Festwoche zum 350. Geburtstag von Kurfürst Max Emanuel

Oberschleißheim · Geschichte wird lebendig

Das Neue Schloss Schleißheim ist eines von vielen Baudenkmälern, die Kurfürst Max Emanuel errichten ließ. Fotos: Bayerische Schlösserverwaltung

Das Neue Schloss Schleißheim ist eines von vielen Baudenkmälern, die Kurfürst Max Emanuel errichten ließ. Fotos: Bayerische Schlösserverwaltung

Oberschleißheim · Am 11. Juli 1662 wurde Kurfürst Maximilian II. Emanuel Ludwig Maria Joseph Kajetan Anton Nikolaus Franz Ignaz Felix – kurz Max Emanuel von Bayern – geboren. Bereits als 17-Jähriger wurde er Kurfürst, seinen Beinamen »der Blaue Kurfürst« erhielt er von den Türken, da er auf dem Schlachtfeld einen Harnisch mit weithin sichtbarer blauer Schärpe zu tragen pflegte.

Seinem 350. Geburtstag widmet die Bayerische Schlösserverwaltung ein eigenes Festprogramm in Form einer Jubiläumswoche von 7. bis 15. Juli im Neuen Schloss Schleißheim. Ein besonderes Highlight dabei sind die Gondelfahrten auf dem Kanal. Zahlreiche Konzerte, Führungen und ein barockes Festspektakel runden das Programm ab. Auftakt der Festwoche bildet die Eröffnung eines neuen Dokumentationsraumes ab Mittwoch, 4. Juli. Die Geburt Max Emanuels feierte man 1662 mit einem opulenten Fest. Max Emanuel kam als ältester Sohn des Kurfürstenpaares Ferdinand Maria und Henriette Adelheid in der bayerischen Residenzstadt München zur Welt. Als Dankesbeweis für die lang ersehnte Geburt des Thronfolgers erhielt Henriette die Mittel zur Errichtung von Schloss Nymphenburg, das ihr Sohn Max Emanuel wesentlich erweiterte und als Sommerresidenz nutzte. Auch die Münchener Theatinerkirche wurde aus diesem Anlass gebaut. Außenpolitisch veränderte Max Emanuel den Kurs Bayerns. Während sein Vater bemüht war, sein Land aus den Auseinandersetzungen der Großmächte Habsburg und Frankreich herauszuhalten griff er offensiv in die europäische Politik ein.

Bei der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 kam der bayerische Kurfürst Kaiser Leopold I. militärisch zu Hilfe. Seinem Engagement ist es unter anderem zu verdanken, dass Wien von den Türken befreit wurde, Max Emanuel erlangte dadurch den Ruf eines herausragenden Feldherrn. Nach der Erstürmung Belgrads im Jahr 1688 wurde der »Blaue König«, wie er auch genannz wurde, als Türkenbezwinger in ganz Europa bekannt und es erfolgte die Ernennung zum Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Neben seinem militärischen und politischen Engagement trug er als Bauherr, Sammler und Mäzen zu Bayerns Kulturerbe bei und beschäftigte sich sein ganzes Leben mit der Planung, dem Bau und der Ausstattung seiner Barockresidenz. Neben dem Schloss Nymphenburg sind die Schlossanlage Schleißheim mit dem Neuen Schloss sowie das Jagdschloss Lustheim die bedeutendsten Bauwerke, die ihm die vom Vater prall gefüllte Staatskasse ermöglichte. Auch das Schloss Dachau wurde von Max Emanuel umgestaltet. Seit Dezember 1925 findet sich sogar im Oberschleißheimer Gemeindewappen Max Emanuels Spur: Im oberen roten Teil ist das goldene Monogramm des Kurfürsten mit den ineinander verschränkten Anfangsbuchstaben von »Elector Max Emanuel«. Der neu gestaltete Dokumentationsraum mit dem Motto »Max Emanuel und Schleißheim« im Neuen Schloss steht den Besuchern ab Mittwoch offen.

Die zusammengetragenen Bilder und Dokumente erläutern die komplexe Entstehungsgeschichte der Schlossanlage sowie über die Entwicklung von der herzoglichen Eremitage der Renaissance bis zur einzigartigen höfischen Kulturlandschaft des Absolutismus. Hier erfährt der Besucher viel Wissenswertes und so manch Erstaunliches über Max Emanuel. Die moderne Präsentation auf hinterleuchteten Fahnen ist zweisprachig in Deutsch und Englisch abgefasst und mit einer Fülle an Bildmaterial sowie zeitgenössischen Zitaten anschaulich und abwechslungsreich gestaltet. An zentraler Stelle gelegen, lädt sie auch die abendlichen Konzertbesucher zur Betrachtung ein. Dem Zeitgeist entsprechend setzt die Schlösserverwaltung auf den Einsatz modernster Technologie. Die angebrachten QR-Codes ermöglichen es, sämtliche Informationen mit Smartphones abzurufen und »mitzunehmen«. Rechtzeitig zum Jubiläum ist auch wieder der große, restaurierte Bildteppich »Belagerung mit Max Emanuel« zu sehen.

Gemeinsam mit den drei bereits restaurierten Wirkteppichen dieser Folge ist nun wieder die atemberaubende Qualität der barocken Prunkstücke zu erkennen. Erstmals nach vielen Jahren zeigt sich die Kammerkapelle – ein einzigartiges Raumensemble bayerischer Dekorationskunst – den Besuchern wieder ohne Baugerüst. In sehr vielfältigen und unterschiedlichen Themenführungen oder Konzerten und Vorführungen in historischen Kostümen lässt sich Max Emanuel als kunstsinniger Mäzen, Sammler und Liebhaber einer überbordenden barocken Festkultur entdecken. Einmalig besteht am 14. Juli zwischen 10.00 und 17.30 Uhr die Möglichkeit, in Erinnerung an die venezianischen Prunk- und Lustschiffe am Hofe Max Emanuels in einer originalen venezianischen Gondel auf dem Mittelkanal des Schlossparks Schleißheim spazieren gefahren zu werden. Besonderer Höhepunkt ist am 14. und 15. Juli die Inszenierung eines barocken Freudenfestes vor Schloss Lustheim, das mit Reiterspielen, allegorischen Einlagen, Jagd- und Triumphszenen an die Festveranstaltung anlässlich der Geburt Max Emanuels vor 350 Jahren erinnert. Das komplette Programm ist unter www.schloesser-schleissheim.de zu finden. bb

Artikel vom 03.07.2012
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