Gladiators: Neues Nachwuchskonzept für mehr Erfolg

Erding · Potenzial herauskitzeln

Während die Freunde am Baggersee in der Sonne schwitzen, quälen sich die Kufen-Cracks der „Young Gladiators“ eine Woche im Trainingslager in Richtung neuer Saison.	Foto: bb

Während die Freunde am Baggersee in der Sonne schwitzen, quälen sich die Kufen-Cracks der „Young Gladiators“ eine Woche im Trainingslager in Richtung neuer Saison. Foto: bb

Erding · So richtig zufrieden war keiner bei den Erdinger Eishacklern mit der abgelaufenen Saison, weder bei den Senioren, noch beim Nachwuchs konnten große Erfolge erzielt werden.

Für die nächste Spielzeit, die mit dem Eistraining diese Woche bereits begann, gibt es daher zahlreiche neue Weichenstellungen: die „Erste“ hat nun drei Trainer und sieben neue Spieler, die „Young Gladiators“ treten mit einem ganz neuen, auf mehrere Jahre angelegten, Zukunftskonzept an: die U24/1b soll unbedingt aufsteigen, die „Junioren“, vor drei Jahren aufgelöst, starten wieder als Spielgemeinschaft mit Dorfen und Gebensbach, die Jugend – letzte verbliebene Bundesligamannschaft – soll den Klassenerhalt sportlich erreichen, die Schüler sollen in die Bayernliga aufsteigen, die Knaben in die A-Gruppe und die Klein- und Kleinstschüler sich weiter so gut wie bisher entwickeln. „Wir wollen das volle Potenzial unserer Nachwuchsspieler, das wir bisher noch gar nicht kennen, endlich aus ihnen herauskitzeln“, verspricht der zweite Vorstand Wolfgang Krzizok.

Nicht nur die Senioren rüsten sich für die neue Spielzeit, vor allem die Vorbereitungen bei den Erding Young Gladiators laufen auf Hochtouren. Während die meisten Schulkinder bei sommerlichen Temperaturen am See oder im Freibad lümmeln, schwitzten die Nachwuchs-Eishackler im Rahmen eines Trainingslagers diese Woche jeden Tag viele Stunden auf dem Eis. „Die Eishockey-Bedingungen in Erding sind perfekt: eine exzellente Halle mit guten Umkleidekabinen, viel Eiszeit für alle Spieler, egal wie alt, und – im Vergleich zu den meisten anderen Eishockeyvereinen – moderate Mitgliedsbeiträge“, sagt Abteilungsleiter Ralf Kürten. Rund 200 Kinder und Jugendliche spielen beim TSV Erding Eishockey - dass hier hervorragende Arbeit geleistet wird, beweisen die Nominierungen von Nachwuchscracks in die nationalen und bayerischen Auswahlmannschaften bei Jungs wie Mädchen oder der aktuelle „Erdinger Nationalspieler“ Felix Schütz, der seine Schlittschuhe für die Kölner Haie schnürt.

Doch es gibt zwei Probleme beim TSV: Zum einen kämpft Eishockey wie alle anderen Mannschafts-Sportarten gegen das enorme Überangebot. Immer weniger Kinder – und vor allem Eltern – sind bereit, sich drei, vier oder auch fünf Mal in der Woche aufzumachen für zwei bis drei Stunden Training oder Spiele, die bei Auswärtsfahrten nach Schweinfurt oder Garmisch-Partenkirchen auch schon mal Samstag morgens um 5 Uhr beginnen können. Gegen dieses Problem stemmt sich der TSV seit Jahren engagiert und energisch mit Aktionen in Kindergärten und Schulen, bietet für Anfänger kostenlose Schnupper-Ausrüstung an.

Das zweite Erdinger Problemfeld ist die jahrelang fehlende strategische Ausrichtung: Die Junioren gibt es seit drei Jahren gar nicht mehr, die damalige Vereinsführung meldete die Mannschaft überhastet ab, nachdem einige Spieler mit Vereinswechseln geliebäugelt hatten. Viele extrem ehrgeizige Eltern wollen ihren Nachwuchs, sobald der ein paar Mal ins Netz getroffen hat, unbedingt beim „Überverein“ EV Landshut anmelden, auch wenn er da oft auf der Bank sitzt, anstatt eine Klasse tiefer in Erding Spielpraxis zu sammeln. So gab es keinen Unterbau mehr für die Senioren-Mannschaft, denn 18, 19 Jahre alte Jugend-Spieler – gerade noch Bundesliga – hatten keine Perspektive, wollten ungern gegen fast doppelt so alte Cracks in der U24-Bezirksliga (auch „Stammtisch-Liga“ genannt) antreten. Folglich bekam die 1b/U24-Mannschaft mit Ach und Krach genügend Spieler zusammen und erreichte nicht den avisierten Aufstieg.

