Gemeinde Brunnthal will Eigenständigkeit erhalten

Brunnthal · Mia bleim mia

In Brunnthal ist man stolz auf seine Geschichte und seine Tradition. Zu den langjährigen Vereinen gehört auch der Brunnthaler Schnupfclub.	Foto: Schunk

In Brunnthal ist man stolz auf seine Geschichte und seine Tradition. Zu den langjährigen Vereinen gehört auch der Brunnthaler Schnupfclub. Foto: Schunk

Brunnthal · »Ich werde politisch alles dafür tun, damit Brunnthal eigenständig bleibt«, erklärt Bürgermeister Stefan Kern (CSU). Die Angst vor Eingemeindung und Identitätsverlust geht um:

Gemeindebürger reiben sich verwundert die Augen: Wo sind die Brunnthaler Ortsschilder – warum prangt der vertraute Schriftzug »Brunnthal« nicht mehr auf den Ortstafeln? Weil Brunnthal einem der größeren Nachbarn einverleibt und dort eingemeindet wurde? Derzeit noch nicht. Doch glaubt man den Bedenkenträgern im Brunnthaler Gemeinderat, dann könnte die zwar in der Fläche große, aber mit rund 6.000 Einwohnern überschaubar kleine Gemeinde in ihrer Eigenständigkeit durchaus bestandsgefährdet sein. Nicht aktuell zwar, aber beim intensiven Studium der aktuellen Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms Bayern zeigte man sich im Rat »zwischen den Zeilen durchaus alarmiert«, wie es Geschäftsleiter Siegfried Hofmann auf besorgte Anfrage der Gemeinderäte formulierte. Doch Hofmann ist mit seiner Sorge nicht allein. »Die Gemeinde muss sich Gedanken machen, wohin unsere Reise in der Zukunft führt«, schwangen in der Aufforderung zum eigenen Handeln auch handfeste Befürchtungen mit. Befürchtungen, die nicht völlig unbegründet erscheinen. Denn im aktuellen Zukunftsplan des Landes sind die größeren Nachbargemeinden Sauerlach und Höhenkirchen aufgeführt – von Brunnthal ist hier nicht mehr die Rede. Für viele eine schauerliche Vorstellung.

Aber die Hände in den Schoss legen, da ist man sich im Gemeinderat einig, gilt nicht länger. »Die Gemeinde muss auf einen Schlag tätig werden, schließlich hat die Landesentwicklungsplanung einen großen zeitlichen Vorlauf«, betonte Hofmann. Die Räte dachten ähnlich in der jüngsten Sitzung: »Wir brauchen ein tragfähiges Konzept«, war zu vernehmen. Allerdings scheint guter Rat teuer. Denn besonders in Sachen Infrastruktur und Wachstum müsste sich in der Gemeinde wohl einiges tun. Besonders mit Blick auf den öffentlichen Personennahverkehr legten Brunnthals Räte wie etwa CSU-Fraktionssprecher Thomas Mayer den Finger in die offene Wunde. »Gemeinden wie Höhenkirchen oder Sauerlach sind vor allem durch die Anbindung an die

S-Bahn gewachsen«. Brunnthal ist nur an das Busnetz angeschlossen. Doch daran etwas zu ändern dürfte schwer werden, das weiß man auch im Brunnthaler Rathaus. »Denn der Freistaat geht von einem Bevölkerungsschwund auf dem flachen Land aus und befördert viel stärker eine Zentrierung der Wohn- und Lebensareale«, so Hofmann. Hier liegt die Gefahr für relativ kleine Gemeinden vom Zuschnitt Brunnthals. »Wir müssen da die Bürger frühzeitig beteiligen an der Willensbildung und mit ins Boot holen«, lautet etwa interfraktionell die einmütige Frauenpower der beiden Gemeinderätinnen Anouchka Andres (SPD) und Christine Schulz (CSU). Allerdings will man nicht in Panik verfallen und »nicht um jeden Preis schnell wachsen«, wie Sylvester Schuster (UBW) und Siegfried Hauser (PWB) betonten. »Überhaupt haben uns die Brunnthaler gewählt, und die fühlen sich in dieser Gemeinde dieses Zuschnitts schließlich auch wohl«, verwies der 3. Bürgermeister Christian Schleich auf die Werte der gewachsenen Gemeindestrukturen und -identität. Doch darauf ausruhen gilt nicht, meint Hofmann.

Für Wachstum den Boden bereiten

Dass diese Ansicht nicht aus der Luft gegriffen ist, glaubt auch Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU). »Ich sehe die Gefahr einer Eingemeindung zwar noch nicht so plastisch wie mein Geschäftsleiter«, betont er auf Anfrage nach Rückkehr aus dem Urlaub und weiter: »Doch auf die grundsätzliche Gefahr verweise ich schon länger«. Kern zeigt sich insbesondere beunruhigt, wenn er in Sachen Eingemeindungen über den eigenen Gemeindetellerrand hinaus auf die Entwicklungen anderswo im Freistaat blickt. »In Ostbayern sind solche Tendenzen schon länger zu beobachten«, so Kern. Kern denkt an einen Zeitraum des strukturellen Wandels bis etwa 2025. Dann befürchtet Kern auch Gemeindezusammenlegungen.

Eingemeindungen wie in Ostbayern

»Wir brauchen konzertierte Aktivitäten zusammen mit der Bevölkerung. Bildung, ärztliche Versorgung, Verkehr, Seniorenbetreuung, Infrastruktur im Einzelhandel, alles muss dafür auf den Prüfstand der Optimierung«, meint der Rathauschef. Wobei er beim Wachstum der Bevölkerung skeptisch bleibt. »Da wird sicher mehr kommen als in den letzten zehn Jahren, wo wir als Gemeinde nur um einige hundert Bürger gewachsen sind«, stelle der Brunnthaler Rathauschef klar. Ungehemmtes Wachstum wolle er aber nicht befördern. Vor allem aber kritisiert Kern den großen Nachbarn München in Person seines Oberbürgermeisters Christian Ude (SPD). Der habe in der Vergangenheit immer darauf beharrt, der Landkreis müsse ausreichend Bauland ausweisen, um die Metropolregion München nicht nachhaltig zu schwächen. »Es ist ein Zitat Udes, dass im anderen Falle der Landkreis eingemeindet werden müsse – ein Zitat, das mir gewaltig in den Knochen steckt«, betont Brunnthals Bürgermeister. Auch beim Regionalen Planungsverband bleibe man im Ungefähren, so Kern. Derzeit sei nichts in Planung, erfahre er dort.

Ein wachsames Auge auf Entwicklung

»Auf meine Nachfrage, wie lange von einem Status quo auszugehen sei, bekam ich dort die Antwort: auf jeden Fall zehn bis 15 Jahre«. Das sei aber genau der zeitliche Vorlauf, den auch die Landesentwicklungsplanung habe. »Da ist sicher irgendetwas im Busch«, so Kern. ReB

Artikel vom 28.08.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...