Zwei Preise für den Jazzclub Unterfahrt und seine Managerin

Haidhausen · Perfekt improvisiert

Ein Herz für den Mann am Klavier: Club-Managerin Böhnke-Geisse mit dem Jazz-Pianisten Michael Wollny, der 2010 und 2011 den »Jazz Echo« gewann. Foto: js

Ein Herz für den Mann am Klavier: Club-Managerin Böhnke-Geisse mit dem Jazz-Pianisten Michael Wollny, der 2010 und 2011 den »Jazz Echo« gewann. Foto: js

Haidhausen · Der Jazzclub Unterfahrt wird in diesem Jahr mit zwei besonderen Auszeichnungen gewürdigt. In Kürze wird die Konzertmanagerin Christiane Böhnke-Geisse in Dresden den »Echo Jazz« entgegennehmen. Außerdem erhält der Club den mit 10.000 Euro dotierten Musikpreis der Stadt München. Gespielt haben in dem Lokal, das seit 1978 in Haidhausen ansässig ist, schon Jazzgrößen wie Arthur Blythe und Roger Cicero.

Der Jazzclub Unterfahrt in der Einsteinstraße zählt zu den bedeutendsten Jazzclubs in Europa und findet sogar in den Vereinigten Staaten Beachtung. Erst 2007 wurde das Haus vom Magazin »Downbeat« unter den 100 wichtigsten Jazzclubs der Welt genannt. Nun folgen zwei weitere Anerkennungen aus Deutschland. »Der ›Echo Jazz‹ ist zwar nicht dotiert, aber eine große Ehre«, freut sich Böhnke-Geisse. Am 3. Juni wird sie die Trophäe in der Kategorie »Förderer des Jazz« in Empfang nehmen. Ein Preisgeld erwartet das Projekt hingegen am 18. Juli. »Weil bei uns fast jeden Tag Konzerte stattfinden, können wir das gut gebrauchen«, so Böhnke-Geisse. Angeschafft werden soll mit dem Geld ein neues Schlagzeug.

Um ein kommerzielles Unternehmen handelt es sich bei dem Club übrigens nicht. Seit 1980 veranstaltet die Konzerte der Verein »Förderkreis Jazz und Malerei München e.V.«. Der Verein sei damals gegründet worden, um bei der Stadt Zuschüsse für ein neues Klavier beantragen zu können, erzählt Böhnke-Geisse: »Die Verwaltung hat uns zu dieser Vorgehensweise geraten.« In den ersten Jahren habe der Verein vor allem eine formale Funktion gehabt. Bis Ende der 1980er Jahre habe es gerade einmal 28 Mitglieder gegeben. Als Böhnke-Geisse und der derzeitige Vorstand Michael Stückl das Ruder übernahmen, stiegen die Beitritte indes rasant an. »Damals standen wir kurz vor der Auflösung«, erinnert sich Böhnke-Geisse. Deshalb habe man gezielt Mitgliederwerbung betrieben. Schon nach einem Jahr konnten 100 Jazzfans gewonnen werden. Inzwischen zählt der Verein mehr als 1.000 Mitglieder. Viele von ihnen beteiligen sich als ehrenamtliche Helfer: »Das ist eine große Unterstützung für uns.« Jazz sei nach wie vor eine sehr beliebte Musikgattung. Allerdings habe sich der Stil in den letzten Jahrzehnten verändert: »Den klassischen, schwarzen Jazz-Musiker aus Amerika gibt es heute in der Form nicht mehr.« Vielmehr entwickle sich in den verschiedenen europäischen Ländern jeweils eine eigene Ausprägung: »In Großbritannien fließen zum Beispiel Elemente aus Pop und Punk mit ein, in Frankreich aus dem Chanson.« Geblieben sei der Musikgattung jedoch das Intellektuelle, Improvisatorische: »Das wird Bestand haben, und das ist auch gut so.« Julia Stark

Artikel vom 22.05.2012
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