Geothermiewerk Sauerlach: Eine neue Pumpe soll es richten

Sauerlach · Alle Räder stehen still

Noch müssen die Sauerlacher Bürger auf die umweltfreundliche Wärme und den Strom warten, denn noch stehen die Turbinen still. Kleines Bild: Projektleiter Robert Graf.		Fotos: Pietsch/Privat

Noch müssen die Sauerlacher Bürger auf die umweltfreundliche Wärme und den Strom warten, denn noch stehen die Turbinen still. Kleines Bild: Projektleiter Robert Graf. Fotos: Pietsch/Privat

Sauerlach · Noch immer rührt sich nichts im Sauerlacher Geothermie-Kraftwerk. Schon seit dem vergangenen Winter prägt der würfelförmige Holzbau des Kraftwerkes den östlichen Ortseingang der Gemeinde, doch die Kühlräder der 14 riesigen Luftkondensatoren stehen immer noch still.

Im Juli wurde nun endlich das defekte Herzstück der Anlage – die Förderpumpe – durch eine neue Pumpe ersetzt. Dennoch verzögern immer noch Probleme mit der Pumpenelektrik den Start. Erst in den nächsten Wochen soll der Probebetrieb wieder aufgenommen werden.

Über die folgenden Wochen und Monate wird die Pumpe dann bis zum Jahresende bei Leistungsfahrten einem gründlichen Belastungstest ausgesetzt, erklärt der Projektverantwortliche, Robert Graf im Interview. Ein Belastungstest, den die erste, erst im November 2011 eingebaute Pumpe, nicht überstanden hat. Schon nach kurzer Zeit war sie unter den extremen Bedingungen die an ihrem Einsatzort in gut 900 Meter Tiefe herrschen, nicht mehr funktionstüchtig. »Das sind anspruchsvolle Voraussetzungen dort unten«, weiß Graf. Auf Grund der Erfahrungen mit der ersten Pumpe habe der Hersteller – eine kanadische Firma – konstruktive Anpassungen gemacht, so Graf. Wenn diesmal alles klappt, kann das Kraftwerk möglicherweise zu Beginn nächsten Jahres endlich mit voller Leistung ans Netz. Die ist allerdings nicht so hoch wie ursprünglich erhofft: Mit einem Rekordergebnis von acht MW elektrischer Leistung und bis zu sieben MW thermischer Leistung für das Fernwärmenetz der Gemeinde Sauerlach hätte das Kraftwerk eigentlich das bislang größte deutsche Geothermievorhaben werden sollen. Nach den tatsächlich aufgefundenen Thermalwasserbedingungen und der überraschend niedrigen Schüttung von zwei der drei Bohrlöcher, rechnen die Verantwortlichen nun mit etwa fünf Megawatt (MW) elektrischer Leistung und vier MW Heizenergie für die Sauerlacher Haushalte.

Dennoch dürften alle Beteiligten froh sein, wenn es endlich losgeht. »Die ganze Geothermie-Fachwelt schaut nach Sauerlach, da wollen wir nicht mit Stillständen in der Presse stehen«, hatte Graf noch im August 2010 gesagt. Angesichts einer Verzögerung von bald einem Jahr klingt er inzwischen allerdings leicht ernüchtert wenn er feststellt: »Das wird die größte deutsche Geothermieanlage. Es war für uns immer klar, dass da nicht alles reibungslos verläuft. Das versetzt uns nicht in Schrecken.« Denn eigentlich hätte die Anlage schon im Herbst 2011 in Betrieb gehen sollen, doch außer der defekten Pumpe verursachte eine Reihe von weiteren Problemen immer wieder Verzögerungen.

In Sauerlach gab es viele Probleme

So fand sich zum Beispiel die Thermalwasserschicht erst in größerer Tiefe als ursprünglich angenommen. Statt wie geplant im Januar 2008 wurde sie daher erst im April erreicht. Immer wieder ergaben sich bei der Bohrung zudem Stabilitätsprobleme mit dem Bohrloch, sodass Teilstrecken aufgegeben und neue Strecken gebohrt werden mussten. Zu den, durch die größere Bohrtiefe und Bohrlänge gestiegenen Kosten, kam auch noch unerwartet widerstandsfähiges Gestein, das die Bohrungen durch den Verschleiß der extrem teuren Bohrköpfe verteuerte. Schließlich führten auch noch Probleme bei der Zementierung des Rohres im Bohrloch beim anschließenden Drucktest zu einem Kollaps des Rohres. Weitere Probleme mit den Rohren ergaben sich in der Folge bei einer Rohrspülung mit Säure, die durch zu lange Verweildauer einen Teil des Rohres so stark schädigte, dass dies ausgetauscht werden musste.

Erst im Februar dieses Jahres hatten die Betreiber wieder mit Rohrverformungen, diesmal im oberen Bereich des Förderbohrloches, zu kämpfen. Über den Grund dafür will Graf aus Rücksicht auf die noch laufenden Untersuchungen keine Aussage machen, doch »eine Verschiebung des Untergrunds hat nicht stattgefunden, das kann man ausschließen«, erklärt er. Inzwischen ist auch dieses Problem behoben, die Sanierung des Rohres wurde im Juni abgeschlossen. Wenn die neue Pumpe hält, könnte die lange Wartezeit nun endlich beendet sein. »Das Gebäude ist so gut wie fertig, nur am Besucherraum gibt es noch etwas zu tun«, erklärt Graf. Andrea Pietsch

Artikel vom 11.09.2012
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