Vor 100 Jahren wurde Ludwig Bölkow geboren

Ottobrunn · Visionärer Ingenieur

Dr. Walter Kroy

Dr. Walter Kroy

Ottobrunn · Am 30. Juni jährte sich der Geburtstag von Ludwig Bölkow zum 100. Mal. Mit visionärer Kraft und unternehmerischem Elan hat Bölkow Ottobrunn zu einem Technologiezentrum der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie gemacht. Dank Bölkow genießt »Hightech made in Ottobrunn« weltweit auch heute noch einen hervorragenden Ruf.

Der Startschuss dafür fiel im Jahr 1958, als Bölkow die Bölkow Entwicklungen KG ansiedelte, aus der nacheinander die Firmen MBB, DASA und EADS hervorgingen. Bei anfangs 250 Mitarbeitern wuchs binnen zweier Jahrzehnte ein Unternehmen heran, das in Ottobrunn rund 10.000 und deutschlandweit 40.000 Menschen beschäftigte. Die Geschichte des Hochtechnologie-Standorts Ottobrunn liefert viele Beispiele für Bahn brechende technische Entwicklungen. So wurde beispielsweise beim Hubschrauber BO 105 erstmals der gelenklose Rotorkopf eingeführt. Auch wurden zum ersten Mal Faserverbundstoffe in Rotorblättern eingesetzt – eine Innovation, die heute beispielsweise Windrädern zu Gute kommt. Auch die Magnetschwebebahn machte in Ottobrunn ihre ersten Fahrversuche. Weitere bedeutende Innovationen mit ziviler Anwendung aus Ottobrunn sind der Airbag, der Nierensteinzertrümmerer oder Solarthermie-Kraftwerke mit Parabolspiegeln.

Vortragsreihe

Auf Initiative der Gemeinde wird aktuell eine Vortragsreihe konzipiert, mit der die Persönlichkeit, das Wirken und das Vermächtnis Ludwig Bölkows gewürdigt werden sollen. Zur Mitarbeit haben sich EADS und die Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, die TU München, die Bundeswehruni und die Luftfahrt- und Raumfahrtpionierin Eveline Gottzein (siehe Textkasten auf der nächsten Seite) bereit erklärt. Dabei sollen die technologischen Errungenschaften und Visionen von Ludwig Bölkow einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt, seine Verdienste für den Hochtechnologie-Standort Ottobrunn und Bayern gewürdigt und über die Zukunftsperspektiven des Standortes gesprochen werden. Die Veranstaltungen werden für alle Interessierten frei zugänglich sein und im Herbst im Wolf-Ferrari-Haus stattfinden.

MO

Bedeutung regenerativer Energien erkannt

Dr. Walter Kroy:

Als ich als junger Physiker bei MBB eingestellt wurde, leitete ich eine kleine kreative Forschungsabteilung. Ludwig Bölkow stellte hohe Anforderungen beim Innovationsgrad, ließ uns aber sonst viel Freiheit. Unser erstes Produkt war ein Laser für chirurgische Eingriffe, den wir zusammen mit Münchner Kliniken auf den Markt gebracht haben.

Bis heute sind die MediLas-Geräte in hohen Stückzahlen weltweit im Einsatz und haben tausenden Menschen das Leben gerettet. Sie helfen beispielsweise, starke Blutungen im Körper zu stillen. Unsere auch mit dem Laser gewonnene Erfahrung mit Glasfasern erlaubte uns die Übertragung von breitbandiger Information an Bord von Flugzeugen in stark gestörter Umgebung. Dazu mussten Halbleiter-Sensoren in Mikrobauweise integriert werden. Durch diese Arbeit wurden wir schließlich Initiatoren für ein neues Arbeitsfeld: Die Mikrosystemtechnik. Heute ist das Gebiet weltweit etabliert und ermöglicht ungeahnte Anwendungen.

Als Ludwig Bölkow MBB verließ, ernannte er mich zum Vorstand seiner Stiftung, der ich 20 Jahre vorstand. Bereits vor vielen Jahren hatte Bölkow die Bedeutung des Themas regenerative Energien erkannt und arbeitete an Lösungen. Mit seinen Gedanken und Ideen war Bölkow der Zeit immer ein Stück voraus.

Artikel vom 18.07.2012
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