Der TSV Feldkirchen feiert sein 100-jähriges Bestehen

Feldkirchen · Im Gasthaus am Reck

Bei der Einweihung der Gemeindehalle im Jahr 1977 zeigten die TSVler wie es anno dazumal zuging beim Sport. Heute präsentiert der TSV unter anderem mit der Abteilung der Footballer sein modernes Gesicht. Fotos: TSV, Gabriele Heigl

Bei der Einweihung der Gemeindehalle im Jahr 1977 zeigten die TSVler wie es anno dazumal zuging beim Sport. Heute präsentiert der TSV unter anderem mit der Abteilung der Footballer sein modernes Gesicht. Fotos: TSV, Gabriele Heigl

Feldkirchen · Ein jugendlicher Hundertjähriger – das ist der TSV Feldkirchen in diesem Jahr. Gefeiert wird das Jubiläum von Freitag an drei Tage lang auf der Sportanlage an der Olympiastraße. Ein Höhepunkt: das Livekonzert der Rockband Nirwana am Samstagabend im Festzelt. Gebucht für diesen Tag »und gerade noch gekriegt« hat Brigitte Pfaffinger die sieben Jungs aus Oberbayern mit ihrer fetzigen Musik schon vor zwei Jahren.

»Die passen perfekt zu uns«, sagt die TSV-Vorsitzende. Denn in dem Verein weht trotz seines ehrwürdigen Alters ein frischer Wind. Kein Wunder: Etwa die Hälfte der 1.700 TSVler ist minderjährig. 900 Mitglieder, von den Kindern bis zu 80-jährigen »Silver Agern«, umfasst alleine die Gymnastikabteilung. Und wenn die im Fitness-Raum des Sportparks oder in der Gemeindehalle zum Step, Hip-Hop oder Zumba zu heißen Rhythmen loslegen, dann könnte sich der Lauscher an der Wand in einer Disco wähnen. »Man muss immer etwas Trendiges bieten«, sagt die Vereinsvorsitzende. Nur dann könne man die Jugend gewinnen. Angesagt sind nicht nur die immer neuen Aerobic-Spielarten, sondern auch die beiden jüngsten Kinder des TSV, die American Football-Abteilung und die Cheerleaders. »Wir machen nichts, was im näheren Umkreis bereits existiert«, beschreibt Brigitte Pfaffinger ihre Maxime. So verzichtet man bewusst auf eine Leichtathletik-Abteilung, andererseits könnten Slacklining oder auch Inline-Skaten bald das TSV-Programm ergänzen. »Aber alles nur zum Spaß und ohne Leistungsdruck«, betont die Vorsitzende. »Ambitionierte Kinder, die sportlich weiterkommen möchten, empfehlen wir an Nachbarvereine.«

Auch beim Feiern eine gute Kondition

Durchaus auch auf der Höhe ihrer Zeit waren vor einem Jahrhundert die 30 Gründerväter, als sie am 8. Juni 1912 im Nebenzimmer des Gasthauses »Zum alten Wirt« den TV Feldkirchen aus der Taufe hoben. Denn schon in den Jahren zuvor hatten sich junge Burschen zum Fußballspielen auf einer von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Wiese zwischen der katholischen Kirche und dem Lehreranwesen getroffen und eine Sprunggrube für Hoch- und Weitsprung gebaut. Diskus, Kugel, Schleuderball und einige Fußbälle wurden – mit dem Wohlwollen und finanziellen Mitteln der Gemeindeväter – angeschafft. Erste Sporthalle war der Saal des Gründungslokals, wo Reck, Barren und Pferd Einzug hielten. Die sportbegeisterten Feldkirchner machten nicht nur an den Turngeräten eine gute Figur, sie bewiesen auch beim Feiern Kondition. Bei den Faschingsbällen des Turnvereins traf sich die Jugend des Ortes und der weiteren Umgebung.

