Den Brennstoff herstellen: seit 100 Jahren Tradition

Ebersberg · Kohle machen im Forst

Zur 100-Jahrfeier im Sommer errichteten Max Perfler (l.) und sein Onkel Martin Perfler einen Kohlenmeiler, wie er früher zur Herstellung von Grillkohle üblich war. 	Foto: privat

Zur 100-Jahrfeier im Sommer errichteten Max Perfler (l.) und sein Onkel Martin Perfler einen Kohlenmeiler, wie er früher zur Herstellung von Grillkohle üblich war. Foto: privat

Ebersberg · Samstagmorgen im Ebersberger Forst, Forsthaus Diana: In einem Unterstand auf dem Hof steht Max Perfler junior in ­einem stählernen Kessel und schippt Kohlen in einen Trichter. Seine Haarfarbe ist vor lauter Staub nicht mehr zu erkennen, sein Gesicht mit dem Atemschutz grau in grau.

Die Kohle fällt durch den Trichter auf ein kurzes Förderband, wird dort kräftig gerüttelt und kommt ­unten in zwei Größen sortiert wieder heraus. Vater Max und Mutter Hanni bemühen sich, schnell damit die braunen Papiersäcke zu füllen, Großvater Johann verstaut sie auf der Ladefläche eines Transporters. Familie Perfler ist bei ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung: der Herstellung von Grillkohle. „Wir sind jeden Samstag hier, manchmal auch während der Woche abends, um die nächste Feuerung vorzubereiten“, sagt Max Perfler. Er ist einer der letzten Köhler in Bayern – aber nur in seiner Freizeit. Hauptberuflich ist er Bauleiter. Von der Köhlerei leben kann die Familie nicht. „Das Holz müssen wir von Händlern in der Umgebung kaufen, wir können ja nicht einfach den Wald hier verkohlen. Es rentiert sich also kaum, zumal ja noch die Pacht für das Gelände und andere Fixkosten dazukommen“, erklärt er. Aber es mache allen großen Spaß und stärke den Familienzusammenhalt. „Es gibt eben Dinge, die sind mehr wert als Geld“, sagt er lächelnd.

Seit 100 Jahren ist die Köhlerei Tradition in der Familie. Der Erste war Johann Perfler (1865 – 1934), der 1912 damit in Pöring anfing, sein Sohn Rupert (1898 – 1967) machte weiter. Mit seiner Kohle wurde damals der gesamte Landkreis Ebersberg versorgt. Auch sein Sohn Georg (1905 – 1986) und schließlich dessen Sohn Martin wurden Köhler. Letzterer pachtete 1980 das Forsthaus Diana, renovierte das abbruchreife Anwesen, und ließ sich dort mit seiner Köhlerei nieder. Der 72-Jährige, der keine eigenen Kinder hat, hat sich mittlerweile zurückgezogen und seinem ­Neffen Max das Ganze überlassen. Eine Woche dauert es, bis aus dem Holz Grillkohle geworden ist. Früher errichtete man zu dem Zweck Kohlenmeiler: Der Länge nach gespaltene Holzstämme wurden pyramidenförmig aufgeschichtet, mit Tannenzweigen und Erde luftdicht abgedeckt und dann durch Löcher am Fuß des Meilers angezündet.

Diese Löcher dienten auch der Sauerstoffzufuhr. „Die Kunst ist, nicht zu viel Luft an das Holz zu lassen, damit es nicht zu schnell verbrennt, sondern langsam schwelt“, erklärt der Köhler. Nach diesem Prinzip funktioniert die Herstellung der Grillkohle auch heute, nur wird das Holz in zwei großen, runden Stahlkesseln mit Deckel aufgeschichtet. „Das hat den Vorteil, dass man witterungsunabhängig arbeiten und die Qualität besser kontrollieren kann“, so Max Perfler. Unten am Boden sind die Kessel ebenfalls mit einer Schicht aus Erde und Kohlenresten zugeschüttet, in denen sich kleine Kamine befinden. Durch sie kann Luft ins Innere des Kessels strömen. Nach ein bis zwei Tagen werden sie verschlossen. Ohne Sauerstoffzufuhr erlischt das Feuer, die Kohle kann auskühlen. Das dauert etwa fünf Tage. Dann nimmt Max Perfler wie von einem großen Suppentopf den Deckel des Kessels ab und holt die schwarz-glänzenden Stücke heraus. Etwa 1.000 Säcke je rund zehn Kilogramm Grillkohle produziert die Familie pro Durchgang. Jetzt im Oktober werden die letzten Säcke gefüllt, die Saison ist beendet. Im April geht es weiter. Wie lange noch? „So lange es uns Spaß macht“, sagt der Köhler.

Von Sybille Föll

Artikel vom 04.10.2012
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