Der Verkehr ist wieder Dauerthema Nummer 1

Giesing · Bürger haben viele Wünsche

Reges Interesse, aber doch noch viele freie Plätze – die Bürgerversammlung in Giesing. Foto: VA

Reges Interesse, aber doch noch viele freie Plätze – die Bürgerversammlung in Giesing. Foto: VA

Giesing · Erst mussten die Bürger aus Obergiesing-Fasangarten mal wieder eineinhalb Stunden warten, ehe sie bei »ihrer« Bürgerversammlung nach den Berichten aus Stadt und Stadtteil zu Wort kamen. Dann machten sie regen Bedarf von ihrem Rederecht- freilich: die Zahl der Anträge hielt sich im überschaubaren Rahmen.

»Eine Brücke für Fußgänger, Radfahrer und Menschen mit eingeschränkter Mobilität« müsse endlich am Giesinger Berg nördlich des unübersichtlichen Kreuzungskonstruktes entstehen – um das an dieser Stelle allzu abrupt unterbrochene, städtische Radwegenetz zu schließen. Der Antrag von Matthias Rajmann überzeugte und wurde von der Versammlung einstimmig angenommen. Rajmann hatte zuvor bereits den seitens der Stadt schleppenden Projekt-Prüfungsfortgang in deutlichen Worten kritisiert. Nun hat die Brückenlösung durch das eindeutige Bürgervotum an Schubkraft gewonnen. »Eine ewige Baustelle« im Viertel hatten gleich mehrere Redner ausgemacht: Aufgerissene Trassenteile und weiträumige Absperrungen im Umgriff des Zugangs zum U-Bahnhof Untersbergstraße an der Kreuzung mit der Deisenhofener Straße erregte die vielstimmigen Gemüter. Zum einen sehe es vor Ort aus »wie auf einer Mülldeponie«, so die plastische Beschreibung der Bürger. Zum anderen entstünden auch diverse Gefahrensituationen, weil Radfahrer und Fußgänger in diesem Bereich gezwungen seien, immer wieder auf die Fahrbahn auszuweichen.

Einmütig wurde das städtische Baureferat aufgefordert, schriftlich Auskunft über die Dauer der Maßnahme zu geben. Auch die Buslinie 145 in ihrer Südausprägung entlang der beiden engen Wohntrassen der Gotteszeller und der Waldsassener Straße waren wieder Gegenstand von Diskussionen. Anwohner rügten den Wendeverkehr der Busse. Anschauliches Bildmaterial hatten sie im Gepäck – das sogar die Bürgermeisterin Christine Strobl überzeugte. Sie werde sich auch um die Sache kümmern, versicherte sie den Bürgern. BA-Chef Horst Walter unterstrich zudem die Haltung seines Stadtteilgremiums, wonach der Wendeverkehr anstelle der bisherigen Regelung weiter westlich entlang des neuen Kreisverkehrs an der Ecke Fasangarten-/Minnewitstraße problemlos und ohne großen Zeitverlust gehändelt werden könne. Eine große Mehrheit der Bürgerversammlung unterstützte das Anliegen.

Altbekannt ist auch die Forderung von Anwohnern entlang des Walchenseeplatzes, die dort bisweilen aufgeheizte Situation (wir berichteten) zwischen Hundebesitzern, Senioren und Eltern zu entzerren. »Leinenpflicht würde die Situation schon entzerren«, so eine Sprecherin. Zur Abstimmung freilich kam es nicht. BA-Chef Walter informierte die Bürger, es gebe bereits eine entsprechende Antwort des zuständigen Gartenbaureferates. Darin sei eine künftige Regelung eingeschlossen. Welche, das ließ Walter zwar noch offen – er werde aber die Bürger unterrichten. Auch die Sorgen einer Mutter fanden Gehör, die den Schulweg ihres 8-jährigen Sohnes entlang der Kreuzung St.-Martin- und Eintrachtstraße durch zu häufige Ampelausfälle dort gefährdet sah.

Das KVR sagte der Dame eine Prüfung zu. Ampelkritik war auch das Thema eines weiteren Bürgeranliegens – doch die Grün-Schaltzeiten der Lichtzeichenanlagen an der TeLa-Post mit dem dort verlaufenden Tramverkehr zu harmonisieren – und so die Züge in die Stadt und nach Grünwald für die Pendler besser erreichbar zu machen. »Unterstützenwert« so der Stadtvertreter. Aufgrund der komplexen technischen Zusammenhänge vor Ort, könne die Ampelschaltung nur schwer geändert werden. Dagegen fand der launige Vortrag einer jungen Dame allgemein Wohlwollen. Die Frau beschrieb, an der Kreuzung Severin-/Werinherstraße sei für sie als Fußgängerin immer wieder guter Rat teuer, weil die Ampel für Nutzer auf Schusters Rappen einfach nicht auf »Grün« umschlage und damit horrende Wartezeiten anstünden. Es sei eine Bedarfsampel, bei der der (Auto-)Verkehr entlang der Werinherstraße in Sachen »Grün«-Schaltung bevorrechtigt sei und eben nur bei Bedarf umschalte. Doch eine Prüfung der dortigen Induktionsschleife, die den Bedarf bei Betreten durch Radler oder Fußgänger elektronisch weitergeben (sollen), sicherte die Stadt zu.

Keine Mehrheiten dagegen fand eine Bürgerforderung, in Tempo-30-Zonen des Stadtteils künftig auch die Fahrbahnen im Abstand von jeweils 75 Metern rot mit dem Geschwindigkeitshinweis abzumarkieren. Dagegen soll im Zugangsbereich zur S-Bahnstation St.-Martin-Straße ein Gepäckförderband nachgerüstet werden – zudem auch der Grünbereich im Umfeld künftig besser gepflegt werden. Die Lacher, aber bei der Abstimmung zu wenige Stimmen auf ihrer Seite hatte eine Bürgerin, die wegen der Lärm- und Schmutzbelastung im Zuge der Großbaustelle – unter anderem der neuen Mittelpunktsbibliothek – an der Herzogstandstraße für die Dauer von »zwei Jahren eine kostenfreie Nutzung der Bibliothek« und einen ebenso lange kostenlosen Tiefgaragenplatz forderte. Bei einer Bürgerversammlung gehen eben längst nicht alle Wünsche in Erfüllung. Harald Hettich

Artikel vom 11.07.2012
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