Erding stellt die Weichen für „Fliegerhorst“

Erding · Ein neuer Stadtteil

Erding · In einer Sondersitzung fasste der Stadtrat jetzt erste Beschlüsse, was mit dem 380 Hektar großen Fliegerhorst-Gelände nach dessen Schließung passieren soll. Zudem stellten die Planer erste städtebauliche Konzepte vor. Die Aufteilung des Areals sieht einen großen Wohnbereich, Freizeit- und Erholungsgebiete mit Grüngürteln sowie Gewerbeflächen vor.

Die Schließung des Militär-Standortes ist zwar erst im Jahr 2019 geplant, „es gibt jedoch keine Möglichkeit für die Stadt Erding, sich ein Erstzugriffrecht auf die frei werdenden Flächen zu sichern“, erläuterte Bürgermeister Max Gotz. Militärische Flächen gehören prinzipiell dem Bund, seit Bestehen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) wurden dieser die Verwaltung und Verwertung der bundeseigenen Liegenschaften übertragen. Der von Erding beauftragte Münchner Rechtsanwalt Nikolaus Birkl verfügt mit seiner Kanzlei bereits über fundierte Erfahrungen mit der ­BImA und „Konversionen“, also der Nutzungsänderung von Gebäuden und der Übergang von militärischen Flächen. Birkl betonte, dass die BImA selbstverständlich „nach optimalen kaufmännischen Gesichtspunkten vermarktet. Das Gelände könnte somit als Ganzes oder auch in Teilstücken an externe Investoren verkauft werden. „Und dann haben wir keinen Einfluss mehr“, so Gotz. „Insofern ist es ungemein wichtig, dass Erding bereits zum jetzigen Zeitpunkt einen Aufstellungsbeschluss mit Bebauungsplan fasst. Dieser dient dann als Grundlage für die Verhandlungen mit der ­BImA“, drängte Birkl. Da ein „Wischi-Waschi“ hier nicht ausreiche, könne man sich nur mit einem Beschluss die kommunale Handlungsfähigkeit und Planungshoheit bewahren, begründete Gotz die Sondersitzung.

Birkl hat im Vorfeld Gespräche mit der BImA geführt, denn er hält frühe Gespräche und ein kooperatives Verfahren für sinnvoll und konnte auch berichten: „Unser Konzept stößt nicht auf Widerstand. Trotzdem weiß man natürlich nie, wie sich die BImA bei einem besonders lukrativen Angebot verhält.“ Dass die Stadt Erding eine städteverträgliche, nachhaltige Nutzung anstrebt bewies das vorgestellte Entwicklungskonzept. Die Fläche wird demnach von Norden nach Süden in verschiedene Bereiche aufgeteilt, „wie das dann konkret umgesetzt wird, werden wir in einer Klausurtagung beraten. Änderungen sind jederzeit möglich. Wir stehen da noch ganz am Anfang“, betonte Gotz. Wie Sebastian Neudecker vom Planungsverband (PV) „Äußerer Wirtschaftsraum München“ erläuterte, werde die Stadt Erding auch in den kommenden Jahren gewaltig wachsen. Er prognostizierte eine Zunahme von bis zu 8.600 Einwohnern bis zum Jahr 2025, wenn die bisherige Entwicklung gleichmäßig weiter so verläuft. „Dieser Zuwachs kann mit den momentan zur Verfügung stehenden Flächen nicht abgedeckt werden“, so Neudecker. Einhergehend werde Erding auch mit der steigenden Gewerbeentwicklung mehr Arbeitsplätze schaffen. Laut Carola Seis (PV) könnten dies zu den heute existierenden 11.800 bis in 13 Jahren 6.500 Stellen mehr werden. „Vor allem im Dienstleistungssektor wird sich Erding als Zentrum profilieren“, ist sich Seis sicher.

Naturschutz und Naherholung

Erdings Stadtplaner Jürgen Gro­the sieht in der großen Fläche des Fliegerhorsts eine außergewöhnliche, aber nicht einfache Herausforderung. Der nördlichste Teil wird als Ausgleichsfläche für den Naturschutz vorbehalten bleiben, in der Spitze, entlang der Straße nach Wartenberg, sind zwei Flächen zur landwirtschaftlichen Nutzung vorgesehen. „Hier konnten sich auf den nur wenig genutzten Wiesen innerhalb des Flughafenzaunes viele Tierarten ansiedeln, zum Teil besteht ein Arten- und Biotopschutz für dieses Gebiet“, führte Landschaftsarchitekt Dietmar Narr aus, der die floristische und faunistische Kartierung bereits abgeschlossen hat und auf dieser Basis seine Empfehlungen abgab. In südlicher Richtung soll das Gebiet „Freizeit und Erholung“ anschließen, hier könnten etwa ein Rodelhügel, Boulderanlagen, Skaterpark oder Golfplatz entstehen. Grothe schlug vor, die Landebahn und die angrenzenden Bauten zur erhalten und auch zu nutzen.

Noch weiter im Süden folgt der Raum für Gewerbe, Forschung, Technologie und Bildung. „Hierbei sollen die bereits versiegelten Flächen genutzt werden“, so der Stadtplaner. Ein Grüngürtel mit Sportanlagen und altem Baumbestand soll diese Fläche vom Wohnbereich ganz im Süden abschirmen. „Dieser wird an Williamsville anschließen und gleichzeitig dessen Verbindung zu dem neuen Areal sein“, plant Grothe. Verkehrstechnisch sei der „neue Stadtteil“ mit der Alten Römerstraße, der B388 und der geplanten Nordumfahrung hervorragend angeschlossen. Bei der anschließenden Abstimmung befürworteten die Stadträte die Ausführungen der Planer einstimmig.

Artikel vom 13.07.2012
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