ›Grünen Achse Schwabing‹ zu setzen.« ­Empfehlenswert wäre übrigens auch, einen langen Atem mitzubringen. Der Prüfungsprozess ist kompliziert und langwierig, so dass Bewilligung und Baubeginn möglicherweise erst drei bis sechs Monate nach Antragsabgabe möglich sind. In dieser Zeit prüfen unter anderem das Baureferat und der Denkmalschutz den Antrag.

Einfach losbuddeln geht nicht

Auch die Abteilung Tiefbau des städtischen Baureferats nimmt sich der Sache an. Denn meist verlaufen die Leitungen in unmittelbarer Nähe zum Haus, insofern kann nicht einfach losgebuddelt werden. Wer sowieso nicht an Pflanzungen denkt, sondern einfach Kübel hinstellen will– auch kein guter Plan. Das Baureferat fördert nur Bepflanzungen im Boden. »Kompakt, urban, grün« – so lautet der Grundsatz der Stadt München für ihre räumliche Entwicklung. Urbanes Wohnen will diese Formel weiter konkretisieren, etwa durch ein System »Grüner Achsen«, die den Münchner Stadtplan strahlenförmig durchdringen. Ein stadtweites urbanes Naturnetz würde nach Drums Ansicht Aufenthaltswert und Erholungsqualität in der Großstadt verbessern. Also werde Fuß- und Radverkehr gefördert und somit Autoverkehr Erholungsuchender reduziert. Ein erstes Modellprojekt ist seit einigen Jahren die »Grüne Achse Schwabing«, die vom Olympiapark über den Luitpoldpark bis zum Englischen Garten führt. Testfall ist die Heßstraße als »NaturKulturPfad« vom Olympiapark über das Kreativquartier zum Kunstareal. »Wir hoffen auf einen Multiplikatoreffekt für die anderen Stadtteile«, so Drum. Ein Großteil der 25 Münchner Bezirksausschüsse sei zur Zusammenarbeit bereit. Auch die Anwohner sind sehr aufgeschlossen. Sowohl in der Heß- als auch in der Clemensstraße wurden von Urbanes Wohnen Blitzumfragen gemacht, die ähnliche Ergebnisse brachten. So sprachen sich gut 80 Prozent für mehr Bäume aus, knapp 60 Prozent sogar für den Verzicht einiger Stellplätze, und etwa 70 Prozent für »Grüne Hausportale« – als rasche Alternative zu Baumpflanzungen.

Optisches Plus und mehr Lebensqualität

Die Begrünung von Hausportalen und Fassaden bringt nicht nur ein optisches Plus. Wolfgang Heidenreich, ebenfalls Mitglied bei Urbanes Wohnen, nennt weitere Vorteile wie Lärm-, Kälte- und Fassadenschutz, eine positive Beeinflussung des Mikroklimas und das Binden von Staubpartikeln aus der Luft. »Es spricht also im Grunde alles dafür«, so Heidenreich. Wer loslegen wolle, sei herzlich willkommen. Infos zu den Förderbedingungen gibt es im Internet unter www.muenchen.de. Weitere aktuelle Nachrichten, Informationen und Termine zum eigenen oder zu anderen Stadtteilen gibt es im Internet unter www.wochenanzeiger.de.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 09.10.2012
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