»Kunst-am-Bau-Projekt« lehnt der Gemeinderat einstimmig ab

Haar · Poststadl ohne Kunst

Auf Hochtouren laufen die Bauarbeiten am neuen Poststadl vor dem Bürgerhaus in Haar.	Fotos: ikb

Auf Hochtouren laufen die Bauarbeiten am neuen Poststadl vor dem Bürgerhaus in Haar. Fotos: ikb

Haar · Am Bau des Poststadls als neues kulturelles Zentrum für Volkshoch- und Musikschule sowie für die Bürgerstiftung wird nach Vorlage und mehreren Juryberatungen der Entwürfe im Rahmen eines Wettbewerbs kein Kunst-am-Bau-Projekt realisiert. Einstimmig beschloss der Gemeinderat auf eine Umsetzung zu verzichten.

»Es ist einfach keine Arbeit dabei gewesen, die zwingend ist, die das umsetzt, was wir uns vorgestellt haben«, konstatierte Bürgermeister Helmut Dworzak. Der Hintergrund: Bauherren, vor allem Kommunen und staatliche Einrichtungen, sind angehalten, im Rahmen der Kulturförderung Kunst-am-Bau-Projekte zu unterstützen, wobei in Bayern als Investition ein bis zwei Prozent der Bausumme als Richtlinie gelten. Für das zehn Millionen Euro teure Gebäude, unter dem eine Tiefgarage mit fünf Dutzend dringend im Ortskern benötigten Stellplätzen entsteht, wurde für Kunstwerke im Rathaus »eine Realisierungssumme inklusive Materialkosten von maximal 100.000 Euro« festgelegt. Nach dem Verzicht stehen 20.000 Euro Kosten einschließlich der Honorare von 1.500 Euro pro eingereichter Arbeit zu Buche.

Beim ersten Bewertungstreffen der Jury Mitte Februar beschlossen die Fachleute eine zweite Wettbewerbsrunde einzuberufen, »weil keine eindeutige Festlegung getroffen werden konnte.« Ende Mai kristallisierten sich zwei Empfehlungen heraus. Die Künstlerinnen Brigitte Schwacke für ihre Arbeit mit dem Titel »Resonanz« und Sabine Kammerl für »Imagine« wurden daraufhin gebeten, ihre Entwürfe »auf technische Machbarkeit und Umsetzung zu präzisieren.« Beim Resonanz-Modell sind an der Fassade zehn Millimeter dicke, polierte Stahldrähte skulptural angebracht – die Nordseite des Stadls bleibt mit Rücksicht auf die vor dem Bürgerhaus platzierte Skulptur Sphäre »unbespielt«. Die Drähte hätten bei jedem Tageslicht ein Schattenspiel erzeugt, stets neue Perspektiven für Betrachter entworfen. Bei Imagine stehen zwei Personen vor einem Rahmen, in dem orangefarbene LEDs einmontiert sind. Laut Beurteilung betonen weitere Rahmen »behutsam die Architekturgliederung und werden als zum Gebäude zugehörig empfunden.

«Ende Juni stimmten die Experten dann ab: Sechs votierten für Schwacke, vier für Kammerl. Indes fand die »Empfehlung der Jury im Nachklang bei Bürgermeister und Jurymitgliedern aus dem Gemeinderat keine eindeutige Zustimmung«, wie es in der Beschlussvorlage für den Gemeinderat heißt. Diese Einschätzung bekräftigen schließlich Mitte Juli die Mitglieder des Hauptausschusses, ehe jetzt das Kommunalparlament »trotz der unbestrittenen Qualität der Arbeiten« auf eine Realisierung verzichtete. »Der Auftrag war im Zusammenhang mit dem benachbarten Bürgerhaus ungeheuer schwierig«, erläuterte Dworzak im Plenum die Ausgangslage. Das Schwacke-Modell lobte das Gemeindeoberhaupt, stellte aber fest: »Es ist nicht gelungen, einen Bezug zwischen Innen und Außen herzustellen.« Zur Kammerl-Vorlage erklärte Dworzak: »Das Orange ist eine reizvolle Idee, doch viele Gemeinderäte können es sich am Poststadl nicht vorstellen.« ikb

Artikel vom 21.08.2012
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