Keine Hortplätze: Verzweifelte Mutter wendet sich an den BA

Trudering · Rote Briefe für Eltern

Nichts unversucht lässt die Truderinger Mutter Sonja Wurm und bittet den  Bezirksausschuss Trudering-Riem 15 um Unterstützung. Foto: bus

Nichts unversucht lässt die Truderinger Mutter Sonja Wurm und bittet den Bezirksausschuss Trudering-Riem 15 um Unterstützung. Foto: bus

Trudering · Die Einschulung ist ein wichtiger Schritt im Leben eines Kindes. Mit dem Ende der Kindergartenzeit beginnt die Schule mit ihren neuen Abläufen, Inhalten und Möglichkeiten. Für Eltern und Kinder enden auch die Kindergartenzeit und damit die bisherige, oft gut eingespielte Betreuung. Einen großen Schreck haben die Truderinger Eltern erlebt, die vom Referat für Bildung und Sport einen roten Brief zugeschickt bekommen haben.

Wohin mit dem Nachwuchs?

Das amtliche Schreiben enthielt die Absage für den gewünschten Hortplatz. Und jetzt? Hilfesuchend hat sich eine betroffene Mutter jetzt an den Bezirksausschuss 15 Trudering-Riem (BA 15) gewandt, um doch noch einen Platz für ihre Tochter und andere Erstklässler zu finden. Offensichtlich schwierig ist die Lage an der Feldbergschule.

Die Mutter, Sonja Wurm sagt: »Wir stehen im Kontakt mit verschiedenen Eltern bezüglich der sehr angespannten Hort-Situation.« An der Forellenschule seien die Betreuungsmöglichkeiten ebenso knapp. Familie Wurm hat für ihre Tochter zunächst weder einen Hort noch einen Platz in der Mittagsbetreuung erhalten. »Wir sind beide berufstätig und darauf angewiesen, eine Betreuung für unsere Tochter zu finden.« Die Wurms sind vor zwei Jahren aus Haidhausen ins grüne Trudering gezogen und fühlen sich sehr wohl. Die Hortabsage aber ist ein Schock.

Die Vereinbarkeit Beruf und Familie wird schnell zur Worthülse, weil die Kinderbetreuung im Münchner Osten oft auf der Kippe steht. Das weiß auch der BA, der Sonja Wurm bei der Hortsuche unterstützen möchte, wenn es irgend geht. In den letzten Jahren hat man hier schon verschiedene Anträge und Ideen wie Hortplatzsharing auf den Weg gebracht, auf einige steht die Antwort noch aus – zu den drohenden Raumproblemen an der Feldbergschule beispielsweise. Die BA-Vorsitzende Stephanie Hentschel wollte wissen: »Können zusätzliche Container die Versorgungsengpässe lösen?«. Es ist kein Aushängeschild für die Stadt München, aber tatsächlich haben Kinder in anderen Stadtteilen wie Harlaching jahrelang Horträume in Containern besucht.

Pressesprecherin Eva Maria Volland erklärt: »So kurzfristig wie man denkt, kann man die Container gar nicht aufstellen. Es bedarf einer Baugenehmigung sowie Strom- und Wasseranschlüsse. Damit wird das zu einer eher langfristigen Lösung, die wir in Trudering nicht anstreben.« Das Referat für Bildung und Sport, das Eva Volland vertritt, will in den nächsten Jahren, voraussichtlich 2013 oder 2014 den Hort an der Feldbergstraße 83 erweitern. Dann wird die dorthin ausgelagerte Kindertagesstätte vom Hugo-Lang-Bogen wieder ausziehen können und Platz machen für mehr Hortplätze für die in der Nachbarschaft wohnenden Grundschüler. Was nützt das Familie Wurm und anderen verzweifelt suchenden Eltern heute? Eva Maria Volland erklärt die Lösungsstrategie des Stadtreferats. Man warte erstmal ab, bis alle Anmeldungen für Hortplätze und Mittagsbetreuungen eingegangen sind. Dann muss man feststellen: es sind zu viele, und Absagen verschicken. In den Monaten Juni und Juli versucht ihr Referat jetzt weitere Hortgruppen und Mittagsplätze einzurichten. »Konkret für die Feldbergschule gibt es im neuen Schuljahr zwei zusätzliche Mittagsbetreuungsgruppen, also insgesamt acht statt bisher sechs. Damit können 128 Grundschüler einen Platz bekommen, im letzten Schuljahr waren es nur 95 Kinder.«

Dieses Angebot sieht Mutter Wurm skeptisch. Denn hier müssen nicht zwingend Sozial-Pädagogen wie in Kindergarten und Hort arbeiten. Es können und sollen auch engagierte Eltern und andere Personen als Angestellte die Mittagsdienste übernehmen. Sonja Wurm glaubt, dass auch ehrenamtliche Eltern im Wechseldienst gefragt sind und genau das kann sie als berufstätige Mutter nicht leisten. Bei diesem Modell stellen die Stadt und die Schule nämlich nur die Räume, die Kinder sind bis circa 15 Uhr betreut. Auch zukünftig wird diese Mittagsbetreuung ein wichtiges Standbein der Schülernachmittagsversorgung bleiben, denn der Bedarf an ganztägiger Betreuung und Förderung von 6- bis 10-jährigen Kindern ist in München und im Münchner Osten sprunghaft angestiegen. Eine Entwicklung, die den BA, der seit Jahren wissen möchte, wie die Stadt die Zahlen der zukünftigen Schüler ermittelt und sich selber schön, das heißt zu niedrig rechnet, nicht überrascht. Für Eva Maria Volland steht fest, dass das Referat für Bildung und Sport die Ganztageszüge, -betreuung und das Schülerbildungsangebot weiter ausbauen muss, bis der Bedarf gedeckt ist.

2012 lag der Versorgungsgrad in München bei 70 Prozent, wobei Stadtteile wie Trudering bedenken müssen, dass zukünftig mehr Kinder hier aufwachsen werden. Bereits jetzt kümmern sich Eltern um Betreuungsalternativen wie Tagesmütter, private Initiativen, Internate oder Ganztagesschulen. Somit sinkt die Nachfrage nach Hortplätzen in Trudering langsam. Auch Kinder, die mangels eines zentralen Anmeldesystems für verschiedene Einrichtungen vorgemerkt sind, werden nach und nach aus den Wartelisten gestrichen. Von anfangs 61 offenen Vormerkungen sind nun noch 30 Kinder an der Feldbergschule ohne Hortplatz. Für alle Eltern, die noch einen Platz brauchen, glaubt Volland: »Noch ist nicht aller Tage Abend.« bus

Artikel vom 03.07.2012
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