Doch nun soll der sportliche Erfolg mit einem neuen Konzept zurückkommen. Erster Schritt dabei sind neue Trainer: Axel Schütz, im vergangenen Jahr noch aktiver Gladiator, trainiert jetzt sehr engagiert die U24/1b-Mannschaft. Markus Poetzel, ebenfalls letztjähriger Senioren-Spieler und 1b-Coach, wird sich künftig um die Jugend-Mannschaft kümmern. Robert Steinmann bleibt verantwortlich für die Schüler, die Knaben hat jetzt Georg Herrmann unter sich, zuvor 17 Jahre für den EV Landshut tätig, der bisherige Trainer Thomas Scheib ist aus beruflichen Gründen nur noch Co-Trainer. Eine Altersklasse nach oben von den Kleinst- zu den Kleinschülern wechselt Ales Jirik, Jens Grüner coacht dafür die Kleinstschüler. Sebastian Lachner wird bei den jungen Teams als Co-Trainer agieren und die Trainer der Mannschaften unterstützen.

Bereits während des Sommertrainings wurden die Nachwuchsspieler als zweiter Schritt erstmals in ganz neuen Gruppen zusammengefasst, nämlich nicht mehr wie bisher zwei, sondern drei Jahrgänge gemeinsam. „Damit schaffen wir Platz auf dem Eis, jede Trainingsgruppe hat so deutlich mehr Eiszeit“, erläutert Kürten. Im nächsten Schritt wurden die Junioren wieder angemeldet in einer Spielgemeinschaft mit Dorfen und Gebensbach, die Heimspiele finden fast alle in Dorfen statt. „Unser erstes Ziel dabei war, dass zum einen die vielen ehemaligen Jugend-Spieler, die mit einem Wechsel zu anderen Vereinen geliebäugelt hatten, alle in Erding bleiben. Zum anderen werden sie für Junioren und U24 spielen, jeder hat also über 40 Spiele in der Saison – sehr viel Eiszeit, das ist für uns und für sie wichtig, denn das ist die Zukunft unserer Ersten!“, erläutert Jugendleiterin Marion Steinhauser. Gladiators-Coach Markus Knallinger, bekannt für seine exzellente Jugendarbeit, hat bewusst in seinem Kader einen Stürmer-Platz frei gelassen, „da nehmen wir dann bei jedem Spiel einen der Jungen mit hoch zu uns in die Oberliga, dass die reinschnuppern können!“

„Erdinger Tradition: Hohe Ziele stecken“

Das Ziel der U24/1b-Mannschaft ist laut Abteilungsleitung ganz klar der Aufstieg von der Bezirks- in die Landesliga, „das wird angesichts der schweren Gegner Passau, Waldkirchen und München nicht einfach, aber wir sind da recht zuversichtlich, da wir einen klasse Kader haben“, so Kürten. Die Junioren sollen möglichst auch ganz oben in der Landesliga mitspielen, die Jugend endlich den Bundesliga-Klassenerhalt sportlich schaffen. „Ich bin da in intensiven Gesprächen mit Regensburg – mit denen wir eine engere Kooperation planen - und Bad Tölz, ob die uns nicht noch den einen oder anderen Förderlizenzspieler geben. Aber ich denke, wir haben dieses Jahr eine realistische Chance, zu bestehen“, sagt der neue Trainer Markus Poetzel. Die Schüler sollen möglichst in die Bayernliga aufsteigen, die Knaben in die A-Gruppe. „Hohe Ziele – aber die müssen wir uns stecken, das ist die Erdinger Tradition!“, ist sich die Abteilungsleitung einig.

Bei der Jugend steht der erste Härtetest bereits am Sonntag, 2. September, an. Im neuen „Munich Airport Cup“ misst man sich ab 10 Uhr mit den Bundesliga-Konkurrenten Augsburg und Klostersee sowie dem Bayernligisten Nürnberg. bb

Artikel vom 30.08.2012
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