Ralf Schumacher rückt für Michael von Ferrari in den BA nach

Trudering/Riem · Der Querdenker

Der Truderinger Naturwissenschaftler Ralf Schumacher startet nach der BA-Sommerpause als Nachfolger Michael von Ferrari.	Foto: Privat

Der Truderinger Naturwissenschaftler Ralf Schumacher startet nach der BA-Sommerpause als Nachfolger Michael von Ferrari. Foto: Privat

Trudering/Riem · Nachdem der Grüne Michael von Ferrari den Bezirksausschuss 15 Trudering-Riem (BA 15) aus gesundheitlichen Gründen verlassen musste (wir berichteten), rückt nun Ralf Schumacher, 45, nach.

In der letzten Sitzung wurde der parteilose Ehrenamtler vereidigt. »Ich bin vor Jahren aus der Partei ausgetreten, da ich eigentlich mit der Politik abgeschlossen hatte und auch die Zeit aus beruflichen Gründen nicht mehr vorhanden war«, erklärt er. Ein etwas verblüffendes Statement für jemanden, der nicht nur für Bündnis 90/Die Grünen beim Bezirksausschuss Trudering-Riem kandidiert hat, sondern auch schon für die Landtagswahl auf einer Liste stand.

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»Die Treffen mit den Grünen Parteifreunden und die Diskussionen waren sehr anregend«, erinnert sich Ralf Schumacher. Nicht ein Streit oder Eklat waren Gründe für seinen Parteiaustritt, sondern die Zeit. Denn der Softwareingenieur arbeitet im Projektgeschäft und muss dabei auch mal kurzfristig für einen Tag nach London oder auf Dienstreise in die USA. Verständlicher wird die Entscheidung, wenn man sich mit Ralf Schumacher über sein großes Hobby und wissenschaftliches Steckenpferd, die Kryptologie, unterhält. Hier fühlte der Mathematiker sich schon während seines Studiums von staatlichen Einschränkungen beschränkt und bedrängt. Denn Behörden und Verfassungsorgane wollen diese Wissenschaft, die sich mit Informationssicherheit beschäftigt, gerne in Schranken verweisen. Nicht alle Möglichkeiten und Lösungstools sollen erlaubt sein, nur zu gerne hält man Daten verborgen. Darüber ärgert sich der Freigeist und Forscher Schumacher, der sich ungern in Schubladen zwängen lässt und unbeschränkt forschen, arbeiten und querdenken will. Ein Freiheitsdrang, der ihm vielleicht auch die politische Arbeit nicht immer leicht gemacht hat.

Allerdings sagt er auch als Parteiloser: »Bei den Grünen fühle ich mich gesellschaftlich zu Hause, die anderen Fraktionen sind mir nicht progressiv genug und kommen mir teilweise vor wie 1969 stehen geblieben.« Als Naturwissenschaftler liegt ihm außerdem viel an nachhaltigen Wirtschafts- und Lebenskreisläufen sowie möglichst niedriger Ressourcenverschwendung. Und obwohl seine wissenschaftliche Leidenschaft für Daten und Informationen mit digitalen Welten zu tun hat, sind ihm die Piraten viel zu chaotisch. Ein Zurück zu den Grünen hält er deshalb nun, angesichts seines neuen Amtes, nicht mehr für ausgeschlossen. »Ich habe mich bei der letzten Kommunalwahl auf die Liste setzen lassen, was auch bedeutet, dass ich, wenn direkt gewählt oder wie jetzt eingetreten, als Nachrücker, zur Verfügung und hinter dieser Wahl stehe.« Dem neuen BA-Mitglied in Trudering liegt besonders am Herzen, dass auf dieser untersten Kommunalebene nicht die gravierenden Fehler und Versäumnisse der Landes-/ Bundes- und Europapolitik gemacht werden. »Das heißt für mich, Politik nach rationalen und für die Bürger stimmigen Maßstäben zu machen. Politische Entscheidungen müssen für alle nachvollziehbar sein und den Regeln der Vernunft und Angemessenheit folgen.«

Zukünftige Themen für Ralf Schumacher

Die Stimmung im Bezirksausschuss beschreibt der »Neue« als sehr kooperativ und stadtteilorientiert. Hier sei man nah dran an den Unvollkommenheiten und Bürgerproblemen. Leider sei die Macht des BA begrenzt und es sei nicht so deutlich, wo die Kompetenzen des BA enden und die Stadt am Zug ist. »Wenn es beispielsweise um die immer noch ungelösten Gefahrenpunkte für das zukünftige Truderinger Gymnasium geht (wir berichteten über den Rappenweg und andere Brennpunkte), dann reagiert die Verwaltung zu langsam. Wahrscheinlich gammeln Anfragen in den Referaten so vor sich hin oder die Zuständigkeiten werden hin- und hergeschoben. Es dauert offenbar viel zu lange, bis die Themen in den Stadtrat kommen«, meint der 45-Jährige.

In Trudering und Riem möchte er die notwendigen und nicht aufzuhaltenden Veränderungen mit begleiten und gestalten. »Der Wandel und die Veränderung sind natürliche Konstanten und da möchte ich mich einbringen und mithelfen«, sagt Schumacher. Beispielsweise beim Thema Infrastruktur. Wer wie er Am Mitterfeld wohnt, weiß besonders gut, wovon hier die Rede ist. Er habe großes Verständnis für die Schaffung von neuem Wohnraum, gerade auch im Münchner Osten. Allerdings blieben Fragen offen. Der Nahverkehr, den er selbst auf seinem Arbeitsweg durch die ganze Stadt täglich nutzt, sei schon jetzt an der Kapazitätsgrenze und zwinge zu unnötigen Wartezeiten wegen Zugausfällen. Außerdem herrsche an den Umsteigbahnhöfen extremes Gedränge. Hier müsste die Stadt dringend nachrüsten. Und direkt vor seiner Haustür in Trudering fehle für eine weitere, richtige Planung die genaue Datenlage.

Hier macht sich der Wissenschaftler Schumacher Gedanken über bessere Statistiken und eine exaktere Erfassungen der Verkehrsströme. »Ich würde durch automatische Dauerzähler sehr gerne die unscharfe Datenlage verbessern und Planungssicherheiten schaffen«, sagt er. Sein Wissensdrang und Verständnis für Zahlen wird dem BA und Trudering-Riem sicher zu Gute kommen. Im Augenblick ist Ralf Schumacher noch in keinem Unterausschuss vertreten, weil er sich zunächst einarbeiten und mit den Details vertraut machen will.

Klavier spielen zur Entspannung

Ursprünglich kommt Ralf Schumacher aus dem Rheinland, genauer aus dem Städtedreieck Aachen, Mönchengladbach und Köln. Er kam schon 1989 zum Studium der Mathematik und Informatik nach München und hat hier seinen Lebensmittelpunkt gefunden. Seit Juli 2003 lebt Schumacher, der verheiratet ist, in Trudering und hat es nicht bereut hier hingezogen zu sein. »Das Umfeld passt perfekt«, sagt er. Der Softwareengineer arbeitet bei einem mittelständischen Softwarehaus und forscht privat mit unabhängigen internationalen Mitstreitern auf dem Gebiet der Kryptologie. »Ansonsten lese ich gerne, spiele zur Entspannung Klavier, reise und versuche ab und zu einfach mal nichts zu tun, was bei so vielen Interessen leider sehr selten gelingt.« bus

Artikel vom 07.08.2012
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