Marode Sporthalle in Freimann soll auf »Herz und Nieren« geprüft werden

Freimann · Ein Geschenk für den ESV

Die Industriehalle am Freimanner Frankplatz, die unter anderem auch der ESV Freimann nutzt, gehört BMW. Das Grundstück jedoch dem Bundeseisenbahnvermögen.

Die Industriehalle am Freimanner Frankplatz, die unter anderem auch der ESV Freimann nutzt, gehört BMW. Das Grundstück jedoch dem Bundeseisenbahnvermögen.

Freimann · Die ESV Freimann bekommt eine Sporthalle geschenkt. Sie gehört BMW. Der Bundestagsabgeordnete im Münchner Norden, Johannes Singhammer, empfindet dies als »sehr großzügiges Angebot« des Unternehmens. Vereinschef Günter Neumann bedankt sich zwar dafür, will dieses Angebot jedoch wegen der anstehenden Reparaturen in der Halle »auf Herz und Nieren« prüfen lassen.

Denn das Dach sei marode und Brandschutzmaßnahmen notwendig. Zudem müssten Fragen wie Statik und Altlasten geklärt werden. Falls der Eisenbahner-Sportverein das Geschenk annehme, dann müsse er alles auf seine Kosten sanieren lassen. Eins steht für den Vereinschef deshalb schon jetzt fest: »Der ESV Freimann wird sich nicht mit diesem Geschenk ver- und überschulden.« BMW gehe aktuell von Sanierungskosten in Höhe von 450.000 Euro aus, berichtet Neumann. Es könnte aber auch noch teurer werden, vermutet er und vergleicht das so. »Ich weiß nicht, ob Sie sich freuen, wenn Sie eine marode Villa geschenkt bekommen.« Noch dazu, wenn der Grund und Boden nicht zu dem Geschenk gehöre.

Das gesamte ESV-Gelände ist im Eigentum des Bundeseisenbahnvermögen (BEV), früher gehörte das Areal der Bahn. Nach deren Privatisierung und Umwandlung in eine Aktiengesellschaft schloss der ESV-Chef mit dem Bundeseisenbahnvermögen einen Überlassungsvertrag für das 39.000 Quadratmeter große Grundstück – die angrenzende riesige Industriehalle war zwischenzeitlich allerdings an BMW verkauft worden, aber ohne den dazugehörigen Grund. Die Sporthalle ist Teil dieser Industriehalle. Bundestagsabgeordneter Singhammer nennt das eine »bizarre Eigentumssituation« für einen Sportverein. Neumann ist denn auch froh, dass sich seit Jahren parteiübergreifend Politiker von Bund, Land und Stadt München um die Entzerrung dieser Problematik bemühen: Neben Singhammer (CSU) seien dies Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle (CSU), die Landtagsabgeordnete im Münchner Norden Diana Stachowitz (SPD) und Stadtrat Christian Müller (SPD). Dazu fand kürzlich wieder ein Gespräch mit allen Beteiligten statt. Politiker, Vereinsfunktionäre und Vertreter der Stadt waren sich einig, dass nun alles vom Bundeseisenbahnvermögen abhänge. Denn eine Halle ohne den dazugehörigen Grund zu besitzen, sei uninteressant, betont ESV-Chef Neumann. Singhammer forderte nun das Bundeseisenbahnvermögen auf, rasch Auskünfte zu geben: zum einen was Grund und Boden der Sporthalle allein kosten würde (Kaufpreis oder in Erbpacht), und zum anderen was das gesamte ESV-Gelände kosten solle.

Es dreht sich also wieder einmal alles um das liebe Geld. »Die Stadt kann derzeit wenig sagen«, erklärte Sportamtsleiter Thomas Urban auf Nachfrage, denn »das Bundeseisenbahnvermögen ist am Zug«. Falls es den Grund tatsächlich zu einem günstigen Preis verkaufen werde, dann könne man sich bei der Stadt überlegen, es zu erwerben und in eine Bezirkssportanlage umzuwandeln. Das wäre auch dem Sportverein am liebsten. »Wir wollen den Freimannern den ESV erhalten. Das geht nur mit Unterstützung der Stadt«, sagt Vereinschef Neumann. Der ESV Freimann sei einer der größten Sportvereine im Münchner Norden. Er hat derzeit 1464 Mitglieder, davon 544 Kinder und Jugendliche. Es gibt 14 verschiedene Abteilungen, Fußball und Turnen sind die größten, außerdem gibt es zahlreiche Gesundheitsangebote. Man habe hier also alle Sportmöglichkeiten, betont Neumann. Zum jetzigen Zeitpunkt will sich Sportamtsleiter Urban aber auf nichts festlegen. Er könne das Projekt einer Bezirkssportanlage derzeit weder bestätigen noch ausschließen. Vielleicht habe der Verein ja auch selbst die Kraft, alles zu stemmen, sprich nach dem Geschenk der Halle den Grund und Boden zu erwerben und dann die Halle zu sanieren. Die Stadt würde in diesem Fall den ESV Freimann finanziell unterstützen, so Urban.

Neumann hält von diesen Plänen aber wenig. Der Verein sei seit Jahrzehnten Mieter. Und daran müsste sich eigentlich nichts ändern. »Ich brauche keine Halle als Eigentümer. Ich habe nie gesagt, ich will Eigentümer werden und Bauherr«, betont der Vereinschef. Der Eisenbahner-Sportverein wolle eigentlich nur erreichen, dass endlich die marode Sporthalle saniert werde. Diese ungelöste Frage war kürzlich auch wieder Thema bei der Bürgerversammlung für den Stadtteil.

W. Schmidt

Artikel vom 17.07.2012
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