Führungen auf dem Nordfriedhof und dem Alten Nordfriedhof

Schwabing · »Kleinode der Stadt«

Bei der ersten Führung über den Alten Nördlichen Friedhof in der Arcisstraße im Jahr 2010 entdeckten Bertram Keiler von der Friedhofsverwaltung (l.) und die Teilnehmer ein Matterhornbild am Grab von Theodor Trautwein, Mitgründer des Alpenvereins. Foto: ms

Bei der ersten Führung über den Alten Nördlichen Friedhof in der Arcisstraße im Jahr 2010 entdeckten Bertram Keiler von der Friedhofsverwaltung (l.) und die Teilnehmer ein Matterhornbild am Grab von Theodor Trautwein, Mitgründer des Alpenvereins. Foto: ms

Schwabing · Wohin nur bei der Hitze? Ein schattiges Plätzchen ist heiß begehrt, und am schönsten ist es natürlich irgendwo im Grünen. Legendäre Erholungsoase ist längst nicht mehr nur der Englische Garten, sondern beispielsweise auch der Alte Nordfriedhof an der Arcisstraße. Und zudem bietet er ein Mehr an Abkühlung. Laut aktueller Klimakarte ist er nämlich der kälteste Ort im Stadtviertel – schon gewusst?

Was es sonst noch zu erfahren gibt über diesen und andere Friedhöfe der Stadt, etwa auch den Nordfriedhof an der Ungerer Straße, das können sich die Münchner von Experten erklären lassen. Auftakt zu insgesamt acht thematischen Streifzügen und mehr als 30 kostenlosen Führungen ist am Freitag, 13. Juli, um 13 Uhr auf dem Alten Nordfriedhof. Die Führung dauert etwa eineinhalb Stunden. Wer Interesse hat, sollte sich möglichst schnell anmelden, denn die Friedhofsrundgänge erfreuen sich großer Beliebtheit. »Wir sind jeweils in kürzester Zeit ausgebucht«, sagt Karin Zettler, Pressesprecherin des Referats für Gesundheit und Umwelt. Auch deshalb sei das Programm seit Anfang 2012 um geführte Spaziergänge auf dem Ostfriedhof und mit mehr Terminen rund ums Krematorium erweitert worden. »Friedhöfe sind mehr als Orte der Trauer, sie sind auch Kleinode in der Großstadt, die eine einzigartige Perspektive auf die Stadtgeschichte bieten«, erklärt Zettler.

Zudem würden sie auch einen Einblick geben in die jeweilige Bestattungskultur. Und auch Überraschendes gehöre zu jeder Tour. »Das alles sind Aspekte, die die Führungen der Städtischen Friedhöfe München begehrt machen.« Worüber man eher selten nachdenkt: Der Alte Nordfriedhof trägt auf positive Weise zum Stadtklima bei. Mit seinem dichten Laubbaumbestand ist der Friedhof unter anderem ein wichtiger Lebensraum für die einheimische Vogelwelt. »Auch die Kleinsten kommen hier oft erstmals bewusst in Kontakt zu den Vögeln, wenn Mitarbeiterinnen des Landesbundes für Vogelschutz zusammen mit begeisterten Kindergartenkindern im Herbst die Nistkästen leeren und die Vogelwelt zeigen und erklären«, berichtet Zettler. Als Brutvögel leben im Alten Nordfriedhof: Amsel, Blaumeise, Buchfink, Buntspecht, Grünfink, Kleiber, Kohlmeise und Rabenkrähe. Auch im Turm der Josefskirche finden Gefiederte ein Zuhause, aktuell der Turmfalke, der, ebenso wie der Wanderfalke, öfters durch den Friedhof fliegt. Während der Alte Nordfriedhof den Bestattungsbetrieb im Juli 1939 eingestellt hat und heute mit seinen 850 Gräbern unter ­Denkmalschutz steht, ist der ­Nordfriedhof an der Ungererstraße weiterhin in Betrieb. Nach insgesamt neun Erweiterungen umfasst der im Jahre 1899 eingeweihte Nordfriedhof heute 34.000 Grabplätze mit Familiengräbern, Urnengräbern, Nischenplätzen und Arkaden. Viele bekannte Persönlichkeiten sind hier begraben, unter anderem Kurt Weinzierl, Günther Kaufmann, Barbara Rudnik und Johannes Heesters.

Charakteristisch ist die von Hans Grässel geschaffene Aussegnungshalle. Sie ist ein Oktagon nach dem Vorbild des Baptisterium von San Vitale in Ravenna, mit frühchristlichen und byzantinischen Bauwerken und Motiven. Thomas Mann ließ sich davon inspirieren und beschrieb die Aussegnungshalle, wenn auch leicht verändert, in seiner Novelle »Tod in Venedig«. Bis Herbst allerdings muss man sich noch gedulden, die Führung durch den Nordfriedhof findet am Freitag, 26. Oktober ,um 14 Uhr statt, Dauer zirka zwei Stunden. Bis dahin bleibt auf jeden Fall noch genug Zeit für die anderen 29 Friedhöfe. »Zeit, um München neu zu entdecken«, wie Zettler sagt. Der Eintritt zu den Führungen ist kostenlos, eine Anmeldung jedoch erforderlich, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Anmeldung ist möglich von Montag bis Freitag von 9.00 bis 12.30 Uhr unter Telefon 23 19 93 25 sowie per E-Mail unter sfm-oeffentlichkeitsarb.rgu@muenchen.de. Weitere Informationen zu den einzelnen Friedhöfen gibt es unter www.muenchen.de/friedhof. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 03.07.2012
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