Schwabinger »Super-Woman«: Ricky Lee Kroell auf Tournee

Schwabing · Mission Musik

»Ich mache mein Eigenes«: Die Schwabinger Musikerin Ricky Lee Kroell ist auf Deutschlandtournee – und am 31. August im Feierwerk.	Foto: F. Stuertz

»Ich mache mein Eigenes«: Die Schwabinger Musikerin Ricky Lee Kroell ist auf Deutschlandtournee – und am 31. August im Feierwerk. Foto: F. Stuertz

Schwabing · Moment Mal, was bitte macht Super-Woman an der Münchner Freiheit? Nein, es ist keine optische Täuschung, da zwischen den neongrünen Säulen steht tatsächlich eine junge Frau mit knallrotem Umhang, türkisfarbenem Bodysuit und schwarzen, langen Handschuhen.

Doch ihre Mission heißt nicht »Die Welt retten«, sondern »Musik machen«, und in das Super-Woman-Outfit ist die in Schwabing aufgewachsene Rickie Lee Kroell nur deshalb geschlüpft, um ein Video für ihre Single »Wide Open« zu drehen. Die Sache ist längst im Kasten, inzwischen arbeitet die 22-Jährige schon an neuen Songs. Sie hat noch viel vor und es sieht verdächtig danach aus, als würde man in Zukunft noch mehr von ihr hören. Lobeshymnen gab es bereits von den ganz Großen, etwa von Mark Plati, dem Produzenten von David Bowie, der sich begeisterte: »This girl can sing, sing, sing.«

Der Erfolg darf gerne kommen, doch so richtig versessen ist Rickie Lee Kroell noch nicht darauf. »Erstmal will ich das Handwerk richtig gut beherrschen«, sagt die Deutsch-Amerikanerin. Ihre volle Konzentration widmet sie deshalb ihrem Studium, Komposition und Filmscoring an der renommierten Berklee School of Music in Boston. »Bei mir muss alles Hand und Fuß haben«, bekräftigt die hübsche Dunkelhaarige. »Ich möchte meinem Publikum etwas richtig Gutes bieten.« Da meint es eine verdammt ernst, und das in Zeiten, in denen schon die Jüngsten von einer schnellen Superstar-Karriere träumen und in zig TV-Casting-Shows stürmen. Fast-Food-Sound, schnell was für die Masse, nein, das ist nicht Rickie Lees Ding. Ihr im Mai 2011 erschienenes Debütalbum »Otherwise« ist der Beweis, da ist eine außergewöhnliche, eine charismatische Stimme zu hören, die komplizierte Modulationen meistert. Die selbst geschriebenen, oft melancholischen Songs drehen sich vor allem um die Höhen und Tiefen, die die Liebe mit sich bringt, um ihre Irrungen und Wirrungen. In eine Kategorie lässt sich Rickie Lee Kroells Stil nicht pressen, man könnte sagen, starke Pop-Färbung kombiniert mit Jazz- und Soul-Elementen. Sie ist da quasi reingewachsen. Kennengelernt hat Rickie Lee Kroell das Musikerleben schon als Kind, sie war vier Jahre alt, da kam sie aus New York nach München, ihr Vater, der Produzent und Komponist Axel Kroell richtete sein Tonstudio in Schwabing ein, an der Leopoldstraße, unweit des Siegestors. Ein Mann, den man kennt, er entdeckte und produzierte die Band »Wet Wet Wet« und ist unter anderem mitverantwortlich für die Filmmusik in »Psycho III« und für TV-Soundtracks zu »Sturm der Liebe« und »SOKO 5113«.

Für seine Tochter war es ganz normal, bei ihm im Studio zu sitzen und ­anzugucken, was er mit den ­Musikern macht. »Das hat mich immer schon fasziniert und ich kam mir schon so erwachsen vor, weil ich dabei war«, erzählt Rickie Lee. Manchmal hätten sie auch nur zum Spaß Songs von Britney Spears und Avril Lavigne gecovert und aufgenommen. Eigentlich wollte Rickie Lee zum Ballett, trainierte mehrmals die Woche hart in der Schwabinger Heinz-Bosl-Stiftung, gleich in der Nähe von Papas Studio. Doch mit 14 Jahren musste sie das Tanzen begraben, es hieß »du bist zu groß«. Natürlich – es gibt Leute, die glauben, dass Ricky Lee ­Kroell von ihrem Vater ins Musikbusiness reingedrückt wurde. »Das höre ich leider immer wieder, stimmt aber nicht«, sagt sie. Ihre Eltern würden sie zwar in allem, was sie tut, unterstützen. »Die Entscheidung jedoch, was das ist, treffe ich selbst.« Mit Musik hat sie ihren Weg gefunden, sich auszudrücken, mehr noch als früher mit den Geschichten, die sie schrieb. »Gefühle, Eindrücke, das lässt sich über Melodien einfach besser transportieren«, sagt sie. Inspirieren lässt sie sich von Gesprächsfetzen, die sie im Vorbeigehen hört und von Menschen, die ihr nahe sind und natürlich von ihrem eigenen Erleben. »Ich kann nicht wirklich etwas erfinden, ich bleibe an der Realität dran.« Was gerade in ist, danach schielt sie nicht. »Ich mache einfach mein Eigenes.«

An Ideen mangelt es ihr dafür auch nicht. Als erste deutsche Musikerin ging sie beispielsweise auf Internet-Tour und spielte 20 Konzerte im Studio, die per Livestream auf verschiedenen Online-Portalen übertragen wurden. Mit dabei der Gitarrist Luke Cyrus, der Bassist Lorenz Heigenhuber und der Schlagzeuger Christoph Holzhauser. Initiiert hat Rickie Lee auch »Sounds of Summer«, eine akustische Tournee mit dem Gesangsduo »Tuó« und dem Soulsänger »Leaf«. Seit Ende Juli geht es quer durch Deutschland und am 31. August machen die Künstler auch in München Station, im Feierwerk ab 20 Uhr. Sobald der Sommer vorbei ist, geht es wieder nach Boston. Ob sie nach ihrem Studium in München bleiben wird, da ist sie noch unentschlossen. »Ist schon sehr schön hier, aber in Amerika laufen mehr schräge Leute herum, das gefällt mir auch«, sagt Rickie Lee Kroell. Doch wenn es mit dem Erfolg so richtig losgeht, wird ihre Heimat erstmal das Hotelzimmer sein, in welcher Stadt auch immer. Die nächste Hürde auf dem Weg nach oben hat sie gerade genommen: »Hey Ya«, die neue Single, hat es auf Platz 100 in die Airplaycharts geschafft. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 14.08.2012
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