Fünf Konzepte: Wie wird das neue Kreativquartier aussehen?

Schwabing · Die Qual der Wahl

Die Wettbewerbsfinalisten haben sich mit der Jutier- und der Tonnenhalle im Kreativquartier beschäftigt – was wird dort wohl entstehen?	Foto: Manuel Nagel

Die Wettbewerbsfinalisten haben sich mit der Jutier- und der Tonnenhalle im Kreativquartier beschäftigt – was wird dort wohl entstehen? Foto: Manuel Nagel

Schwabing · Wie können die Jutier- und die Tonnenhalle im Kreativquartier an der Dachauer Straße in Zukunft genutzt werden? An dieser Frage haben sich inzwischen 24 Gruppen abgearbeitet und ihre Ideen bei dem Wettbewerb »Kreativen Raum schaffen« eingereicht.

Eine Jury unter Vorsitz des Kulturreferenten Hans-Georg Küppers hat sich nun auf fünf Finalisten festgelegt. »Das Schöne ist, dass die fünf Entwürfe sehr unterschiedlich sind und wir somit fünf echte Alternativen haben«, sagt Jennifer Becker, Sprecherin des Kulturreferats. In einer nächsten Stufe, voraussichtlich im Oktober, bekommen die Finalistenteams die Gelegenheit, ihre Konzepte weiter auszuarbeiten und zu verfeinern. Unterstützung erhalten sie hierbei von Fachleuten. Der Siegerentwurf, ebenfalls von der bestehenden Jury ausgewählt, soll schließlich zum Jahreswechsel dem Stadtrat vorgelegt werden.

Die Jutier- und die Tonnenhalle sind Industriedenkmäler – beide Baujahr 1926 – und liegen im Herzen des künftigen Kreativquartiers – dem 20 Hektar großen Areal zwischen Dachauer, Schwere-Reiter- und Lothstraße. Auf dem ehemaligen Militärgelände werden über 900 Wohnungen und gewerbliche Nutzungen entstehen, ebenso eine Grundschule und Kinderbetreuungseinrichtungen. Auch eine Erweiterung des Campus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Süden ist vorgesehen. Der von einer Jury prämierte Siegerentwurf der Stadtplaner und Landschaftsarchitekten tele­internetcafé und TH treibhaus Architektur, beide aus Berlin, sieht eine Entwicklung auf dem Areal vor, die die vorhandenen kulturellen Zwischennutzungen einbindet und auch den Erhalt von bestehenden Gebäuden vorsieht. »Es soll etwas wachsen aus dem, was da ist. Gleichzeitig sollen neue Impulse einfließen«, so erläutert es Becker. Das bedeute auch, dass man bereits mit dem Quartier verwachsene Künstler nicht verdrängen wolle. »Der freien Szene soll Raum gegeben werden«, so die Sprecherin weiter. Auch gehe es nicht darum, alle Bestandsbauten »schick zu sanieren«. München brauche »Low-Level-Gebäude«. Das gebe dem neuen Viertel einen ganz besonderen Charakter, der ebenso durch die bereits existierende Kreativszene geprägt sei.

Zurück zu den fünf Finalisten-Teams, die sich jeweils aus drei bis sieben Mitgliedern zusammensetzen. Ihre Wettbewerbsbeiträge haben die Jury aus unterschiedlichen Gründen überzeugt. Das Konzept »Freiraum« schafft eine Verbindung von Kreativität, Wissen und Gemeinschaft. Es versteht sich als Konzept, das sich schrittweise entwickelt ohne in einer Institutionalisierung verharren zu wollen. Unter anderem soll Kreativschaffenden ermöglicht werden, eigene Geschäftsideen zu entwickeln. »Vernetzung« und »Labor« sind die ­zentralen Begriffe im Konzept »Jutier«. Das Areal soll der vielfältigen freien Münchner Szene eine Heimat geben. Zudem ist eine Agora, ein Marktplatz, vorgesehen für »Versammlung, Debatte und Auseinandersetzung«.

Das Konzept »Munich Art Factories« überzeugte die Jury durch seinen ganzheitlichen Ansatz, Alltag, Berufsleben und Kunst zu verbinden. Unter anderem sollen Präsentationsflächen für unbekannte Künstler zur Verfügung stehen, potentielle Nutzer sollen in die Projektentwicklung miteinbezogen werden. Dass die bereits existierenden künstlerischen Nutzungen im künftigen Kreativquartier einbezogen werden, sieht unter anderem das Konzept »Stiftung Kulturschutz« vor. Einen Schwerpunkt für die Nutzung der beiden Hallen sollen neue Darstellungsformen wie Performance und Nouveau Cirque bilden. Internationalität und hohe Nutzungsflexibilität sind weitere Säulen – zudem der Aufbau einer Stiftung als Organisationsform. Eine Brücke steht im Konzept »Ohne Titel« im Fokus. Sie soll die beiden Hallen zu einer Einheit verbinden. Die Hallen selbst sind an einem Wabenkonzept orientiert und haben eine Raumaufgliederung auf mehreren Ebenen – Platz für Ateliers, Werkstätten, Übungsräume und Präsentationsflächen. Ins Ensemble eingegliedert soll außerdem eine Parkanlage mit See werden.

Bürger können sich beteiligen

Die Jury hat herausgearbeitet, welche Nachbesserungen bei jedem Konzept notwendig sind. »Nun geht es ans Feintuning«, so Becker. Auch mit Hilfe der Bürger. Denn die Verzahnung des Ideenwettbewerbs zu den Hallen mit den weiteren städteplanerischen Überlegungen wird ebenso weitergeführt wie die Einbeziehung interessierter Bürger und Kreativschaffender. »Bürgerbeteiligung ist eine entscheidende Säule dieses Prozesses«, so Becker. »So wollen wir auch weiterhin in einem regen Dialog bleiben.« Interessierte können ihre Ideen beispielsweise online einbringen oder bei einer aktuell laufenden Ausstellung im Stadtzentrum.

Die Ausstellungen zum Kreativquartier und zum Ideenwettbewerb »Kreativen Raum schaffen« sind noch bis Donnerstag, 13. September, Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr, im städtischen Hochhaus beim Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Blumenstraße 28 b, zu sehen. Sie werden im Foyer und im angrenzenden Raum 018 gezeigt. Der Eintritt zu den Ausstellungen ist frei. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 28.08.2012
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