Musiknachwuchswettbewerb: Vorentscheid im Soundcafé

Schwabing · muc king statt DSDS

Hausband im Soundcafé: die Metal-Band Pro.Insanity mit Stefan und Daniel (beide Gitarre) und Simon (Schlagzeug) – mittendrin Profimusiker und Sozialpädagoge Andy Seidl vom Soundcafé.	Foto: scy

Hausband im Soundcafé: die Metal-Band Pro.Insanity mit Stefan und Daniel (beide Gitarre) und Simon (Schlagzeug) – mittendrin Profimusiker und Sozialpädagoge Andy Seidl vom Soundcafé. Foto: scy

Schwabing · Wer braucht schon »Deutschland sucht den Superstar«? Statt sich doof-derbe Sprüche von Dieter Bohlen um die Ohren hauen zu lassen, stellen sich Münchens Nachwuchsmusiker lieber einer Jury, der es um echtes Können geht – und nicht um ein großes TV-Spektakel.

Legendär ist inzwischen der so genannte muc king, der Jugendbandnachwuchswettbewerb des Kreisjugendrings München-Stadt und der Radio- und Musikproduktion Recplay. Wie jedes Jahr präsentieren sich insgesamt 16 Bands an vier Freitagen im April und Mai und versuchen, Jury und Publikum von sich zu überzeugen. Die vierte und letzte Vorrunde findet am Freitag, 11. Mai, um 20 Uhr im Schwabinger Soundcafé, Traubestraße 5, statt. »Die Veranstaltung ist Kult«, sagt Andy Seidel vom Soundcafé. Der Profimusiker und Sozialpädagoge unterstützt die Nachwuchsbandszene seit rund zwölf Jahren. »Uns ist es sehr wichtig, bei ›muc king‹ dabei zu sein und eine Plattform zu bieten.« Und es gibt heuer auch ein Jubiläum zu feiern: Der Festival-Contest für Newcomer findet bereits zum zehnten Mal statt.

Rund 35 Bewerbungen gab es dieses Mal, 80 Prozent reine Männerbands. Bewerben konnten sich Musiker, die im Schnitt nicht älter sind als 24 Jahre und mindestens ein Bandmitglied muss seinen Hauptwohnsitz in München haben. Wer dabei ist in den Vorrunden, das entscheidet unter anderem Juror Olly Künzner. »Unter den Einsendungen fanden sich wie immer alle Spielarten, unter anderem Ska, Reggae, Hip Hop, Rock und Metal. Bei Metal allerdings gibt es ein Überangebot«, verrät der Medienpädagoge. Unabhängig vom Musikstil gilt natürlich: Qualität entscheidet. »Das Niveau ist teilweise sehr unterschiedlich. Nicht jeder hat das Zeug, sich zu qualifizieren«, sagt Künzner. Eher exotische Bands erwecken natürlich erstmal automatisch Interesse. Wie etwa »Musica Immortalis«, sechs Männer und eine Frau, die sich vor etwa drei Jahren zusammen getan haben und »Mittelalterrock« spielen. Heißt: Mittelalterliche Melodien und Texte werden mit härteren Komponenten der Rock- und Metalszene kombiniert.

Zu den Instrumenten gehören Marktsackpfeifen und Schalmeien, Flöten und Saiteninstrumente, große Trommeln und Schlagzeug. »Dass wir dabei sind, ist eine super Sache«, findet Julian Kögl, der mit seiner Band in der Vorrunde im Soundcafé auftritt. »muc king« sei aber mehr als ein Wettbewerb. »Es ist eine tolle Möglichkeit, uns zu zeigen. München darf uns ruhig noch besser kennen lernen.« Mit ins Rennen gehen am Freitagabend außerdem Steve Rebell & Band (Punk Rock), My Dying Horizon (Melodic Metal) und Meandering ­Mine (Progressive Rock). ­»Möge der Beste gewinnen«, sagt Kögl. Der Siegerpreis lässt ­natürlich jedes Musikerherz höher schlagen: Im rec-play studio können Songs für ein erstes Album aufgenommen werden. Im vergangenen Jahr spielte sich die Rock-Sound-Band »Sonotseventy« an die Spitze. Punkte verteilt sowohl das Publikum als auch eine vierköpfige Jury, der unter anderem Olly Künzner und Andy Seidel angehören.

Weitere Veranstaltungsorte für die Vorrunden waren das 103er an der Perlacher Straße, das Haneberger und das aqu@rium in Pasing. Die Vorrundensieger treffen sich am Freitag, 18. Mai, zum Finale im Spectaculum Mundi, eine Konzertbühne getragen vom Kreisjugendring München, an der Graubündener Straße 100. Einlass ist um 19.30 Uhr, Beginn um 20 Uhr.

So legendär der »muc king« auch ist, der Ansturm ist nicht mehr so groß wie er mal war. Die Zahl der Zuschauer hat sich inzwischen bei rund 150 eingependelt – in den ersten Jahren kamen noch 320 bis 380 Leute. »Wie viele Leute kommen, das steht und fällt mit der Eigenwerbung der Bands«, so Andy Seidel. Zudem habe der »muc king« sein Alleinstellungsmerkmal verloren. Laut Seidel habe es in den vergangenen Jahren immer mehr Nachwuchsbandwettbewerbe gegeben. Viele Möglichkeiten also, sich unter Beweis zu stellen. Und dringend notwendig. »Die Auftrittsmöglichkeiten für Newcomer in München sind nicht so berauschend viele«, sagt Seidel. »Jede Bühne wird gebraucht.«

Das Schwabinger Soundcafé engagiert sich für den Nachwuchs auch auf andere Weise. Momentan finden 18 Bands hier die Möglichkeit zu proben, die Räume sind die ganze Woche über von 16 bis 19 Uhr und von 19 bis 22 Uhr belegt. Wer mal reinhören will: Sechs der »Hausbands« spielen beim Hausbandkonzert am Freitag, 18. Mai. »Wir erwarten ein volles Haus«, so Seidel. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 08.05.2012
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