Künftig wird es zwei Fußballvereine in Ottobrunn geben

Ottobrunn · Schwierige Zeiten

Der TSV Ottobrunn, hier gegen den TSV Kirchseeon, kämpft derzeit nicht nur um den Aufstieg in die Bezirksliga, sondern auch um Mitglieder.	Foto: Schunk

Der TSV Ottobrunn, hier gegen den TSV Kirchseeon, kämpft derzeit nicht nur um den Aufstieg in die Bezirksliga, sondern auch um Mitglieder. Foto: Schunk

Ottobrunn · Bei den Ottobrunner Fußballern hängt derzeit der Haussegen mehr als schief. Die Abspaltung eines neuen FC Ottobrunn vom Traditionsverein TSV könnte tiefe Gräben bei den Kickern reißen.

Künftig muss man sich in Ottobrunn jedenfalls auf ein schwieriges Miteinander zweier Fußballvereine einstellen. Anhänger des Ottobrunner Fußballs dürften derzeit hin- und hergerissen sein: In diesen entscheidenden Maitagen kämpft die in dieser Saison so erfolgreich agierende erste Mannschaft des heimischen TSV Ottobrunn bislang höchst erfolgreich um die Meisterschaft in der Kreisliga München und greift mit Macht nach dem Direktaufstieg in die Bezirksliga. Nach Jahren des Darbens und in der kickenden Diaspora wäre das für die Fußballer vom Haidgraben eine Art sportliche Wiederauferstehung.

Doch in den Freudenkelch mischen sich bittere Tropfen. Denn just im erfolgreichsten Kickerjahr seit Jahren ist eine Spaltung des Traditionsvereins Fakt. Ein mittlerweile neu gegründeter »FC Ottobrunn« wird ab der kommenden Spielzeit im Herbst als eigenständiger Verein an den Start gehen – allerdings vorerst nur im Nachwuchsbereich und ohne eigenes Seniorenteam. Vor allem finanzielle Dissonanzen und eine aus Sicht der »Revolutionäre« mangelhafte Finanzausstattung des Nachwuchsbereichs nebst zu üppiger Versorgung der ersten Mannschaft hatte letztlich zur Spaltung geführt. Einer, der führender Vertreter des neu gegründeten »FC« ist derzeitige TSV-Jugendleiter Eduard Schmidt. Zwei Schlichtungsgespräche mit Vereinsvertretern beider Seiten und Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) im Rathaus hatten keine Befriedung mehr erbracht.

Zu tief scheinen die Gräben im Ottobrunner Fußball-Lager. Jetzt allerdings geht es zwischen den neuen Gegnern ums Eingemachte: Schwierig dürften sich die Verhandlungen zwischen TSV und FC vor allem über die Nutzung der Sportflächen am Haidgraben gestalten. Kann doch der TSV langjährige Verträge mit der gemeindlichen Sportpark GmbH vorweisen und könnte den neuen FC hier entscheidend ausbremsen. Wären da nicht die Kosten. Ein schwieriges Konglomerat. Die Verhandlungen der beiden Seiten laufen derzeit unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Weiterer Krach scheint indes vorprogrammiert.

Dennoch: Der neue FC Ottobrunn strotzt trotz jungen Alters offensichtlich vor Selbstbewusstsein. Davon kündet vor allem die neue Webseite des Vereins (www.fc-ottobrunn.de). Auf dieser weisen die Verantwortlichen mit Stolz auf die aktuelle Entwicklung hin. Exakt 181 Mitglieder vermeldeten die Organisatoren Stand Anfang Mai. Eine eigens platzierte, an Wirtschaftszeitungen erinnernde und ansteigende Fieberkurve vertieft den Eindruck steten Personalwachstums. »Die Löwenfamilie wächst« – heißt es im Untertext. Das neue Vereinstrikot ist bereits konzipiert: blaue Leiberl, weiße Hosen und rote Stutzen –für alle Fanrichtungen etwas, mag man vermuten.

Doch die wesentlichen Fragen sind ohnehin noch offen. Wo sollen die laut FC-Statistik derzeit 140 requirierten Jugendfußballer denn auflaufen? »Da müssen wir die Verhandlungen mit dem TSV über die künftige Nutzung der Plätze am Haidgraben einfach abwarten«, lässt sich FC-Mann Schmidt zitieren. Einfach indes wird bei diesen Verhandlungen wohl nichts. Auch wenn Schmidt die Relevanz der Gespräche für beide Seiten betont. »Angesichts der zu tragenden Kosten werden die Gespräche auch für den TSV wichtig.« Doch beim angestammten Ottobrunner Hauptverein lässt man sich (noch) nicht in die Karten blicken. »Es wird Gespräche geben, denen ich aber noch nicht vorgreifen möchte«, betonte TSV-Abteilungsleiter Oliver Laumeyer auf Nachfrage.

Einig sieht man sich beim TSV aber mit der Rathausspitze in der Rechtefrage. »Die Gemeinde selbst wird sich aus den Verhandlungen zu den Plätzen heraushalten – das ist aufgrund der Vertragslage allein Sache des TSV«, betonte nach den gescheiterten Schlichtungsgesprächen Rathauschef Thomas Loderer. Ihm liegt die Geschichte heftig im Magen. »Hauptleidtragende sind vor allem die Kinder und Jugendlichen – da findet derzeit parallel eine Abspaltung schon auf den Schulhöfen statt«, will er erfahren haben. Frühere Teamkollegen werden sich künftig wohl in heißen Derbys gegenüber stehen – hoffentlich rein sportlich, wenn die Planer und Funktionäre dereinst ihr umfangreiches Tun vollendet haben. RedO

Artikel vom 08.05.2012
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