Ana Schrödinger macht auf dem Einrad Karriere

München · Stillstand-Weltmeisterin

Ana Schrödinger mit ihrer Medaille. Foto: Privat

Ana Schrödinger mit ihrer Medaille. Foto: Privat

München · Wer schon mal versucht hat, mit seinem Fahrrad beim Warten an einer Ampel das Gleichgewicht zu halten, ohne den Fuß auf den Boden zu setzen, der weiß, wie schwer das ist.

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Nun stelle man sich vor, ein 17-jähriges Mädchen schafft es, auf einem Einrad über vier Minuten lang die Balance zu halten – und das auf einem neun Mal 15 cm großen Brett. Gelungen ist das der Münchnerin Ana Schrödinger (mittlerweile 18 Jahre alt) bei der Unicon 16, der Einrad-Weltmeisterschaft, die heuer im Juli in Brixen stattfand. „Stillstand“ nennt sich diese Disziplin, Schrödinger darf sich als erste Weltmeisterin der Geschichte bezeichnen – und einen Weltrekord hat sie vermutlich auch aufgestellt. Nur ist der nicht offiziell, weil ihr Auftritt nicht gefilmt wurde.

Schrödinger ist schon lange Einrad-Fahrerin. Weil sie schon immer von Zirkuskunst begeistert war, schenkten ihre Eltern ihr im Alter von neun Jahren das erste derartige Gefährt. Die Vielfalt der Disziplinen hatte es der jungen Ana angetan. Tricks beim Freestylen, Tempo bei Rennen über 100, 400 oder 800 Meter oder eben sogenannte „Langsam-Disziplinen“ wie Stillstand. Anfangs übte sie vor allem Freestyle, und auch heute ist das noch ihr favorisiertes Betätigungsfeld. Beim USC München in der Studentenstadt ist sie eine von rund 15 Einrad-Begeisterten und trainiert dreimal pro Woche in der Turnhalle des Schwabinger Sophie-Scholl-Gymnasiums. Die Balance-Übungen vollführt sie hauptsächlich zu Hause, in Bogenhausen-Johanneskirchen, „denn dafür braucht man nicht so viel Platz“.

1.852 Teilnehmer aus 32 Nationen nahmen an der WM teil, neben ihrem Weltmeistertitel (über alle Altersklassen) im Stillstand durfte sich Ana auch über eine Gold- und eine Bronzemedaille in ihrer Altersklasse in den Langsam-Disziplinen freuen. Dabei müssen die Einradfahrer vorwärts oder rückwärts über ein 10 m langes und 15 (vorwärts) bzw. 30 cm breites Brett fahren. Die Bewegung muss kontinuierlich sein. Misst die elektronische Kontrolle nur den kleinsten Halt oder die geringste Bewegung in die falsche Richtung wird der Teilnehmer disqualifiziert. Mit dem Ergebnis war die Münchnerin allerdings nur bedingt zufrieden: „Bei den Langsam-Disziplinen ist es nicht so gelaufen, da wäre mehr drin gewesen.“

Die Stillstand-Weltmeisterin ist ambitioniert. Für 2012 hat sie noch ein weiteres großes Ziel vor Augen. Beim 24-Stunden-Einrad-Rennen im niederbayerischen Pocking will sie bis zu 300 km zurücklegen. Im Vorjahr gewann sie an selber Stelle die Silbermedaille, als sie auf einem 29-Zoll-Rad 206 km schaffte (alle sonstigen Topplazierten nutzten ein 36-Zoll-Rad, das auch Schrödinger in diesem Jahr fahren wird). Neben der Forcierung ihrer Einrad-Karriere (erstmal will sie sich wieder vornehmlich auf Freestyle konzentrieren) will Ana, die wie Formel-1-Star Fernando Alonso in der spanischen Stadt Oviedo geboren wurde, auf der Freien Schule Glonntal 2014 ihr Abitur machen.

Wie es dann weitergeht, ist noch nicht sicher. Weltweit gibt es nur wenige Einrad-Profis, die wirklich von ihrem Sport leben können. Dieses Ziel hat die 18-Jährige aber durchaus im Blick. Nach dem Abitur will sie den nächsten Schritt tun, 2014 findet nämlich auch die nächste Weltmeisterschaft statt – in Montreal (Kanada). Da sollen weitere Medaillen (die rund 20, die sie bisher gewonnen hat, hängen in ihrem Zimmer an einem Brett) und weitere Weltmeistertitel her – und dann sollten Schrödingers Balance-Kunststücke auch gefilmt werden, damit sie offiziell als Weltrekord-Halterin eingetragen werden kann. Von Jan Lüdeke

Artikel vom 18.09.2012
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