Wenn die Sonne am höchsten steht

München · Sonnwendfeuer 2015 in der Region

Ob man damit nun Dämonen verjagt oder einfach enger zusammenrückt – Sonnwendfeuer sind beliebt.

München · Im Jahr gibt es zwei Sonnenwenden: eine im Winter und eine im Sommer. Beide markieren den Beginn einer neuen Jahreszeit und den Wechsel von den kürzer werdenden Tagen zu längeren und umgekehrt. Wobei die Tage natürlich nicht länger oder kürzer werden, sondern die Sonnenaufgangszeit und die Sonnenuntergangszeit zusammenrücken oder sich von einander entfernen.

Die Sommersonnenwende wird traditionell gefeiert. Das Fest, das der Wintersonnenwende wahrscheinlich zugrunde liegt, ist heute das Weihnachtsfest. Bei den Sonnwendfeiern im Juni, den Sommeranfang, sind die heidnisch-naturreligiösen Rituale deutlich zu erkennen. Das Weihnachtsfest, wie wir es kennen, ist dagegen eine Entwicklung der vergangenen 200 Jahre.

Die Sommersonnenwende wird traditionell mit einem Sonnwendfeuer gefeiert. Das christliche Äquivalent dazu ist das Johannisfeuer. Benannt ist das Johannisfeuer nach dem Johannes dem Täufer, der Heilige des 24. Juni. Bei beiden steht natürlich das Abbrennen eines großen Scheiterhaufens im Mittelpunkt. Das Johannisfeuer soll böse Geister und ein schlimmes Schicksal abwenden. Diese Bedeutung hat sich von den vorchristlichen Sonnwendfeuern auf die christlich geprägten Feuern übertragen, wenngleich das typisch naturreligiöse Überlieferungen sind.

Die heutigen Sonnwendfeuern gehen auf diesen alten Brauch zurück. Auch die Sonnwendfeuern zur Zeit des Dritten Reichs haben diesen Anspruch erhoben, doch gehen die Zwecke weit auseinander. Während heute ein ausgelassenes Volksfest stattfindet, bei dem die Gemeinschaft im Vordergrund steht, haben die Nationalsozialisten eine Gemeinschaft auf Grundlage ihrer Ideologie inszeniert und eine künstliche Germanisierung verherrlicht. Mit ihren Sonnwendfeuern haben sie die altgermanische Tradition für ihre Zwecke missbraucht. Davon sind die heutigen Sonnwendfeuer heute erfreulicherweise weit entfernt.

Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen

• Münchner Wochenblatt / SamstagsBlatt (weitere Artikel)

Login