Nach 38 Jahren zieht sich Josef Koch aus dem BA zurück

Berg am Laim · Institution hört auf

Ein durch und durch »Berg-am-Laimer Gwax«: Josef Koch kennt im Stadtteil  jedes Gebäude und viele seiner Bewohner.	Foto: js

Ein durch und durch »Berg-am-Laimer Gwax«: Josef Koch kennt im Stadtteil jedes Gebäude und viele seiner Bewohner. Foto: js

Berg am Laim · Fast 4 Jahrzehnte hat Josef Koch (SPD) als Mitglied des Bezirksausschusses Berg am Laim (BA 14), davon 22 Jahre als dessen Vorsitzender, das politische Leben im Stadtteil geprägt. Auf der letzten Sitzung des Gremiums verkündete der 66-Jährige nun, dass er sein Amt niederlegen und sich auch aus dem BA zurückziehen werde.

Halbe Sachen liegen diesem Mann nicht. So wie er mit Herzblut und viel Zeitaufwand sein Ehrenamt ausgeübt hat, so konsequent zieht er sich jetzt auch zurück. Der gebürtige Marquartsteiner lebt schon seit 1969 im Viertel, er ist bodenständig und natürlich wie das Gros der Berg-am-Laimer auch. Auch die Opposition zollt dem ehemaligen Bahnangestellten Anerkennung. Die konstruktive Zusammenarbeit im Stadtteilparlament sei Kochs persönliches Verdienst, sagt sein langjähriger Stellvertreter Anton Spitlbauer sen. von der CSU. »Es war eine spannende Zeit«, sagte Koch über die Anfänge seiner ehrenamtlichen Arbeit im BA. 1974 trat er im Alter von 28 Jahren als Nachrücker in das Gremium ein. An seine erste politische Auseinandersetzung könne er sich noch gut erinnern. Damals sei es um die Bebauung an der Kreuzung der Weihenstephaner- und der Berg-am-Laim-Straße gegangen. Eine »schöne, alte Villa« habe damals gegen den Willen des BA einem Appartmentbau weichen müssen: »I kannt die Heiser heit no abreißen«, grollt Koch. Allerdings konnte das Stadtteilparlament unter seiner Leitung ab 1990, als er Hermann Weinhauser als Vorsitzender ablöste, auch viele Erfolge verbuchen, etwa den Erhalt der Trambahn entlang der Berg-am-Laim-Straße. Die Stadt habe im Zuge des U-Bahn-Baus geplant, den oberirdischen, öffentlichen Nahverkehr einzustellen, erinnert sich Koch. Inzwischen habe sich jedoch gezeigt, dass die Straßenbahn »mehr denn je« gebraucht werde. Durchsetzen konnte der BA zudem den Ausbau des Zeugnerhofs, eines alten Bauernhofs in der Josefsburgstraße, in dem sich inzwischen ein Jugendtreff befindet.

Auch die Renaturierung des Hachinger Bachs, die nun umgesetzt werden soll, sei stets ein wichtiges Anliegen des Stadtteilparlaments gewesen, betont er: »Wenn’s soweit is, bin i dabei und schütt den ersten Eimer Wasser nei!« Man merkt, dass er die Lokalpolitik nicht gänzlich aus dem Blick verlieren wird, auch wenn er sich schon länger mit dem Gedanken trägt, sich aus dem politischen Alltag zurückzuziehen und nennt dafür gesundheitliche Gründe. Aber man muss sich keine Sorgen machen; er will auf der einen Seite einfach kürzer treten und auf der anderen mehr Zeit für Sport haben: »I hab an Laufspezi, mit dem i drei, vier Mal in da Woch unterwegs bin.« Außerdem geht er gern in die Berge und beschäftigt sich mit seinen mittlerweile fünf Enkeln. All das gönnen ihm die BA-Kollegen natürlich von Herzen, werden ihn aber vermissen. Dem Vorsitzenden sei es zu verdanken, dass es »trotz fundamentaler Unterschiede« immer eine »gedeihliche Zusammenarbeit« gegeben habe, sagt Spitlbauer. Zwar sei in den Medien immer wieder kritisiert worden, dass im Bezirksausschuss »zu wenig gestritten« werde: »Aber wir haben das Wilde nie vermisst.« Auch Koch selbst räumte ein, es sei zwar erfreulich gewesen, dass seine Partei im Stadtteilparlament meistens die absolute Mehrheit gehabt habe. »Aber wir haben das nie ausgenutzt.« Von den Mitgliedern wünsche er sich nun, dass diese Tradition fortgesetzt werde. Kochs Nachfolger wird voraussichtlich Ende Juni gewählt. Als Favorit gilt Kochs langjähriger Stellvertreter und Parteigenosse Robert Kulzer. »Er hat auf jeden Fall seinen Hut in den Ring geworfen«, so Koch, und er habe Kulzer schon mal auf die Übergabe vorbereitet. »An Respekt muas a si natürlich erst selbst erarbeiten.« Aber wenn Kulzer Hilfe brauche, könne er immer gern zu ihm kommen. Dass es mit dem Abschiednehmen vom Amt schon ganz gut klappt, erkennt man daran, dass er auf die Frage, wer denn für ihn in den BA nachrücke, meint: »Oh, des woas i gar net. Die Unterlagen hab i scho weggschmissen. I glaub, Friedrich hoaßt er.« Gabriele Heigl / Julia Stark

Artikel vom 05.06.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...