Der größte Verein Neufahrns steht ohne Führung und Geld da

Neufahrn · TSV in der Existenzkrise

Detlef Salzbrunn (links) und Hans Lutz bildeten den Wahlausschuss. Eine Stunde lang suchten sie vergeblich nach einem Vorstand. Foto: bb

Detlef Salzbrunn (links) und Hans Lutz bildeten den Wahlausschuss. Eine Stunde lang suchten sie vergeblich nach einem Vorstand. Foto: bb

Neufahrn · Der größte Verein Neufahrns, der TSV Neufahrn, hat ganz große Schwierigkeiten. Bei der Jahreshauptversammlung konnte kein Nachfolger für den scheidenden ersten Vorstand Andreas Morgenstern gefunden werden. Nach zähem Ringen wurde zumindest der vakante Posten des Schriftführers besetzt, so dass wenigstens für sechs Wochen ein kommissarischer Vorstand die Geschicke der 1.611 Sportler leitet.

Zudem drücken dicke Verluste auf das Gemüt, das erneute Minus von rund 31.000 Euro im vergangenen Jahr hat einen neuen Höchstwert erreicht. Die Spanne der 19 Sportarten, die beim 1919 gegründeten TSV angeboten werden, reicht mittlerweile von Badminton bis Volleyball, die Mitgliederstruktur ist auch ziemlich stabil. Ganz im Gegensatz zum Vorstand: Ohne schon im Vorfeld der Versammlung einen Nachfolger vorzuschlagen, zog sich Morgenstern aus »zeitlichen und familiären Gründen« am vergangenen Freitag aus dem Verein zurück. Und stellte damit die überraschten Mitglieder, wie auch den Wahlausschuss, vor eine schier unlösbare Aufgabe. Mehr als eine Stunde wurden alle potenziellen möglichen Kandidaten abgeklopft, niemand fand sich jedoch zur Kandidatur bereit. Alle betonten, dass sie bereits als Übungs- oder Abteilungsleiter eingespannt seien und nicht noch mehr Arbeit übernehmen könnten. Zudem ist es laut Vereinssatzung nicht gestattet, dass ein Abteilungsleiter zugleich in die Vorstandschaft gewählt wird. Schon vor einem Jahr war die Situation ähnlich, damals sprang jedoch Morgenstern in die Bresche. Obwohl erst seit 2010 Mitglied des Vereins, erklärte er sich nach einem Tag Bedenkzeit bereit, die Geschicke des Vereins zu lenken und ersparte dem TSV eine langwierige Kandidatensuche. Das große Potenzial, das er damals noch im Verein gesehen hat, kann seiner Meinung nach momentan nicht genutzt werden: »Es sind immer die Gleichen, die dabei sind, wir bräuchten aber dringend mehr Schultern. Bei der Größe des Vereins ist ein fest angestellter Geschäftsführer sinnvoll, aber das können wir uns natürlich nicht leisten«, verabschiedete sich Morgenstern.

»Der Verein ist es wert, dass man zusammenhält. Wenn wir alle mithelfen, wird es einfacher«, appellierte Anita Salzbrunn, die als Kassierin für die vorzeitig ausgeschiedene Eva Riederer eingesprungen ist und seit November auch noch das Amt der Schriftführerin übernommen hat. Zumindest dieser Posten konnte durch den eiligst per Telefon herbeigerufenen Karl Jäger besetzt werden, sodass nun für sechs Wochen Luft bleibt, um den Vorstand zu komplettieren. »Wir stehen an einem Scheideweg«, konstatierte Detlef Salzbrunn, Vereinsvorstand aus früheren Jahren. »Wenn in ein paar Wochen nichts passiert, können wir den Verein zusperren!«

Nach Anita Salzbrunns Worten müsse man sich neben der personellen Misere aber auch dringend Gedanken über die immer schlechter werdende finanzielle Situation machen: »Wenn sich nichts ändert, steuern wir auf das finanzielle Ende zu«. Das Minus habe sich in den vergangenen Jahren ständig erhöht, mit 30.634 Euro sei nun ein Spitzenwert erreicht. Allein 4.900 Euro Verlust resultieren aus dem Sportbetrieb, etwa für Trainer oder Fahrtkosten. »Wir brauchen zum einen mehr Einnahmen, müssen aber auch sparen«, so Salzbrunn. Dies werde nicht einfach, denn der Unterhalt der vereinseigenen Sporthalle ist teuer, die ständig steigenden Energiekosten sowie Ausgaben für Reinigung und Reparaturen belaufen sich auf jährlich über 50.000 Euro. »Und eigentlich müssten wir Rücklagen bilden, denn die Duschen müssen dringend renoviert werden. Die dafür veranschlagten 23.000 Euro können wir im Moment aber nicht aufbringen«, bedauerte Salzbrunn, die ihre Hoffnungen auf einen Zuschuss vonseiten der Gemeinde setzt. Zur Verbesserung der Einnahmenseite wurde neben einer grundsätzlichen Beitragserhöhung bereits über eine Neustrukturierung der Mitgliedsbeiträge in Form eines Grundbetrags plus Spartenbeitrag gedacht, was aber dann Aufgabe des neuen Vorstandes sein werde. Bereits sehr gut angenommen würden Kurse für Nichtmitglieder, wie etwa Zumba. Überhaupt sei das Angebot des TSV sehr attraktiv und werde gut besucht.

»Sowohl die TSV- als auch die Käthe Winkelmann Halle sind im Winter voll ausgelastet, wir können keinen weiteren Stunden draufpacken«, so Sportleiter Herbert Mim.Dies werde nicht einfach, denn der Unterhalt der vereinseigenen Sporthalle ist teuer, die ständig steigenden Energiekosten sowie Ausgaben für Reinigung und Reparaturen belaufen sich auf jährlich über 50.000 Euro. »Und eigentlich müssten wir Rücklagen bilden, denn die Duschen müssen dringend renoviert werden. Die dafür veranschlagten 23.000 Euro können wir im Moment aber nicht aufbringen«, bedauerte Salzbrunn, die ihre Hoffnungen auf einen Zuschuss vonseiten der Gemeinde setzt. Zur Verbesserung der Einnahmenseite wurde neben einer grundsätzlichen Beitragserhöhung bereits über eine Neustrukturierung der Mitgliedsbeiträge in Form eines Grundbetrags plus Spartenbeitrag gedacht, was aber dann Aufgabe des neuen Vorstandes sein werde. Bereits sehr gut angenommen würden Kurse für Nichtmitglieder, wie etwa Zumba. Überhaupt sei das Angebot des TSV sehr attraktiv und werde gut besucht. »Sowohl die TSV- als auch die Käthe-Winkelmann-Halle sind im Winter voll ausgelastet, wir können keine weiteren Stunden draufpacken«, so Sportleiter Herbert Mim. bb

Artikel vom 29.05.2012
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