Interview mit Peter Cornelius: Warum ihm Erwachsene immer schon verdächtig vorkamen

Unterschleißheim · »Ich verteidige den Rest Kind in mir«

Am 6. Oktober zu Gast in Unterschleißheim: der österreichische Sänger Peter Cornelius. 	VA

Am 6. Oktober zu Gast in Unterschleißheim: der österreichische Sänger Peter Cornelius. VA

Unterschleißheim · Seit über 40 Jahren ist Peter Cornelius im Musikgeschäft. Mit seinen Liedern bringt er das Lebensgefühl ganzer Generationen zum Ausdruck. Am Samstag, 6. Oktober, kommt er nach Unterschleißheim.

Redakteurin Stefanie Halbinger von der Münchener Nord-Rundschau sprach vorab mit dem österreichischen Sänger über sein großes Vorbild John Lennon, New York und den Rest Kind in ihm.

Münchener Nord-Rundschau: Sie sind weit über 40 Jahre im Musikgeschäft. Was hat sich – positiv wie negativ – am markantesten verändert?

Peter Cornelius: Positiv verändert hat sich meiner Ansicht nach gar nichts. Negativ verändert hat sich, dass Musik in den letzten Jahrzehnten vom mit Liebe behandelten Sammelgut zum schnell verbrauchten Wegwerfartikel wurde. Wie bei fast allem auf dieser Welt kam auch die Musik unter die Räder einer galoppierenden Inflation. Die Musikindustrie selbst hat die Musik so lang entwertet, bis sie jetzt mit dem Problem da steht, dass Musik irgendwie keinen Wert mehr hat.

Sie sammeln Gitarren wie andere Menschen Briefmarken. Wie viele haben Sie denn inzwischen in Ihrem Besitz?

Peter Cornelius: Ich bin kein Sammler – jede hat ihre Eigenart und kommt zu ihrem ganz speziellen Einsatz. Jede meiner Gitarren hat eine Stimme. So wie Menschen verschiedene Stimmen und Persönlichkeiten haben, haben auch meine Gitarren ganz verschiedene Stimmen und Persönlichkeiten.

Ihr Hit »Du entschuldige I kenn Di« ist ein beliebtes Flirtlied auf dem Münchner Oktoberfest. Was ist Ihre schönste Geschichte zu diesem Song?

Peter Cornelius: Das markanteste an der Entstehungsgeschichte von diesem Stück ist, dass es sich nach einer Begegnung wie von selbst geschrieben hat.

»Der Kaffee ist fertig« zählt auch zu einem Ihrer besten Lieder. Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato – was trinken Sie am liebsten?

Peter Cornelius: Am liebsten trinke ich Kaffee in New York im Gehen.

Ihr Hit »Reif für die Insel« hat einen ernsten Hintergrund. Sie litten damals an Burn-out.

Peter Cornelius: »Reif für die Insel« habe ich damals als Protest gegen das Von-diesem-Staat-zu-Tode-verwaltet-werden geschrieben. Und weil wir weiterhin ständig zu Tode verwaltet werden, aktualisiert sich dieser Song jeden Tag aufs Neue nach. Dieses offensichtlich unsterbliche Zitat von mir wird mich todsicher überleben. Dafür sorgen die uns Zu-Tode-Verwalter.

Die Kindheit spielt eine wichtige Rolle in Ihrem Leben/Ihren Songs. Warum?

Peter Cornelius: Mir waren die Erwachsenen in meiner Kindheit immer schon verdächtig. Viele davon kamen mir einfach fertig vor. Und ich verteidige den Rest vom Kind in mir, mit allem, was mir zur Verfügung steht.

Möchten Sie gerne noch mal Kind sein – auch in der heutigen Zeit?

Peter Cornelius: In der heutigen Zeit nicht so sehr. Ich hatte noch die Gnade der frühen Geburt, ich bin ohne Fernsehen aufgewachsen. Wahrscheinlich verfüge ich deshalb auch heute noch über Fantasie.

John Lennon bezeichnen Sie als »die wichtigste und prägendste Person Ihres Künstlerlebens«. Was war das Besondere an ihm?

Peter Cornelius: Das Besondere an ihm war, dass er war wie er war. Er hat ein ganzes Zeitalter geprägt. Nicht nur durch die Gründung der Beatles, sondern durch die Außergewöhnlichkeit seiner Persönlichkeit. Bei Lennon hat die Natur die Grenze vom Hypertalent zum Genie übertreten. So etwas passiert nicht allzu oft.

Gerade haben Sie Ihr neues Album in New York fertiggestellt. Worauf dürfen wir uns freuen?

Peter Cornelius: Auf zwölf neue Songs, die natürlich meine Handschrift tragen, aber im Wesen doch wieder anders sind. Damit hat New York sehr viel zu tun.

Am Samstag, 6. Oktober, 20 Uhr, ist Peter Cornelius mit Band im BallhausForum Unterschleißheim zu erleben. Tickets gibt es zu 39,35 Euro (für Rollstuhlfahrer und Begleitung) und 34,35 Euro inklusive Gebühren. Weitere Informationen unter www.forum-unterschleissheim.de.

Von Stefanie Halbinger

Artikel vom 24.09.2012
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