Erster Böllerverein für Frauen sucht noch Mitglieder

Harlaching/Giesing · Reine Mädchensache

Die »Böllermadln« freuen sich auf zahlreichen, weiblichen Zuwachs, der sie beim Böllern unterstützen soll.	Foto: Privat

Die »Böllermadln« freuen sich auf zahlreichen, weiblichen Zuwachs, der sie beim Böllern unterstützen soll. Foto: Privat

Harlaching/Giesing · »Wer als Frau böllern will, der hat es schwer«, weiß die Vorsitzende des ersten Böllermadln-Vereins in München, Ilse Franz-Murr. Weil das eben so ist, hat die langjährige, erfahrene Schützin aus Harlaching-Giesing eben ihren eigenen Verein gegründet.

»Böllern war lange Zeit eine reine Männerdomäne«, erklärt Ilse Franz-Murr. Nicht eben positiv haben deshalb auch manche Vereine darauf reagiert, dass nun auch die Damenwelt Salut schießen will. »Böllern ist ein uraltes Brauchtum, das bereits seit dem 14. Jahrhundert praktiziert wird«, weiß sie zu berichten. Man böllert, wenn es gilt ein freudiges Ereignis wie beispielsweise eine Hochzeit oder eine Geburt anzukündigen, bei hohen kirchlichen Feiertagen wie Weihnachten oder zum Jahreswechsel oder bei Festen, bei denen das Brauchtum noch groß geschrieben wird. »Man muss übrigens nicht Mitglied in einem Schützenverein sein, um böllern zu dürfen«, erläutert Franz-Murr. Allerdings muss man eine Sprengstoffprüfung bestehen und einen Erlaubnisschein bekommen, um mit Sprengstoffpulver hantieren zu dürfen.

Bei richtiger Anwendung kann aber gar nichts passieren, beruhigt die engagierte Börsenspezialistin. Neben der Sprengstoffprüfung braucht es vor allem Liebe zum Brauchtum, um Mitglied bei den »Böllermadln« zu werden. »Geböllert wird immer in Tracht und immer mit Hut«, so Ilse Franz-Murr. Der Hut hat dabei nicht nur schmückende Funktion, sondern schützt die Trägerin vor herabrieselndem Pulver. Der Böller, so betont sie weiter, ist keine Waffe sondern wird ganz offiziell als »Gerät« eingestuft, einen speziellen Waffenschein braucht es deshalb also nicht. Einen Böller kann man nicht von der Stange kaufen, der wird für jeden Besitzer eigens hergestellt. Wer Mitglied bei den »Böllermadln« werden will, kann sich aber für den Anfang den Vereinsböller ausleihen, bevor er sich entscheidet, ob er dauerhaft Mitglied werden will. Derzeit gibt es fünf aktive Mitglieder. Ilse Franz-Murr hofft aber auch auf viele neue Gesichter in ihrem 2011 aus der Taufe gehobenen Verein. »Je mehr Leute böllern, umso eindrucksvoller wird es«, betont sie.

Über mangelnde Anfragen für Auftritte kann sich die Vereinsvorsitzende jedenfalls nicht beklagen. Als erster Madl-Verein stellen die Damen in ihren schwarzen Dirndln eben auch eine echte Attraktion dar. So haben sie bereits bei der Eröffnung des Frühlingsfestes geböllert, beim deutsch-griechischen Fest auf dem Odeonsplatz und zahlreichen anderen Festen mitgewirkt. »Wenn man einmarschiert und die erwartungsvollen Gesichter sieht, dann ist das einfach ein tolles Gefühl«, beschreibt Franz-Mayr den Kitzel bei jedem Auftritt. Auch wird die Geselligkeit bei solchen Anlässen groß geschrieben, sitzt man doch gerade bei Festen anschließend noch mit den anderen Vereinen zusammen und tauscht Neuigkeiten aus. In diesem Jahr dürfen die »Böllermadln« auch beim großen Trachtenumzug bei der Eröffnung des Oktoberfestes mitmarschieren, eine große Ehre, wie Ilse Franz-Mayr findet.

Wer also über 18 Jahre und weiblich ist, ist eingeladen, die »Böllermadln« an jedem letzten Donnerstag im Monat (30. August) beim Stammtisch im Café Jasmin in der Hohenschwangauer Straße 35 kennenzulernen. Mitglieder im noch jungen Verein dürfen übrigens auch Männer werden, allerdings nur passive, denn »Böllern bleibt Mädchensache«, betont Ilse Franz-Mayr lächelnd. Heike Woschée

Artikel vom 28.08.2012
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