Dringender Wunsch: eine neue Halle

Mit den ersten Aufschwüngen am Reck im Wirtshaus-Saal begann auch der Kampf des Vereins um adäquate Sportstätten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zunächst an der Jahnstraße gesportelt, ehe der Gemeinderat im Jahr 1959 den Vertrag kurzfristig kündigte. Mitte der 60er-Jahre entstand die gemeindliche Sportanlage an der damaligen Münchner-, heute Olympiastraße, deren »ewiges Nutzungsrecht« dem TSV eingeräumt wurde. Damals gab es beim TSV nur die Fußballer, alle anderen Abteilungen hatten sich im Laufe der Zeit wegen fehlender Räume oder anderer Schwierigkeiten aufgelöst. Die Wiederbelebung der einst glorreichen Faustball-Abteilung scheiterte an mangelndem Interesse. Die Sportart war zu diesem Zeitpunkt einfach out, im Gegensatz zum Tennissport, der auf Anhieb am Ort viele Anhänger fand. Diese Abteilung feierte im vergangenen Jahr ihr 40-jähriges Bestehen und betreibt als einzige im gesamten TSV Feldkirchen Leistungssport bis hinauf zur Bundesliga. 1972 wurden die ersten Tennisplätze eingeweiht. Gymnastik, Judo, Tischtennis und Volleyball erweiterten das Angebot in den 70er-Jahren.

Alle anderen brauchten eine neue Heimat und fanden sie 1977 in der sehnsüchtig erwarteten neuen Mehrzweckhalle. Heute verteilen sich die sportlichen Aktivitäten außerdem auf die Volksschule, die Realschule Aschheim, das alte Schulhaus, die Räume des Kreisjugendringes und eine Laufbahn in Kirchheim. Und ebenso sehnsüchtig wie seinerzeit wartet man auf eine neue Sporthalle, deren Planung derzeit in den Kinderschuhen steckt. »Dringend notwendig« ist laut Pfaffinger auch die Erweiterung der Rasenflächen, ein Vorhaben, das bislang an fehlenden Grundstücken scheiterte. Ein ungebremstes Wachstum solle es beim TSV aber auch in Zukunft nicht geben. »Wir werden nicht über 2.000 Mitglieder wachsen«, prophezeit die Vorsitzende, die den Verein seit zehn Jahren leitet. Sie sieht nun erst einmal gespannt nach zweijähriger Vorbereitungszeit dem kommenden Festwochenende mit einem Jugend-, einem Sport- und einem Festtag entgegen.

Bandwettbewerb und »Nirwana«

Wie immer beim TSV im Trend der Zeit sind DJ- und Tanzworkshop sowie ein Bandwettbewerb am Freitag ab 19 Uhr. »Das ist ein Versuch, und ich hoffe, dass die Jugend das annimmt«, sagt sie ein bisschen bange. Eine sichere Bank ist dagegen das »Nirwana«-Konzert am Samstag um 19 Uhr bei einem Eintrittspreis von fünf Euro im 500 Plätze umfassenden Festzelt. Es wird vom Betreiber des Restaurants am Heimstettner See bewirtschaftet, um die Bar kümmern sich Vereinsmitglieder. Tagsüber präsentieren sich unter anderem der Lauftreff beim Straßenlauf über fünf und zehn Kilometer (ab 10 Uhr) sowie die Gymnastikabteilung mit einem Showprogramm (ab 14 Uhr). Am Sonntag, 12 Uhr, marschieren 500 Teilnehmer beim Festzug vom Sportplatz an der Grundschule, wo der ökumenische Gottesdienst stattfindet, zum Sportpark. Dort spielt am Nachmittag UBBO's Bigband Dixie, Jazz und Swing. Die Kapelle besteht ausschließlich aus einheimischen Musikern. Pfaffinger: »Alles hat bei unserem Jubiläumsfest Feldkirchner Wurzeln.« C. Schmohl

Artikel vom 03.07.2012
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