Kathrin Schlenther hisst zu jedem EM-Spiel die Fahnen für Haar

Haar · Alle Flaggen zeigen

Kathrin Schlenther hisst die Nationalflaggen zum Spiel Italien gegen Kroatien.	Foto: ikb

Kathrin Schlenther hisst die Nationalflaggen zum Spiel Italien gegen Kroatien. Foto: ikb

Haar · Ob Deutschland gegen Dänemark oder Schweden gegen Frankreich – zum Anpfiff eines jeden Spiels der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine wehen hoch über den Dächern am Ortsrand von Haar im äußersten Winkel des Jagdfeldrings, an der Ferdinand-Kobell-Straße, die Fahnen der spielenden Teams.

Fußball-Fan Kathrin Schlenther zieht pünktlich auf ihrer Dachterrasse im dritten Stock die 150 mal 90 Zentimeter großen Nationalflaggen per Seilzug an einem sechs Meter langen Aluminiummasten hoch. »Das könnte man doch zur Europameisterschaft auf der Terrasse installieren«, kam der im Qualitätsmanagement eines Speditionsunternehmens im Münchner Großmarkt in den Sinn, als sie bei einem Einkaufsbummel durch die Stadt in einem Geschäft das in mehrere Teile zerlegbare, zusammensteckbare Rohr samt Deutschland-Fahne entdeckte. »Aber nur die schwarz-rot-goldene Fahne zu hissen – das ist doch fad«, dachte sich Schlenther.

Inspiriert von den aus aller Herren Länder stammenden, im Großmarkt tätigen Mitarbeitern, schaute sie sich nach den Bannern der anderen teilnehmenden Teams um. Und prompt wurde sie in einem Laden fündig: »Die boten dort die Flaggen im 16er-Pack an.« Kathrin Schlenther konnte nicht widerstehen, investierte insgesamt knapp 100 Euro, schleppte alles nach Hause und bohrte dort die Stangen in die Erde eines tiefen Betonblumentroges. Das Rohr befestigte sie zur Sicherheit am Geländer. »Ich halte auf jeden Fall bis zum Finale durch, ich schaue auch alle Spiele im Fernsehen an«, versichert die Anhängerin des runden Leders.

Gab es bislang irgendeine Resonanz zu der ungewöhnlichen und zugleich leidenschaftlichen Aktion? »Beschwert hat sich keiner. Einige unmittelbare Nachbarn grüßen und nicken immer mal wieder, Bauarbeiter – das Gebäude ist seit ein paar Tagen eingerüstet, die Fassade wird renoviert – stutzen kurz, lächeln und winken dann freundlich. Das war’s«, so Kathrin Schlenther.

Direkt mit Fußball zu tun hat sie nichts, für Freizeitsport hat sie kaum Zeit. Denn sie ist beruflich von morgens bis abends außer Haus. Dennoch kommt die sportliche Betätigung nicht zu kurz. »Wenn es nicht schneit oder stark regnet radle ich die 16 Kilometer zum Großmarkt; im vergangenen Jahr, genau am 11. 11., war ich zum 111. Mal auf der Strecke unterwegs. Und die Heimtour entstresst richtig«, meint sie, die seit 13 Jahren in der Gemeinde wohnt.

Auf ihre Fußball-Begeisterung angesprochen, bekennt Schlenther eine »Rote«, eine überzeugte Bayern-Anhängerin zu sein. »Das ergab sich vor 20 Jahren, als ich im Großmarkt begonnen habe fast zwangsläufig als Kontrast zu den vielen Blauen, den Sechzger-Anhängern, die mich hier umgeben. Hier eine Rote zu sein, ist manchmal aber schon ein wenig brisant«, erzählt sie. Angetan von den Bayern-Spielern ist sie besonders von Nationalspieler Mario Gomez: »Der sieht gut aus, der spielt super. Auch Schweinsteiger gefällt mir«. Ein Spiel des FCB in der Allianz-Arena hat sie noch nicht gesehen, teuer seien die Karten und »man kommt ja kaum an eine ran«.

Und wie geht es weiter, wenn sie am Sonntag, 1. Juli, nachts die Fahnen der beiden Finalmannschaften einholt? »Bei der Weltmeisterschaft 2014 würd’ ich das schon ganz gern wieder machen«, meint Schlenther. 32 Teams treten dann in 64 Spielen in Brasilien an. Die Begegnungen in und um Rio de Janeiro werden laut FIFA-Spielplan um 13 und 19 Uhr angepfiffen – zur Ortszeit. Bei fünf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland sind dann nicht nur Kathrin Schlenther einige Schichten nach Mitternacht gewiss. ikb

Artikel vom 19.06.2012
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