Zahlreiche Funde bei Grabungen in Grünwald

Grünwald · Geschichtsträchtig

Grabungsleiter Stefan Biermeier erklärte Gemeinderätin Uschi Kneidl und  Bürgermeister Jan Neusiedl die Funde. Foto: Schunk

Grabungsleiter Stefan Biermeier erklärte Gemeinderätin Uschi Kneidl und Bürgermeister Jan Neusiedl die Funde. Foto: Schunk

Grünwald · Zahlreiche Funde konnten die Archäologen der Grabungsfirma SigulArch bis jetzt auf dem Gelände des zukünftigen Gymnasiums machen. Dies berichtete jetzt Archäologe Stefan Biermeier den Gemeinderäten in ihrer jüngsten Sitzung. Dabei wurde zunächst geschmunzelt, als er humorvoll auf der Leinwand die jüngsten Funde präsentierte: datierte Golfbälle aus den Jahren 2008 bis 2011.

Nachdem jedoch auf dem nebenan gelegenen Gelände, wo die Parkgarage gebaut wurde, bereits zahlreiche Artefakte aus der Keltenzeit zum Vorschein kamen, war bereits im Vorfeld klar, dass wohl auch auf dem Areal der künftigen Schule Funde gemacht werden. Bereits im Februar wurden Grasnarbe und Humus so weit entfernt, dass die Archäologen an die Arbeit gehen konnten. Inzwischen wurden mehrere Kreisgräben, also Umfassungsgräben ehemaliger Grabhügel, sowie Reste von Siedlungen entdeckt. »Es sind sowohl Körper- wie Urnengräber als auch Brandgrubengräber und Kreisgräben zum Vorschein gekommen«, berichtete Biermeier. Über 1000 Jahre lang, angefangen von der Bronzezeit bis zur Eisenzeit wurden auf dem Gelände immer wieder Bestattungen vorgenommen.

Aber auch Überreste von Bauernhöfen wurden dort entdeckt. Nachweisbar sind Siedlungsspuren circa zwischen 1000 bis 300 vor Christus und Gräber zwischen 1800 und 700 vor Christus. Die Menschen damals lebten nicht über Jahrhunderte am selben Platz, sondern verlegten ihre kleinen Dörfer und Gehöfte alle zwei bis drei Generationen. Denn innerhalb dieses Zeitraums waren die einfachen Holzhäuser marode geworden und die Böden nicht mehr so ertragreich. Daher lohnte sich ein Umzug um einige Kilometer, um wieder erleichterte Lebensbedingungen zu haben. Dementsprechend wurde das Areal im Lauf der Jahrhunderte nicht durchgängig, aber immer wieder als Siedlungsraum oder Begräbnisstätte genutzt. Typischer Fund mit einer Datierung in die ältere Hügelgräberbronzezeit ist das Grab eines jungen Mannes. In der lehmigen Verfüllung des Grabes haben sich leider nur noch wenige Skelettreste erhalten, die jedoch immerhin auf eine gestreckte Rückenlage des Toten schließen lassen. Nach dem Profil der Grabgrube zu urteilen, das eine wannenförmige Verfärbung aufweist, könnte es sich um eine Beerdigung in einem Baumsarg gehandelt haben.

Als Grabbeigaben konnten die Archäologen einen Bronzedolch und eine circa 13 Zentimeter lange Gewinnsaldo aus Bronze freilegen. Überraschungsfund aber war eine Grabgruppe aus der Frühbronzezeit um circa 1.800 vor Christus, wobei die Skelette hockend beigesetzt wurden. Wie Biermeier erklärte, sind dies die ältesten Funde in Grünwald. »Wir haben auch etliche Urnenbestattungen gefunden«, meinte Biermeier. Dabei handelt es sich um Urnen aus Keramik, in die der so- genannte Leichenbrand gegeben wurde. Dies sind die Überreste von Knochen, die nach der Verbrennung der Leiche von den Angehörigen eingesammelt und in die Urne gelegt wurden. In manchen Fällen lag neben der Urne auch noch Geschirr als Grabbeigabe, damit die Toten im Jenseits Gäste bewirten konnten. Noch muss ein rund ein Hektar großes Areal bei der Tremmlallee untersucht werden. Eines der bereits entdeckten Gräber war von handverlesenen großen Kieselsteinen bedeckt. Dazu meinte der Archäologe, dass die Möglichkeit besteht, diese später beispielsweise auszustellen. Gerhard Sedlmair (CSU) griff die Anregung auf, dass man die Kiesel geschützt auf dem zukünftigen Schulgelände integrieren könnte. Ingrid Reinhart-Maier (Grüne) regte zudem an, bei der Namensgebung der Schule die keltische Geschichte zu berücksichtigen.

Artikel vom 17.07.2012
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