Förderung wackelt: Stirbt der Kammermusik-Zyklus?

Zorneding/Baldham · Konzerte in Gefahr

Das Symphonieorchester des Kulturverein Zorneding-Baldham, gibt es seit fast 40 Jahren: Ist sein Bestehen durch eine Kürzung der Förderung jetzt vielleicht in Gefahr? Foto: Kulturverein

Das Symphonieorchester des Kulturverein Zorneding-Baldham, gibt es seit fast 40 Jahren: Ist sein Bestehen durch eine Kürzung der Förderung jetzt vielleicht in Gefahr? Foto: Kulturverein

Zorneding/Baldham · Seit 30 Jahren ist der Kammermusik-Zyklus des Kulturvereins Zorneding-Baldham fester Bestandteil des kulturellen Lebens im Landkreis Ebersberg, und auch der Ebersberger Klavierzyklus folgt einer langen Tradition. Doch die Fortführung dieser Reihen scheint gefährdet. Bis vor zwei Jahren erhielt der Kulturverein jedes Jahr mehr als 6.000 Euro Zuschuss aus dem Kulturfördertopf des Landratsamtes, für die Saison 2010/2011 waren es nur noch 700 Euro.

Wie viel es für die kommende Saison, die im September beginnt, sein wird, wissen die Organisatoren noch nicht. Grund für die geschrumpfte finanzielle Unterstützung ist ein Beschluss des Kreistages: Demnach sollen nicht mehr automatisch all diejenigen einen Zuschuss erhalten, die schon immer einen bekommen haben, sondern auch neu gegründete Initiativen sollen eine Chance erhalten. Hubert Schulze, Sachbearbeiter Kulturförderung im Landratsamt Ebersberg, sagt, dass das Budget von 55.000 Euro schon mit den Zuschüssen für bestehende Kultureinrichtungen erschöpft gewesen sei. Jetzt habe man sogar noch um 3.000 Euro aufgestockt. Man entscheide aber jedes Jahr neu, wer etwas bekommt – je nachdem, welche Anträge vorliegen. Die wichtigsten Kriterien für die Vergabe der Fördermittel sind: Die Veranstaltung muss eine überregionale Bedeutung haben und es darf kein Projekt sein, das sich über mehrere Jahre hinzieht. »Eine Brettlbühne fällt also nicht darunter, das wäre Sache der Gemeinde«, so Schulze. Der Kulturverein Zorneding-Baldham erfülle die Kriterien und leiste sehr hochwertige Arbeit. »Aber aus politischer Sicht ist es wichtig, die Kulturlandschaft mit neuen Initiativen zu beleben.«

Das sieht der Kulturverein anders: Die Entscheidung beruhe auf einer »nicht nachvollziehbaren Experimentierfreude der Verantwortlichen im Kreistag«, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Für die Mitglieder des Kulturvereins heißt das laut ihrem Schreiben außerdem, dass die Kreistagsmitglieder damit in Kauf nehmen würden, Bewährtes für Ungewisses zu opfern: Das, was der Kulturverein über Jahrzehnte mit unendlich viel ehrenamtlichem Engagement und Fleiß aufgebaut hat, würde »zugunsten einer vagen Hoffnung, es könne stattdessen etwas Neues entstehen, zerstört«.

Karl-Ludwig Judt, einer der neun gleichberechtigten Vorstände des Kulturvereins sagt außerdem, dass aufgrund der »hochrangigen Künstler«, die bei Veranstaltungen des Kulturvereins auftreten, zwei Jahre im Voraus geplant und auch in Vorleistung gegangen werden müsse. Allein die Künstlerhonorare für den Kammermusik-Zyklus betragen laut Judt in jeder Saison zwischen 35.000 und 40.000 Euro. »Bisher konnten wir fest mit den rund 6.000 Euro Zuschuss rechnen. Durch die neuen Richtlinien hängen wir in der Luft.« Zwar bekommt der Kulturverein zu dem Klavier-Zyklus einen Zuschuss von der Stadt Ebersberg, das vereinseigene Symphonieorchester wird von der Gemeinde Vaterstetten unterstützt, aus Zorneding kommen nicht zweckgebundene Mittel für den Verein. Hinzu kommen Eintrittsgelder, Mitgliedsbeiträge und Sponsoren-Gelder – doch das reicht alles nicht aus. »Wir müssen uns jetzt etwas einfallen lassen, wenn der Kammermusik-Zyklus nicht sterben soll«, so Judt. Denkbar wäre, weitere Sponsoren zu suchen und Anzeigen im Programmheft zu vermarkten. Bis spätestens 1. September muss der Förderantrag beim Landkreis eingegangen sein. In welcher Höhe er gewährt wird, bleibt abzuwarten. Der 31. Kammermusik-Zyklus in der Saison 2012/2013 wird auf jeden Fall stattfinden. Die Besucher im Zornedinger Martinstadl erwarten wieder vielversprechende Nachwuchskünstler aus der ganzen Welt sowie arrivierte Künstler von Weltrang wie beispielsweise das italienische Streichquartett »Quartetto di Cremona« und die französische Formation »Quatuor Ardeo«. Ein Höhepunkt wird der Auftritt des österreichischen Konzertsängers Robert Holl (Bass) und des russischen Pianisten Oleg Maisenberg sein.

Das Programm erscheint Ende Juli und wird in allen Landkreisgemeinden ausgelegt. Außerdem ist es im Internet unter www.kulturverein-zorneding-baldham.de einsehbar. Für den Verein wird 2013 trotz allem ein besonderes Jahr: Er feiert sein 50-jähriges Bestehen.

Sybille Föll

Artikel vom 17.07.2012
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