»Grüß Gott!« oder »Konnichiwa!« in einer besonderen Bäckerei

Haidhausen · Brezn vom Japaner

Deutsche Backwaren aus japanischer Hand: Hinako Obori hat in Deutschland ihr Handwerk gelernt. Sohn Hugo liebt Mamas Käsekuchen. 	Foto: js

Deutsche Backwaren aus japanischer Hand: Hinako Obori hat in Deutschland ihr Handwerk gelernt. Sohn Hugo liebt Mamas Käsekuchen. Foto: js

Haidhausen · Japaner können Sushi, keine Frage. Aber Brezn und Prinzregententorte? Chotto, ne, das ist ein höfliches »Nein« auf Japanisch. Eine japanische Familie beweist in Haidhausen das Gegenteil.

In einer kleinen Bäckerei in der Lothringer Straße mit angegliedertem Café kann man seit fünf Jahren Semmeln, Kuchen, Torten, Croissants und Baguettes »vom Japaner« kaufen. Betrieben wird der Laden vom Ehepaar Hinako und Michitoshi Obori, das vor rund zwei Jahrzehnten nach Deutschland kam, um hier das Bäcker- und Konditorenhandwerk zu erlernen. Kennengelernt haben die beiden deutsches Brot in ihrer Heimatstadt Nagoya. Dort habe es eine deutsche Bäckerei gegeben, berichtet Hinako Obori: »Wir wollten unbedingt wissen, wie man diese Produkte im Ursprungsland herstellt.« Daher habe sich das Paar entschlossen, nach Deutschland auszuwandern. In Trier begannen sie ihre Ausbildung. Nach einigen Jahren in Hamburg, Berlin und Freudenstadt, in denen sie ihre Kenntnisse in einer Vollkorn- und einer Biobäckerei sowie einem Hotel bei der Herstellung von Desserts und Speiseeis vertiefen konnten, zogen sie nach München. Die bayerische Landeshauptstadt sei von jeher ihr Ziel gewesen, sagt Hinako Obori. Seit 2005 lebt die Konditorenmeisterin mit ihrem Mann, der die Meisterprüfung als Bäcker abgelegt hat, nun in der Pariser Straße. »Ein Geschäft wie unseres funktioniert nur in Haidhausen«, erklärt sie. In dem Stadtteil seien die Bewohner nämlich meistens zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Dies sei gerade für kleine Läden wichtig: »In einem Viertel, in dem hauptsächlich mit dem Auto gefahren wird, würden wir übersehen werden.«

Eine große Rolle spiele außerdem Mundpropaganda. Trotz der Größe der Stadt gebe es in Haidhausen noch Strukturen wie in einem Dorf. Gespräche zwischen Nachbarn seien üblich: »Hier erzählt man sich noch, was man kocht und wo man einkauft.« Zugute gekommen sei dem Familienbetrieb daher gerade in der Anfangszeit, dass ihr Sohn Hugo die Kindertagesstätte »Kellerkinder« besucht habe, die damals in der Kellerstraße ansässig gewesen sei: »Die Mütter und Erzieherinnen haben zu unseren ersten Kundinnen gehört.« Anschließend sei die Bäckerei schnell in der näheren Umgebung bekannt geworden. Nach japanischen Rezepten wird im Obori nicht gebacken. Spezialisiert hat sich der Laden vielmehr auf deutsche und französische Produkte wie Obstkuchen, Baguettes und kleine Torten. Die Zutaten stammen zum Teil aus ökologischem Anbau. Die Waren kommen übrigens auch beim Sohn gut an, der inzwischen zehn Jahre alt ist und die Schule an der Hochstraße besucht. »Den Käsekuchen mag ich am liebsten«, schwärmt Hugo. Julia Stark

Artikel vom 19.06.2012
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