20. Rosenschau zum 200. Geburtstag der Nymphenburger Ausstellung

Nymphenburg · Dreifaches Jubiläum im Botanischen Garten

Die Blüten der vor 200 Jahren erstmals gezüchteten »Blush Noisette« können fast weiß, rosa bis hell lila gefärbt sein.	Foto: Prof. Dr. Jürke Grau

Die Blüten der vor 200 Jahren erstmals gezüchteten »Blush Noisette« können fast weiß, rosa bis hell lila gefärbt sein. Foto: Prof. Dr. Jürke Grau

Nymphenburg · Bereits zum 20. Mal jährt sich die traditionelle Rosenschau, die jeweils Ende Juni im Botanischen Garten München-Nymphenburg stattfindet.

Diesem kleinen Jubiläum steht ein zehnmal größeres gegenüber, denn genau 200 Jahre ist es her, dass München einen Botanischen Garten erhielt. Im Jahr 1812 wurde nämlich unter der Regentschaft von König Max I Joseph (1756-1825) der Vorläufer des heutigen Botanischen Gartens unweit des Stachus eröffnet. Geplant wurde er von dem berühmten Gartenkünstler (Clarus) Friedrich Ludwig von Sckell (1750- 823). Heute ist dort ein Park, der unter dem Namen »Alter Botanischer Garten« bekannt ist.

Die ursprüngliche Gartenstruktur mit ihrer regelmäßigen symmetrischen Beetanlage wurde 1854 durch den Bau des riesigen Glaspalastes zerstört. Dieser wurde anlässlich der Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung inmitten des Gartens errichtet und bis 1931 für Ausstellungen genutzt; im gleichen Jahr brannte er ab. Zu dem Zeitpunkt war der Botanische Garten allerdings bereits nach Nymphenburg verlagert worden, wo er im Jahr 1914 seine Pforten geöffnet hatte. Vom Alten Botanischen Garten ist heute nur noch das Eingangstor erhalten. Die Rosenausstellung im Botanischen Garten München-Nymphenburg stellt die Verbindung zum Alten Botanischen Garten über dieses historische Tor her. Die esucher können es inmitten der Winterhalle durchschreiten, um diesseits und jenseits durch die Rosenbeete zu flanieren.

Vor 200 Jahren war die Rosenvielfalt allerdings nicht so groß wie heute. Ende des 18. Jahrhunderts verfügte man nur über ein paar Dutzend Sorten und erst Anfang des 19. Jahrhunderts setzte eine gezielte Züchtung ein. Genau in das Gründungsjahr des Alten Botanischen Gartens München fällt die Entstehung der »Blush Noisette«, einer Rosensorte, die zur Bildung einer neuen Klasse führte, die als erste öfterblühende Kletterosen enthält und die man unter dem Namen Noisette-Rosen kennt. Die Entstehungsgeschichte der Noisette-Rosen beginnt zu Anfang des 19. Jahrhunderts in Nordamerika, genauer im Südwesten der USA im Bundesstaat South Carolina, in der Nähe der Hafenstadt Charleston.

Dort kreuzte der Reisanbauer John Champneys im Jahr 1802 auf seiner südlich der Stadt gelegenen Farm die China-Rose »Old Blush«, die er von seinem Nachbarn Philippe Noisette erhalten hatte, mit der Moschus-Rose, Rosa moschata. Das Ergebnis war eine gut wüchsige Rose mit einfachen oder doppelt gefüllten Blüten, die »Champneys’ Pink Cluster« genannt wurde. Champneys gab seinem Nachbarn aus Dank Sämlinge von dieser neuen Rose. Philippe Noisette, einer französischen Züchterfamilie entstammend, kultivierte sie und entwickelte im Jahr 1812 die »Blush Noisette«, eine sehr wüchsige, fast dauerblühende, duftende, hellrosa bis lilafarbene Rose.1817 sandte Philippe Noisette Stecklinge dieser neuen Rose an seinen Bruder Louis Claude Noisette in Frankreich. Dieser verfolgte die Züchtungslinie weiter und entwickelte zahlreiche Sorten. Ab 1819 konnte man die ersten »Noisettes« im Handel erhalten. Sie wurden als eigene Klasse anerkannt; übrigens die einzige Rosenklasse, deren Ursprung in den USA. liegt.

Ein lebendes Exemplar der Rose, die mit dem Botanischen Garten sein 200-jähriges Bestehen in München feiert, wird natürlich in der Ausstellung zu sehen sein. Umgeben von einer Vielzahl schöner modernen Sorten wird die »Blush Noisette« einen Ehrenplatz im vorderen Teil der Ausstellung bekommen. Übrigens gibt es noch ein Jubiläum. Im Jahr 1812 erschien der erste Band der »Kinder- und Hausmärchen« der Gebrüder Grimm, in dem auch das Märchen »Dornröschen« geschildert wurde.

Artikel vom 30.06.2012
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